Tumlingens Ehren-Oberschützenmeister Richard Seid wird heute 90 Jahre alt. Foto: Maier Foto: Schwarzwälder Bote

Jubiläum: Tumlingens Ehren-Oberschützenmeister Richard Seid feiert heute seinen 90. Geburtstag

Für Richard Seid in Tumlingen runden sich am heutigen Donnerstag neun Lebensjahrzehnte. Der Jubilar gilt als Urgestein des Schützenvereins Edelweiß, denn der Ehren-Oberschützenmeister hat dessen Ära seit Wiedergründung 1954 maßgeblich mitbestimmt.

Waldachtal-Tumlingen. Der weitum bekannte Jubilar erfreut sich noch guter Gesundheit und geistiger Frische. Er bedauert lediglich: "Ich kann nicht mehr viel schaffen." Aber er kann sich selber noch gut versorgen. 100 Jahre möchte er werden: "Aber, das weiß nur der da oben (Gott)."

Richard Seid erblickte am 25. Juni 1930 in Tumlingen das Licht der Welt. Seine Eltern waren Johann Seid (Schmied) und Katharina, geborene Koch. Als jüngstes von vier Geschwistern ist er im elterlichen Haus in der Theodor-Heuss-Straße 45 aufgewachsen. Sein ältester Bruder Kurt Koch-Seid war als Tumlinger Löwen-Wirt ebenso bekannt. Elfriede und Hans sind seine weiteren Geschwister. 1959 lernte der heutige Jubilar Lore Kübler aus Durrweiler beim Tanz im "Grünen Baum" in Hallwangen kennen. Hochzeit feierte das Paar in der evangelischen Tumlinger Bergkirche und am 7. Mai 1960 in dem damals frisch erbauten Gemeindesaal. Aus der Ehe sind die beiden Kinder Helga Dengler (1961) und Wolfgang Seid (1963) hervorgegangen. Vier Enkelkinder, Verena (1986), Patrick (1990), Lena (1995) und Hanna (1997), gratulieren heute ihrem Opa zu seinem Ehrentag. 81-jährig ist Lore Seid im Dezember 2017 verstorben. Sein Elternhaus hat er umgebaut und seinen Kindern beim Hausbau geholfen.

Ein Schützenleben

Seid führte ein Schützenleben: D er Ehren-Oberschützenmeister (seit 1983) hat die Erfolgsgeschichte der Edelweiß-Schützen nach der Wiedergründung 1954 mitgeschrieben und sich bleibende Verdienste erworben. Als Oberschützenmeister (1966 bis 1983) hat er seinem Herzens-Verein ein großartiges Erbe hinterlassen: Ein modernes Schützenhaus und 180 Mitglieder. Ursprünglich waren es gerade einmal acht Schützen. Die meisten der mehr als 7200 ehrenamtlichen Arbeitsstunden zum Bau des Schützenhauses leistete Seid selbst. Unter seiner Amtszeit als Oberschützenmeister konnte das Schützenhaus nach einer dreijährigen Bauzeit 1976 dann mit einem großen Fest eingeweiht werden.

Das Ehrenmitglied investierte sein ganzes Herzblut in den Schützenverein Edelweiß, bei dem er als ein Denkmal in die Annalen eingehen wird. Weitere große Schützenfeste wie das Jubiläum 1978 erlebte der heutige Jubilar und bei Tumlingens 1200-Jahrfeier 1982 war der gelernte Schmied mit einem eigenen Festwagen "Alte Dorfschmiede" vertreten. Stolz macht ihn, dass Tumlingen beim Festumzug 50 Gruppen präsentierte: "Das konnte damals nicht einmal die Kreisstadt Freudenstadt bieten."

Das Gründungsmitglied übernahm schon 1957 die Aufgabe des Schießwarts. In den Anfangsjahren dienten das Gasthaus Löwen und der Gemeindesaal als Schießanlage-Terrain. Ab 1960 engagierte er sich als Beiratsmitglied und ab 1985 lange 23 Jahre als Hausmeister im Schützenhaus. Geehrt wurde Seid 1976 mit dem Goldenen Verdienstabzeichen des Landes und 1983 mit der Ehrennadel des Landes Baden-Württemberg für seine Verdienste im Ehrenamt. Seid heimste auch sportliche Erfolge ein als Tumlinger Schützenkönig sowie als Bezirks- und Kreismeister. Überhaupt: Die Edelweiß-Schützen waren bis auf Bundesebene erfolgreich. "Der Schützenverein war immer schon sein Steckenpferd", bemerkt Sohn Wolfgang, der wie alle anderen Nachfahren sehr mit den Edelweiß-Schützen verbunden ist. Heute noch geht der 90-Jährige zum Frühschoppen ins Schützenhaus.

Fast alle seine Nachfahren taten es dem Vater und Opa gleich: Sie eroberten als Laienschauspieler die Tumlinger Bühne. Was heutigen Zeitgenossen weniger bekannt ist: In den Jahren 1946 bis 1959 machte Seid selbst Musik im Löwen in Tumlingen, zusammen mit Musikfreunden. Er spielte Gitarre, Schlagzeug und Klarinette. Begonnen hatte es mit Hausmusik. Auch im Schwanen in Altheim trat er als Musiker auf. Und den Akkordeon-Spielring Waldachtal von Rektor Hugo Matteis hat er als Schlagzeuger unterstützt. Als 90-Jähriger interessiert er sich noch besonders für den Fußball und Biathlon.

Bass gesungen

Sein Vater Johann liebte schon den Chorgesang. Richard trat in seine Fußstapfen und lieh dem Männergesangverein Tumlingen-Hörschweiler 59 Jahre lang seine Bass-Stimme. 1995 ist er zum Ehrenmitglied ernannt worden. 26 Jahre lang leistete er Dienst in der Freiwilligen Feuerwehr und 15 Jahre lang schnürte er als Fußballer das Trikot seines Heimatvereins SV Tumlingen-Hörschweiler. Der Sportverein ernannte ihn 1999 zu seinem Ehrenmitglied. Im Februar 2020 ehrte ihn die Volksbank Nordschwarzwald für 60 Jahre Mitgliedschaft, die er bei der früheren Raiffeisenbank Tumlingen begonnen hat.

Seid begann eine Lehre als Flugzeugbauer bei der Lufthansa in Böblingen, bis der Beginn des Zweiten Weltkrieges dazwischen kam. Damals musste er von Böblingen über Herrenberg oftmals heimlaufen. In einer Nacht hat er von da aus die Bombardierung der Stadt Pforzheim in der Ferne mitbekommen, wie er sich heute noch erinnert. Im elterlichen Haus erlernte er das Schmied-Handwerk bei seinem älteren Bruder Kurt, wo er anschließend als Schmied tätig war. In der Familie wurde dieses schon in dritter Generation ausgeübt. Sein Onkel Wilhelm Seid führte als Obermeister auch eine Schmiede im Tumlinger Oberdorf beim früheren Gasthaus Ochsen.

Unternehmer Artur Fischer nahm ihn mit dem Auto gefälligkeitshalber mit nach Freudenstadt. Dabei fragte Seid ihn, ob er bei ihm arbeiten könne. Er bekam gleich eine Zusage. "So ist das damals gelaufen", erinnert sich der heute 90-Jährige. 40 Jahre lang, von 1952 bis 1992, war er dann bei der Unternehmensgruppe Fischer in Tumlingen beschäftigt, in der Fertigung, in der Spritzerei und dann 20 Jahre lang im Werkzeugbau. Richard Seid ist ein Schaffer, der sich um seine Heimatgemeinde verdient gemacht hat.