Wirtschaft: Nestle Fenster in Hörschweiler erhält Ausbildungszertifikat der Bundesagentur für Arbeit

Für ihre hohe Ausbildungsquote, die Wertschätzung der künftigen Nachwuchskräfte und den hohen Frauenanteil in Führungspositionen erhielt Nestle Fenster aus Hörschweiler das Ausbildungszertifikat der Bundesagentur für Arbeit.

Waldachtal-Hörschweiler. Martina Lehmann, Vorsitzende der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Nagold-Pforzheim, beglückwünschte die Geschäftsführung Annkathrin und Jürgen Nestle: "Sie können stolz auf sich und Ihren Betrieb sein." Vor allem in Zeiten der zunehmenden Studentenzahlen sei es wichtig, dass Handwerksbetriebe auf dem Ausbildungsmarkt attraktiv bleiben würden. "Sie führen nicht nur ein erfolgreiches Unternehmen, sondern verzahnen Tradition und Fortschritt", dankte Martina Lehmann für das große Engagement des familiengeführten Unternehmens. Unter allen Ausbildungsbetrieben im Bezirk Nordschwarzwald seien zwei ausgewählt worden, wobei Nestle Fenster aus verschiedenen Gründen zum Zuge kam. Die Agentur für Arbeit pflege einen intensiven Kontakt und trete auch gerne mit Neuerungen an den Fensterbauer heran. Während die Ausbildungsquote in Baden-Württemberg bei 5,3 Prozent und im Landkreis bei 6,6 Prozent liegen, sind bei Nestle Fenster aktuell 13 Prozent der Mitarbeiter Auszubildende.

Fachkräftemangel im Handwerk wird in Zukunft noch stärker zu spüren sein

Unter den acht Auszubildenden sind die zwei geflüchtete Gambier Amfaal Sanneh und Mustapha Jatta, die den Beruf des Glasers lernen. "So ein Engagement ist nicht risikofrei", weist Martina Lehmann beispielsweise auf die fehlenden Deutschkenntnisse und damit auf die zusätzlichen Aufgaben des Ausbilders hin. Dazu komme, dass die beiden Gambier von Anfang an erklärt hätten, dass sie irgendwann wieder in die Heimat zurückgehen möchten. "Trotzdem bilden Sie die beiden aus, das ist nicht selbstverständlich", lobte die Vorsitzende, die auch auf das gute Betriebsklima, die Wertschätzung der Mitarbeiter und den guten Ruf des Unternehmens hinwies.

Ein weiterer Grund, wieso Nestle Fenster das Ausbildungszertifikat erhalte, sei die Führungsspitze. Durch die Förderung der Nachwuchskräfte würde nun beispielsweise die Geschäftsführung zu zwei Dritteln aus Frauen bestehen. Immer wieder würde der Fensterbauer auch bei Schülerinnen Werbung für die Ausbildung zur Glaserin machen. "Wir hatten im vergangenen Jahr schon zwei Bewerberinnen", erklärt Annkathrin Nestle, dass der Beruf des Glasers kein klassischer Männerberuf sei. Die Werbung wäre weiterhin nötig, verwies Martina Lehmann auf eine deutschlandweite Frauenquote im Handwerk, die seit rund 20 Jahren stagniere.

Die Vielseitigkeit der Ausbildung zum Glaser beschrieben die Geschäftsführer Annkathrin und Jürgen Nestle. Nach ihren Angaben dürften die Auszubildenden in alle Bereiche, vom Büro, über die Fertigung bis hin zur Rohstoffbearbeitung beim Holzbetrieb, hineinschnuppern. "Wir sind der einzige Betrieb hier in der Region, der alle Materialien verarbeitet", merkt Jürgen Nestle an, und betont dass die Lehrlinge den Entstehungsprozess des Fensters von Anfang bis Ende begleiten würden. Individuell würde der familiengeführte Betrieb auch auf die Wünsche der Auszubildenden eingehen, weshalb einer der Auszubildenden seine Auslandserfahrungen in England erweitern durfte. Holzhändler und Glasausstellungen würden besucht.

Martina Lehmann wollte wissen, wie sichergestellt werde, dass die Auszubildenden nach den drei Jahren nicht das Unternehmen verlassen würden. "Wir führen Jahresgespräche. Damit weiß der Auszubildende rechtzeitig, ob es bei uns nach dem dritten Lehrjahr weitergeht", sagt Jürgen Nestle, der 1990 den Familienbetrieb übernahm. Seine Töchter Annkathrin und Janine Nestle seien vor rund zwei Jahren in die Geschäftsführung eingestiegen und würden moderne sowie kreative Ideen einbringen. Daher brachte die Unternehmensführung ihren Wunsch eines dualen Studiengangs für das Glaserhandwerk hervor, würde dies die Attraktivität des Glaserberufs nochmals erhöhen. Martina Lehmann sah eher die Stärkung des Handwerks vor und nannte den potenziellen Fachkräftemangel im Handwerk, der in Zukunft noch stärker zu spüren sei. Umso mehr freute sie sich, dass mit der Übergabe des Ausbildungszertifikats der Bundesagentur für Arbeit an Nestle Fenster ein Zeichen dagegen gesetzt werde.