27-jähriger Pakistaner erzählt, was ihm auf seiner Flucht passiert ist. 13 neue Asylbewerber sind da.
Waldachtal-Salzstetten - Hamid Gondal aus der Provinz Punjab in Pakistan ist einfach nur froh, noch am Leben zu sein. Er ist glücklich, dass er zusammen mit zwölf anderen Flüchtlingen aus Pakistan gestern Mittag in Salzstetten angekommen ist. Der 27-Jährige berichtet von menschenunwürdiger Behandlung auf seiner Flucht: "Das waren Tiere!"
Das idyllisch am Ortsrand von Salzstetten gelegene Haus im Tannenweg gestern Mittag: Die Haustüre steht noch offen, Stimmen dringen nach draußen. Gerade erst sind 13 Flüchtlinge aus Pakistan mit dem Bus angekommen. Allgemeinarzt Michael Schmelzle ist einer der Waldachtaler, die die Männer in Empfang nehmen. Er führt die Pakistaner, allesamt junge Männer, durch das ehemalige Wohnhaus seiner Eltern. Er hatte es dem Landratsamt zum Zweck der Flüchtlingsunterbringung zur Verfügung gestellt.
20 Asylbewerber hätten eigentlich gestern aus der Landeserstaufnahmestelle in Ellwangen ankommen sollen. Wo die anderen sieben abgeblieben sind, weiß im Moment noch keiner. "Die kommen in den nächsten Tagen noch", meint Schmelzle. Ihm ist es wichtig, den jungen Männern erst einmal grundlegende Dinge des täglichen Lebens in Deutschland zeigen. "Man weiß ja nicht, ob sie einen Staubsauger oder Herd bedienen können. Mir ist einfach wichtig, dass nichts schief geht."
Sie sprechen weder Englisch noch Deutsch
Das mehrstöckige Haus im Tannenweg ist für eine Flüchtlingsunterkunft vergleichsweise komfortabel. Die Männer sind in Zwei- oder Vierbettzimmern untergebracht. Es gibt ein großes Wohnzimmer, mehrere Küchen und ausreichend sanitäre Anlagen. Um ein paar weitere Kühlschränke möchte sich das Landratsamt noch kümmern.
Für den Anfang könnte es den Pakistanern kaum besser gehen. Sie sitzen um den großen Wohnzimmertisch, essen Butterbrezeln und trinken Orangensaft. Die meisten von ihnen sprechen weder Englisch noch Deutsch.
Eine Ausnahme ist Hamid Gondal. Er erzählt die Geschichte seiner Flucht auf Englisch. Auf die Frage, warum er seine pakistanische Heimat verlassen hat, sagt er: "Es gibt bei uns viele Probleme. Ich wollte am Leben bleiben, deshalb bin ich geflohen." Seine Flucht dauerte aber weitaus länger, als er es jemals erwartet hätte. Nach einem Monat erreichte er Griechenland. Dort war erst einmal Endstation. Der junge Mann erzählt, wie schlecht es ihm in dem Land erging: "20 Monate bin ich im Gefängnis gesessen. Nur, weil ich illegal in ihrem Land war. Um Menschenrechte kümmert sich dort niemand. Das sind keine Menschen gewesen, das waren Tiere!"
Als er endlich freigelassen wurde, schaffte er es in sechs oder sieben Tagen bis nach Deutschland. "Mit dem Zug und zu Fuß", sagt er. Immer wieder fällt ein Satz: "Ich bin froh, jetzt hier zu sein. Deutschland ist ein gutes Land. Hier werden Menschenrechte ernst genommen." Wie es weitergeht, weiß Gondal noch nicht. Vielleicht möchte er in Deutschland eine Arbeit finden. "Aber erst mal freue ich mich darüber, am Leben zu sein", sagt er.