Selina Blum (15) aus Salzstetten: Sie ist die jüngste Leserin des Projekts "Waldachtal liest Markus".  Foto: Maier Foto: Schwarzwälder Bote

Ökumene: Mehr als 40 Waldachtaler beteiligen sich an der Aktion Markusevangelium, unter ihnen Bürgermeisterin Grassi

Waldachtal liest Markus: Die Bibellese-Aktion in der Fastenzeit 2021 ist vom 22. Februar bis 4. April ökumenisch aufgestellt. Evangelische und katholische Christen lesen aus dem Markus-Evangelium.

Waldachtal liest Markus: Die Bibellese-Aktion in der Fastenzeit 2021 ist vom 22. Februar bis 4. April ökumenisch aufgestellt. Evangelische und katholische Christen lesen aus dem Markus-Evangelium.

Waldachtal. "Es soll zum Hören, aber auch zum Mitlesen animieren", sagt Initiator Pfarrer i.A. Johannes Wegner von der Evangelischen Kirchengemeinde Waldachtal im Gleichklang mit seinem katholischen Kollegen Pfarrer Anton Romer von der katholischen Seelsorgeeinheit Waldachtal/Pfalzgrafenweiler.

Mehr als 40 Personen beteiligen sich am Projekt "Waldachtal liest Markus". Sie lesen Abschnitt für Abschnitt aus der Bibel. Mit dabei sind die beiden Pfarrer, Bürgermeisterin Annick Grassi, alle Ortsvorsteher (Elisabeth Enderle, Ludwig Blum, Friedrich Hassel, Kurt Kübler, Gebhard Weissgerber), Mitglieder der Kirchengemeinderäte und als jüngste Leserin die 15-jährige Selina Blum aus Salzstetten. Aufgezeichnet wurden die Video-Sequenzen in allen fünf Kirchen des Waldachtales: In den evangelischen Gotteshäusern, der Christuskirche Tumlingen/Hörschweiler und Marienkirche Cresbach, sowie in den katholischen sakralen Gebäuden, der St. Agatha-Kirche Salzstetten, der Herz-Jesu-Kirche Lützenhardt und der Wallfahrtskirche Heiligenbronn. Eine wahre Fleißarbeit von Hans Georg Bohnet von der evangelischen Kirchengemeinde: Der 51-Jährige hat ehrenamtlich mehr als 20 Stunden in die Video-Produktion dieser ökumenischen Aktion investiert. "Die Lesungen kommen digital auf jedes Smartphone", teilt Wegner mit. Und Romer bekräftigt: "Ich bin froh und dankbar, dass Hans Georg Bohnet das bewerkstelligt hat." Präsenz- und Onlinegottesdienste vertiefen die täglichen Lesungen durch Predigten zu einzelnen Texten des Buches.

Romer empfiehlt Lektüre

Für Romer war es eine Selbstverständlichkeit, hier mit seinem evangelischen Kollegen zusammenzuarbeiten. "In unserer katholischen Seelsorgeeinheit wollten wir sowieso ökumenische Bibelabende mit Gruppenarbeit anbieten und dazu ist die Fastenzeit ideal." Dies ist aber coronabedingt in der gewohnten momentan nicht möglich. Die Bibel-Leseaktion sei jetzt ein Ersatz dafür. Und: "Das Markus-Evangelium ist bei uns Katholiken gerade sowieso der Schwerpunkt in unseren Sonntags-Evangelien. Es ist ein guter Impuls." Der katholische Pfarrer sieht die evangelischen Christen in Sachen Bibel lesen im Vorteil. "In der Bibel zu lesen, führt bei uns Katholiken immer noch ein bisschen ein Schattendasein", räumte Romer ein. Gerade das Neue Testament vermittle, was Jesus selber getan und gesagt habe. Das Wort Gottes sei hier überliefert von den Evangelisten. Romer legt seinen Gemeindemitgliedern ans Herz, regelmäßig in der Bibel zu lesen: "Meine Empfehlung ist, mit dem Markus-Evangelium zu beginnen: Das ist das kürzeste, das prägnanteste."

Eine Anekdote am Rande: Von den mehr als 40 Mitleserinnen und Mitlesern wurden die Waldachtaler Pfarrer beider christlichen Kirchen immer wieder gefragt, warum denn auf dem Plakat der Kampagne ein Löwe abgebildet sei und was dieser mit dem Evangelium zu tun habe. Bekanntlich ist der Löwe das Symbol für den Evangelisten Markus. Markus ist der Name, den die altkirchliche Tradition dem Autor des wahrscheinlich ältesten Evangeliums beilegte. Der Evangelist nennt seinen Namen selbst nicht.

Wegner und Romer erläutern: Bereits im 4. Jahrhundert haben die christlichen Maler das Markus-Evangelium oft als Löwe ausgezeichnet. Dabei haben die Maler die vier geheimnisvollen Wesen aus der Himmelsvision des Ezechiel (Löwe, Stier, Mensch und Adler) auf die Evangelisten übertragen. Bei der Zuordnung spielte jeweils der Beginn der Evangelien eine Bedeutung. Da Markus mit dem Motiv des lauten Rufers in der Wüste beginnt, wurde ihm der Löwe zugeordnet, der in der Wüste brüllt.

Wegner erklärt: "Das Markus-Evangelium ist voller Wunder. Es erzähle von Menschen, von mutigen und resignierten, von gläubigen und zweifelnden. "Und durch alle Begegnungen und Berichte hindurch zieht sich ein roter Faden, das Geheimnis um Jesus Christus." Die evangelische und katholische Kirche in Waldachtal laden mit diesem Projekt in der diesjährigen Fasten- und Passionszeit ein, nicht nur auf etwas zu verzichten, sondern das eigene Leben von der Dynamik des Markus-Evangeliums bereichern zu lassen.

Info: Abrufbar sind die Lesungen aus Markus-Evangelium auf den Youtube-Kanälen der evangelischen und katholischen Kirchen in Waldachtal und auf deren Homepages. Die einzelnen Abschnitte können täglich bereits in den frühen Morgenstunden mitverfolgt werden und nicht erst ab 19.30 Uhr, wie ursprünglich bekanntgegeben.