Mehr als 200 Schüler, Auszubildende und DH-Studenten nehmen am 8. Fischer Abiturientenforum teil. Foto: Fischer Foto: Schwarzwälder Bote

Bildung: Schüler und Forscher diskutieren beim achten Fischer-Abiturientenforum über künstliche Intelligenz

Beim achten FischerAbiturientenforum am Hauptsitz der Unternehmensgruppe Fischer in Tumlingen diskutierten Wissenschaftler und Schüler über Chancen und Risiken der künstlichen Intelligenz. Mehr als 200 Schüler, Auszubildende und DH-Studenten nahmen teil.

Waldachtal-Tumlingen. Beim Abiturientenforum diskutierten Experten mit Schülern auf dem Podium rund zwei Stunden über "Künstliche Intelligenz – können wir noch mithalten?". Dabei wurden die Chancen und Risiken der künstlichen Intelligenz für die Gesellschaft gegenübergestellt, wobei die Chancen schließlich überwogen.

Marc-Sven Mengis, Vorsitzender der Geschäftsführung der Unternehmensgruppe, hob in seiner Begrüßung hervor, dass "künstliche Intelligenz auch aus Ihrem Leben nicht mehr wegzudenken ist" und nannte Beispiele wie den Google Translator, den Chat mit Robotern oder den Einkauf im Internet. "Auch in den Schulen wird künstliche Intelligenz über kurz oder lang Einzug halten. Elektronische Schulbücher werden Ihre Stärken und Schwächen erkennen und Sie noch zielgerichteter fördern. Oder was halten Sie davon, wenn künftig Roboter statt Lehrer den Unterricht leiten?", fragte er in die Runde.

Auf dem Podium hielt Thomas Bauernhansl zunächst fest: "Deutschland ist, was künstliche Intelligenz betrifft, ein sehr attraktiver Standort. Wir müssen aber auch chancenorientiert mit dem Thema umgehen." Der Wissenschaftler leitet unter anderem das Fraunhofer-Institut für Produktionstechnik und Automatisierung IPA und war einer von vier Referenten auf dem Podium, zu denen auch Torsten Kröger, Leiter des Instituts für Anthropomatik und Robotik sowie Intelligente Prozessautomation und Robotik am Karlsruher Institut für Technologie gehörte.

Maschinelles Lernen

Dazu diskutierten die Schülerin Julia Rothe vom Christophorus-Gymnasium in Altensteig und der Schüler Johannes Breitling vom Otto-Hahn-Gymnasium in Nagold mit. Moderiert wurde die Veranstaltung von Carsten Knop, Chefredakteur Digitale Produkte bei der Frankfurter Allgemeinen Zeitung.

Thomas Kröger stellte zu Beginn der Veranstaltung heraus, dass "das meiste, was wir als künstliche Intelligenz bezeichnen, eigentlich maschinelles Lernen ist", erklärte er. Hierbei handele es sich um Software-Algorithmen, die aus Daten lernen. Dazu gehörten etwa Sprach- und Bilderkennung oder auch Verhaltensanalysen, und damit alles, was große Datenmengen hervorbringe. Schon vor der Diskussion wurden ein Video von Schülern des Christophorus-Gymnasiums in Altensteig und eine Umfrage von Schülern des Otto-Hahn-Gymnasiums in Nagold zum Thema des Abiturientenforums gezeigt. Eine wesentliche Aussage: Unsere Gesellschaft ist nicht ausreichend über künstliche Intelligenz informiert. Daraus resultieren Zurückhaltung und sogar Angst. Auch in Schulen wird künstliche Intelligenz zu wenig thematisiert. So kam bei der Umfrage heraus, dass 21 Prozent der befragten Schüler künstliche Intelligenz nicht eindeutig einer Kategorie zuordnen können. „"Der Nutzen überwiegt aus meiner Sicht aber. Es wäre schade, hier nicht weiter zu forschen", sagte Schüler Johannes Breitling auf dem Podium. Auch Schülerin Julia Rothe befand: "Ich bin neugierig, was aus der Technik wird." Auf die Frage von Moderator Knop, ob sich die Schüler in ein autonom fahrendes Auto setzen würden, entgegnete Julia Rothe: "Auf jeden Fall. Ich wäre gespannt, wie das funktioniert." Und Johannes Breitling meinte: "Eine Maschine lässt sich ja nicht ablenken. Somit fühle ich mich bei der Maschine sogar sicherer." Damit teilten sie die Meinung der großen Mehrheit im Publikum. So konnten die Schüler, Auszubildenden und DH-Studenten mit Ja/Nein-Karten auf Fragen von Moderator Carsten Knop mitentscheiden – eine Besonderheit des Abiturientenforums.

Erfahrungen aus Amerika

Bauernhansl berichtete daraufhin von seinen Erfahrungen in San Francisco. Dort fuhr er bereits mit einem autonom fahrenden Auto durch die Stadt – ohne Unfall. Für künstliche Intelligenz, darauf legte Bauernhansl wert, brauche es vor allem auch Köpfe. "Am Ende geht es immer um die Menschen." Er und Kröger sehen große Chancen für Innovationen in Deutschland und betonten die Wichtigkeit der künstlichen Intelligenz für die Wissenschaft. Bauernhansl stellte heraus, dass "wir hier im Südwesten gut aufgestellt sind bei künstlicher Intelligenz". Allerdings warf Wissenschaftler Kröger, der lange Zeit in den USA gearbeitet hat und erst kürzlich zurückgekehrt ist, ein: "Ich bin schockiert, wie viele Steine uns hier in Deutschland bei Forschung und Entwicklung von der Politik in den Weg gelegt werden."

Einer allzu großen Skepsis gegenüber künstlicher Intelligenz nahm Kröger den Wind aus den Segeln, indem er ein Beispiel nannte: Bei künstlicher Intelligenz sei man auf einem Stand, der primitiver sei, als das Gehirn einer Fliege. Und Bauernhansl machte deutlich, dass es einen enormen Unterschied zwischen intelligentem Denken und intelligentem Lernen gebe. Zurzeit sei man noch beim Lernen.

Zum Abschluss appellierten die beiden Wissenschaftler an die Schüler im Publikum, die im nächsten Jahr Abitur machen, sich danach auch beim Einstieg in ein Studium oder in den Beruf mit technischen Alternativen zu beschäftigen. Hier sei es möglich, gutes Geld zu verdienen und zugleich viel Spaß zu haben.