Das Interesse an der Veranstaltung "Meet a Jew" in der Tumlinger Schenke & mehr ist groß.Fotos: Baiker Foto: Schwarzwälder Bote

Begegnung: David Holinstat und Anna Rukhman erzählen bei "Meet a Jew" in Tumlingen vom jüdischen Leben in Deutschland

Das aktuelle jüdische Leben in Deutschland kennenlernen, das ist die Idee hinter dem Projekt "Meet a Jew". Der Förderverein Bürgertreff Tumlingen hatte zu einem Begegnungstreffen mit David Holinstat aus Herrenberg, und Anna Rukhman aus Stuttgart eingeladen.

Waldachtal-Tumlingen. Regina Martini begrüßte zahlreiche Zuhörer in der Schenke & mehr in Tumlingen. Aufgrund einer Lesung in Freudenstadt entstand bei ihr die Idee zu dieser Begegnung. Bei diesem Treffen stand nicht ein Vortrag im Mittelpunkt, sondern es ging gleich los mit Fragen an die beiden Referenten. Die Zuhörer sollten fragen, was sie über das jüdische Leben wissen wollen.

Beide Referenten stellten sich zunächst vor. David Holinstat wohnt seit 1982 in Deutschland. Er ist in Kalifornien aufgewachsen. Er ist Jude, aber nicht religiös aufgewachsen.

Anna Rukhman ist als kleines Kind mit ihren Eltern aus Russland ausgewandert. Sie arbeitet als Jugendleiterin in der jüdischen Gemeinde in Stuttgart.

"Wie viele Juden gibt es in Deutschland?", lautete eine Frage. 95 000 bis 100 000 sind Mitglieder in jüdischen Gemeinden, wobei es schätzungsweise weitere 100 000 gibt, die nicht in Gemeinden registriert sind. In Württemberg gibt es 3000 Mitglieder, davon 1800 im Raum Stuttgart.

Das jüdische Jahr 5781

Nac h dem jüdischen Kalender haben wir aktuell das Jahr 5781. "Die jüdische Religion ist die älteste westliche Religion", so Holinstat. "Es gibt dazu mehrere Versionen, wie man zum Beginn dieses Kalenders gekommen ist, so der Bund Abrahams mit Gott, die Erschaffung der Welt."

Eine weitere Frage: "Wie viel Prozent der Bewohner in Israel sind Juden?" 80 Prozent, so die Antwort. In Israel gehören 15 Prozent der orthodoxen Ausrichtung an.

"Wie wird man Jude", so eine weitere Frage. Man wird von jüdischen Eltern geboren und man kann konvertieren. Dies sei aber sehr schwierig, da eine Missionierung verboten ist.

"Warum macht das Schächten Sinn", so eine weitere Frage "Das Tier soll so wenig wie möglich Schmerzen erleiden." Zu erfahren war, dass Polen das Schächten verbieten wolle. "Ist dies eine antisemitische Keule", so eine Frage? Dies wurde verneint.

"Kennen Sie Leute, die in Deutschland koscher leben?", so eine Frage der Referenten an die Besucher. Es sei sehr schwer, koscheres Fleisch zu bekommen. Es gebe in Deutschland Juden, die das Koschere einhalten. "In Straßburg gibt es 10 000 Juden, da rentiert es sich, dass ein Metzger koscheres Fleisch anbietet", so Holinstrat.

In einer weiteren Frage ging es um die jüdischen Feiertage, so Rosch Haschana das jüdische Neujahrsfest, Jom Kippur, der höchste jüdische Feiertag, Sukkot, das Gedenken an die Wanderschaft, Simchat Tora, die Feier zu Ehren der Tora, der Sabbat, der Ruhetag und häufigste Feiertag zugleich.

Die Zuhörer wollten von beiden Referenten wissen, wie man als Jude in Deutschland lebt. "Warum bist du Jude?, "Warum müssen wir über Holocaust lernen? Woher kommt der Antisemitismus?" Es könne mit Neid zusammenhängen. Die beiden Referenten sagten auch, dass die jüdische Kultur einen starken Fokus auf Bildung habe, schon ab dem Kindesalter. Das sei schon vor 1000 Jahren so gewesen. 20 Prozent alle Nobelpreisträger seien Juden. Auf die Frage, ob der Antisemitismus zugenommen habe, wurde eindeutig mit Ja geantwortet.

Holinstat sieht es als sehr positiv an, dass man in Deutschland viel aus der Vergangenheit aufgearbeitet habe.

Zi el von "Meet a Jew" ist es, das aktuelle jüdische Leben in Deutschland aus erster Hand kennenzulernen. Unter dem Motto "Miteinander statt übereinander reden" vermittelt das Begegnungsprojekt des Zentralrats der Juden in Deutschland ehrenamtliche jüdische Jugendliche und Erwachsene an Schulen, Universitäten, Sportvereine und weitere Einrichtungen. In persönlichen Begegnungen geben die Teilnehmenden individuelle Einblicke in ihren aktuellen jüdischen Alltag, einen Überblick über die Vielfalt des jüdischen Lebens in Deutschland und beantworten Fragen in ungezwungener Atmosphäre.