Das Ehepaar Richter mit dem neuen Lützenhardter Wahrzeichen Foto: Wagner

Messing-Figur steht seit Sonntag im Kurgarten. Info-Tafeln und Nachtbeleuchtung folgen.

Waldachtal-Lützenhardt - Der Ortsteil Lützenhardt besitzt seit Sonntag endlich sein lang ersehntes Wahrzeichen in Form einer lebensgroßen Bürstenmacher-Statue. Die Messing-Bronze-Figur wurde am Sonntag in einem feierlichen Rahmen offiziell im Kurgarten an die Bürger übergeben.

Lange – etwa 15 Jahre – stand die Statue auf der Wunschliste ganz oben an, doch wie vielerorts fehlte es der Gemeinde und Ortschaft stets an Geld, um dieses Ansinnen in die Tat umzusetzen. Dies wusste Landarzt Dr. Horst Richter zwar 1980 noch nicht, als er seine Praxis bewusst in Lützenhardt eröffnete. Er sorgte damals mit der Eröffnung seiner Praxis dafür, dass Lützenhardt ab diesem Moment als Kurort anerkannt wurde.

Nun spendete er Lützenhardt jene Bürstenmacher-Statue, die sich die Menschen im Ort schon lange gewünscht hatten. "Mit dieser Spende wollen meine Frau Rosemarie und ich vor allem unseren Dank für das lange Vertrauen ausdrücken, was uns entgegengebracht wurde", sagte er. Eine nicht unerhebliche fünfstellige Summe kostete die prachtvolle Statue, bis sie endlich den Vorstellungen der Spender entsprach. Richters Gattin "Rosi" besuchte den beauftragten Kunstschmied Peter Klink in Pfullendorf-Genkingen viele Male, um sich persönlich über die Arbeitsfortschritte zu informieren.

Als klar war, dass die Statue doch noch teurer werden wird als zuvor angenommen, brach "Rosi" Richter alle Diskussionen ab: "Wer A sagt, muss auch B sagen – die Statue wird hergestellt."

Klink, der gestern den zahlreichen Besuchern im Kurpark die schwierigen Herstellungsschritte bis zur Fertigstellung der Statue erläuterte, erhielt größtes Lob aus allen Reihen. "Zuerst war ich etwas erschrocken, als ich die Statue zum ersten Mal sah – das gebe ich zu", sagte Horst Richter. Doch dann erkannte er schnell, dass der Künstler größten Wert auf die Authentizität der Figur gelegt hatte. Die zahlreichen Besucher, die gestern in den Kurpark strömten, gefiel die Statue sichtlich. Hunderte Fotos dürften in nahezu kürzester Zeit von ihr geschossen worden sein.

Es gibt die Bürstenmacher noch heute. Selbst Ortsvorsteher Ludwig Blum wartete mit der originalen Leder "Traget"-Gürtel seines Ur-Großvaters Ludwig Blum Junior auf. Die Bürsten, die er im Gepäck verwahrte, stammten von "Blumenwirt" Josef Blum aus dem Jahre 1965. Von Blum und einem eigens für dieses Großereignis angefertigten Flyer der Touristikinformation stammten dann auch alle Hintergrundinformationen zu diesem traditionsträchtigen Handwerk in Lützenhardt. Blums Dank fiel besonders herzlich aus, zumal die beiden Spender auch dann nicht zögerten, als klar war, dass die Statue über doppelt so teuer wurde als zuvor angenommen.

Separate Beleuchtung bei Nacht folgt

Bürgermeisterin Annick Grassi war zu Recht stolz auf die neue Attraktion in ihrer Gemeinde und kündigte an, dass die Statue noch eine separate Nachtbeleuchtung sowie eine Informationstafel erhalten werde, die allen Besuchern des Kurparks Aufschluss über die Tradition des alten Handwerks vermitteln werde. Dass alle Vereine Lützenhardts sich an diesem Großereignis beteiligten, war fast schon selbstverständlich. Der Männergesangverein "Schwarzwaldlust" umrahmte die Feierlichkeiten ebenso wie der Musikverein "Cäcilia".

Ur-Lützenhardter Harald Blöchle, der mit seiner Gattin und Bürstenmacherin Annette heute in Hannover lebt, reiste mit seinem Verkaufsstand extra nach Lützenhardt, um diesem feierlichen Akt beizuwohnen. Er kennt sich in diesem Handwerk bestens aus, lernte er doch selbst mit Paul Pfaus einen Bürstenmacher an, der bis heute noch sein Handwerk ausübt. Auch Blöchles Schwester, Michaela Roncaldi, übernahm später Werkstatt und Laden von Blöchle. Blöchle war es auch, der auf das Bürstenmacher-Handwerk vor vielen Jahren ein Gedicht verfasste, dass Benno Bogner aus Bregenz vertonte: "Tagein, Tagaus, Landauf, Landab, mit Bürsten voll beladen", heißt es da. Dieses Lied trugen die "Romanos" mit den Musikern Günter Schmid, Pascal Schmid und Dietmar Harr dem begeisterten Publikum vor.

Lützenhardts Bürstenmacher-Tradition erhielt mit der Enthüllung und Einsegnung der Statue durch Gemeindepfarrer Anton Romer ein Wahrzeichen. Sie fand ihren Platz am Anfang des Kurgartens direkt gegenüber des Rathauses, als wolle sie grüßend (wie es früher Brauch war), den "Flecken verlassen, um seine Bürsten landauf und landab zu verkaufen".

Das Engagement der Vereine sieht vor, dass die Erlöse des Einweihungsfestes für die Info-Tafel und die Beleuchtung gespendet werden.