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Trotz Hitze: Deutscher Mühlentag in der Mönchhofsägemühle begeistert. Handwerker lassen sich über Schultern blicken.

Waldachtal-Cresbach - Zum alljährlichen, bundesweiten Mühlentag hatte gestern die Mönchhofsägemühle in Vesperweiler geladen. Trotz afrikanisch anmutender Hitze kamen zahlreiche Besucher aus nah und fern, um die liebevoll restaurierte Sägemühle in Augenschein zu nehmen.

Herzliche Gastfreundschaft, gepaart mit lebendiger Geschichte, erwartete die Mühlenfreunde, die gestern die Mönchhofsägemühle in Vesperweiler besuchten. Trotz großer Hitze pilgerten Hunderte zur Mönchhofsägemühle und feierten mit Gleichgesinnten den bundesweit stattfindenden Deutschen Mühlentag.

"Es ist bei Weitem der heißeste Mühlentag aller Zeiten", resümierte Mühlenbesitzer Uwe Schittenhelm. Fast unmenschliche 37 Grad im Schatten maßen die Thermometer der Mühle. Da war es schon fast verwunderlich, wie viele Besucher trotz der beinahe schon afrikanischen Hitze den Weg ins Mühlental fanden.

Dem Mühlenteam rund um Uwe und Claudia Schittenhelm war es auch in diesem Jahr wieder gelungen, die zahlreichen Gäste kulinarisch wie kulturell bestens zu unterhalten und zu verwöhnen. Zu beneiden waren sie dabei nicht, denn die Hitze setzte besonders den vielen Helfern zu. Wenig im Schatten standen auch die Helfer der freiwilligen Feuerwehr Waldachtal, die wie jedes Jahr die Besucher auf den Parkplätzen einwiesen und für Ordnung auf der Durchgangsstraße zur Mühle sorgten.

Wie bereits Tradition am Mühlentag, gab es heuer das gute, alte Handwerk zu bestaunen. Verschiedene Handwerker hatten sich zu diesem Ereignis eingefunden und ließen sich beim Herstellen ihrer Waren gerne über die Schulter sehen und beantworteten geduldig wie hintergründig die Fragen der Besucher.

Mit von der Partie waren unter anderem Besenmacher Adolf Kimmi, Ursula Straub (Näherin), Heubinderin Monika Mayer, sowie der blinde Korbmacher Eugen Hildebrand. Thomas Berger aus Hörschweiler bot neben Seifen auch verschieden Produkte aus Holz an, während Simone Czempik aus Salzstetten (vielen Gästen bekannt von den Naturpark-Märkten in der Region), ihre Eigenprodukte wie Essig, verschiedene Sirupe und diverse Kräutersalze vorstellte.

Mühlenfreund Thomas Brezing aus Unterwaldach zeigte eine Sägevorführung mit seinem "Wahl W 35", Baujahr 1935 und versetzte so manchen Besucher in Erstaunen.

Für die allermeisten Besucher ist der Höhepunkt des Mühlentags die kostenlose Mühlenführung, welche die Technik und Geschichte der Sägemühle beschreibt.

Mit großer Leidenschaft, ganz so wie der unvergessene Großvater Georg (Mühlen-Schorch) Ziegler es ihm vorlebte, führte Junior-Chef Bernd Schittenhelm die interessierten Besucher rund um die Mühle bis hin zum begehrten Technikraum. Bereitwillig, geduldig, mit großem Sachverstand sowie tiefgreifendem Hintergrundwissen beantwortete er die vielen, neugierigen Fragen der kleinen und großen Besucher, die sich einem der insgesamt drei Tages-Führungen anschlossen.

Schittenhelm verriet, dass das Wasserrad der Sägemühle aus Gründen der Haltbarkeit und längeren Lebensdauer aus sibirischer Lärche bestehe; danach ging er auf die Funktionsweise der Wasserkraft ein und erläuterte im Detail die Transmission, mit dessen Kraft letztlich tatsächlich auch das Holz im oberen Arbeitsraum gesägt werden kann.

Schittenhelm musste später im Maschinenraum der historischen Säge seine gesamte Stimmkraft aufbieten, um auch in den letzten Reihen gehört zu werden. Gut und gerne siebzig bis achtzig Besucher drängten sich bei jeder seiner drei Führungen auf der Empore des Technikraums.

Hier ging Schittenhelm nicht nur auf die Technik, sondern auch auf die Geschichte der Sägemühle ein, die zum ersten Mal 1435 als Besitztum des Klosters Bebenhausen bei Tübingen erwähnt wurde. Damals hieß Vesperweiler noch "Mönchhof", woher die Mühle bis heute noch ihren Namen trägt, und bestand damals nur aus der Sägemühle, einigen Stallungen und einem einzigen Wohngebäude.

Seit langer Zeit ist die Familie Schittenhelm mit der Mönchhofsägemühle verbunden, arbeiteten doch schon vorhergehende Generationen der Familie hier, bis schließlich Georg Ziegler das gesamte Areal mit Gebäude 1974 erwarb und mit viel Herzblut und Hingabe zu neuem Leben erweckte. Wenig später ging die Sägemühle in den Besitz von Claudia und Uwe Schittenhelm über, die das historische Gebäude mit viel Liebe und finanziellem Einsatz restaurierten. Für diese eindrucksvolle Leistung wurde der Familie 2007 zu Recht der Landschaftskulturpreis des Landes Baden-Württemberg verliehen.

Dass die Säge mit Wasserkraft mühelos Baumstämme in handliche Bretter zerlegen kann, bewies Bernd Schittenhelm wenig später im Arbeitsraum der Mühle, der gleichzeitig auch die Gäste der Mühle aufnimmt. Selbstverständlich sei die Sägemühle damals als auch heute noch dazu geeignet, Lohnschnittarbeiten durchzuführen. Gegen einen entsprechenden Obolus, so Schittenhelm weiter, könne jedermann seine Maßzuschnitte hier anfertigen lassen.

Im Außenbereich der Mühle kamen Oldtimerfreunde voll und ganz auf ihre Kosten; vom Unimog bis zum alten Traktor war alles vertreten und zu Uwe Schittenhelms Freude hatten sich auch einige sehr schöne, außergewöhnliche Autos eingefunden, die so manchen Fan ins Schwärmen versetzten. Zur musikalischen Unterhaltung trug "Steffi`s Trio" bei, die nun schon zum sechsten Mal mit gewohntem Schwung und Pep in Vesperweiler beim Mühlentag auftraten.

Gut, dass die Sägemühle so manch hitzegeplagten Besucher auch Schatten bot: So befand sich einer der beliebtesten Plätze am Geländer entlang der Absperrung am Wasserrad oder auch im Gastraum der Mühle selbst. Rekordverdächtige Besucherströme, die nicht abzureißen schienen, stürmten die Sägemühle und ihren Außenbereich während des gesamten Tages.

Nach wie vor erfreut sich der Mühlentag einer besonderen Beliebtheit, vor allem in Vesperweiler: Die Mönchhofsägemühle bietet neben ihrer bewegenden Geschichte kulturell wertvoll erhaltene Traditionen, die sich über alle Jahrhunderte bis in die heutige Zeit erhalten haben.