Am Montag versammelten sich noch 20 Personen auf dem Spielplatz in Tumlingen. Mittlerweile ist die Einsicht eingekehrt und es herrscht gähnende Leere.Foto: Wagner Foto: Schwarzwälder Bote

Corona-Krise: Tourismusbranche geht in Kurzarbeit / Arztpraxen geschlossen

Waldachtal. Die Dienststellen der Gemeinde Waldachtal sind seit dem 18. März aufgrund des Coronavirus und der hohen Ansteckungsgefahr geschlossen. Ebenso wurden alle Hallen und Vereinsgebäude der Gemeinde sowie die örtlichen Spielplätze gesperrt.

Bereits einen Tag nach der Ansprache von Bundeskanzlerin Angela Merkel wurden Schilder auf den Spielplätzen installiert, die um Einhaltung des Betretverbots bitten. "Am Montag waren noch 20 Personen auf dem Spielplatz", verriet Bürgermeisterin Annick Grassi auf Anfrage unserer Zeitung. "Das ist absolut nicht vertretbar. Jeder sollte sich mittlerweile über die Auswirkungen bewusst sein", betonte Grassi und rät den Bürgern ferner: "Am besten zu Hause bleiben und im Familienverbund." Die Tür der Arztpraxis von Horst Richter aus Lützenhardt ist seit Dienstag wie vielerorts verschlossen. Ausschließlich telefonisch vereinbarte Termine erhalten Zutritt. Die MEDI-VZ GmbH "Ärzte am Reichenbach" bittet auf ihrer Homepage um Beachtung und Verständnis: "Der einzige Weg, das Gesundheitssystem nicht zu überlasten, besteht darin, die Erkrankungsrate so weit wie möglich über die kommenden Wochen zu verlangsamen. Daher müssen wir die Kontakte zwischen uns allen auf das absolut Notwendigste reduzieren." Bei leichten Infektbeschwerden sollen die Betroffenen zunächst sieben Tage lang zu Hause bleiben und Kontakte zu anderen Menschen vermeiden. Arbeitsunfähigkeitsbescheinigungen können nur noch von gesunden Angehörigen und Freunden an der Praxistür abgeholt werden. Rezepte können bis auf Weiteres nicht mehr in der Praxis abgeholt werden, sondern werden am Folgetag in die vom Patienten angegebene Apotheke gebracht.

In vielen Firmen Waldachtals laufen aufgrund der derzeitigen Situation seit Dienstag die Telefonleitungen heiß. Die Tourismusbranche in Waldachtal erlebt eine heftige Welle an Stornierungen und Umbuchungen. "Land unter", lautet das nüchterne Fazit von Franz Schweizer, dem Geschäftsführer von Schweizer Reisen Verkehr und Touristik. Alle fünf Reisebüros der Firma sollen voraussichtlich ab kommenden Montag geschlossen werden. Die Mitarbeiter seien jedoch zu den gewohnten Öffnungszeiten telefonisch erreichbar. "Wir werden wahrscheinlich in Kurzarbeit gehen müssen", teilte Schweizer mit und betonte ferner: "Die Entscheidung zur Kurzarbeit zeigt jedoch, dass es auch eine Zeit nach Corona gibt." Die finanziellen Einbußen der Reisebüros sind verheerend. "Wir tragen den kompletten Kostenaufwand für Buchungen und Stornierungen. Die Provisionen sind natürlich auch weg", bedauert Schweizer.

Im Bereich des Busreisegeschäfts arbeitet die Firma nur noch mit einer Notbesatzung. Der Fuhrpark im Reiseverkehr steht komplett still. Im öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) ist Schweizer hingegen noch mit seinen Bussen unterwegs. Seit Montag wurde auf den Ferienfahrplan umgestellt, der jedoch weiterhin stündliche Verbindungen ermöglicht. Auch in diesem Bereich rechnet Schweizer mit finanziellen Einbußen. Immerhin habe der Landkreis bereits zugesagt, die Auszahlung von zurückgegebenen Schülermonatskarten zu übernehmen. Damit seien circa 70 Prozent der Einnahmen gesichert.

Seit Montag dürfen die Passagiere nur noch über die hintere Türe des Busses einsteigen. Dadurch kann der Busfahrer weder abkassieren noch Tickets kontrollieren. "Und ich habe noch keine Ahnung wie wir das lösen sollen", verriet Schweizer. Die Gesundheit der Mitarbeiter gehe jedoch vor. "Dass es die Touristik am ehesten trifft, war klar", konstatierte Schweizer.

Auch das Vital- und Wellnesshotel Albblick in Salzstetten trifft das Reiseverbot hart. "Das ist für uns der größte Gau. Wir werden wahrscheinlich vorübergehend schließen müssen", verriet der Betreiber des Hotels Werner Jung unserer Zeitung. Leere Zimmer ist Jung im Hotel Albblick nicht gewohnt: "Wir waren stets ausgebucht." Bis zu 40 000 Euro laufende Kosten müssen weiterhin monatlich gedeckt werden. "Wir werden es zunächst mit Kurzarbeit probieren. Es kann aber auch sein, dass ich Mitarbeitern kündigen muss", erklärte der Hotel-Chef. "Ich hoffe bloß, dass der Staat die Branche entschädigt. Schließlich müssen wir diese Maßnahmen aufgrund einer staatlichen Verordnung umsetzen", betonte Jung abschließend. u Aus unserer Region