Aktuell baut der Holzkünstler einen Wohnzimmertisch aus Recyling-Holz. Fotos: Feinler Foto: Schwarzwälder Bote

Kunst: Michael Michael Lepple bastelt in seiner Werkstatt in Salzstetten Upcycling-Möbel / Tische erhalten Frauennamen

Mit dem Bunsenbrenner geht Michael Lepple über die Schubladen seines kürzlich zusammengebauten Wohnzimmertischs. Das helle Holz nimmt dunkle Schattierungen an, was zu den Upcycling-Werken des Salzstetter Holzkünstlers passt.

Waldachtal-Salzstetten. "Ich hab schon immer gerne Holz gerochen", erklärt der 55-Jährige, der in der Bau-Branche seine Lehre machte und schon in verschiedenen Bereichen gearbeitet hat. So kam er auch immer wieder mit verschiedensten Materialien in Kontakt, die einfach weggeworfen wurden. Leicht beschädigte Paletten oder ausgediente Messe-Ausstellungsstücke wanderten beispielsweise nach kurzer Nutzungszeit in den Müll. Michael Lepple sah in diesen jedoch mehr und ließ seine Kreativität spielen. "Ich nehme jede Palette bis auf den letzten Nagel auseinander, bearbeite sie und schraube dann alles so zusammen, wie es mir gefällt", beschreibt der Künstler seine Arbeit. In seinen Räumen finden sich daher hell lackierte Paletten-Tische mit Schubladen und Glas-Elementen.

Ying und Yang

"Die sind von einem Tisch, dessen Gestell kaputt war", zeigt Lepple auf die schwarzen, tropfenförmigen Gläser. Ying nennt er den Tisch, dessen Pendant Yang auf der gegenüberliegenden Seite steht. "Tische bekommen bei mir immer Frauennamen", scherzt er, dass seine selbst gebauten Möbel alle einen Namen hätten. Wie er die Recycling-Möbel gestaltet, wird in der Werkstatt deutlich. Ein Wohnzimmertisch steht auf der Werkbank, dessen helles Holz Lepple mit dem Bunsenbrenner bräunt. Der gleiche Stil findet sich auch in seinem Arbeitszimmer.

Auf einem Paletten-Tisch steht eine Lampe mit massivem Fuß. "Das war mal ein Balken, der von Insekten befallen war", deutet er auf die Spitzen, die einem abgebrochenen Eiszapfen gleichen. Nach der Behandlung arbeitete Lepple eine Tischlampe ein. Passend dazu auch die dahinterliegende Wand, die aus verschiedenen rechteckigen Holzelementen besteht. Jedes einzelne ist ein Unikat. Als Lampe dient ein ehemaliger Deckenbalken, den Lepple abgeschliffen und mit Lampen versehen hat. "Das ist nicht so schwer, wie es aussieht", scherzt er und zeigt auf die Ketten, an denen das Lampenelement hängt. An der Wand sind Regale im gleichen Stil, Kerzenhalter und viele weitere Holz-Elemente angebracht. Wer die Schiebetüre ins Esszimmer öffnet, blickt gleich auf die weiße Kommode, ebenfalls eine ehemalige Palette. In unmittelbarer Nähe das Weinregal mit Halterung für die Gläser und Weinflaschen. Von der Decke hängt ein ausgedienter Balken herab, aus dem zehn Energiesparlampen heraushängen.

Ab in den Ofen

"Viele Dinge sind einfach zu schade zum Wegschmeißen", sieht Lepple in Vielem einen zweiten Verwendungszweck. Die Werkstatt quillt trotzdem nicht von misslungenen Werken über, denn was ihm nicht gefällt, wandert in den Ofen. "Das ist das Schöne an Holz, man kann es formen und wenn es nicht klappt, dann gibt es warm", lacht er. Wenn ihm etwas Schönes ins Auge steche, er aber noch keinen zweiten Verwendungszweck darin sehe, dann lege er das neue Fundstück beiseite. "Ich muss mich zu nichts zwingen. Ich lass es einfach wachsen", weiß der Bau-Tiger, der auf den Baustellen schon einiges entdeckt habe. Doch auch seine Bekannten und Freude würden ihm immer mal wieder etwas vorbeibringen, was andere wegwerfen. "Die Holzsorte ist mir egal. Das einzige was ich mache ist, ich kaufe kein neues Holz", ist dem Salzstetter der Recycling-Gedanke wichtig. Aus Abriss-Häusern und nach Renovierungen habe er schon einiges erhalten. "Ich bin kein Öko, aber oft werden Dinge weggeworfen, die noch gut sind. Ich finde, man sollte ein bisschen besser mit Ressourcen umgehen", beschreibt er seine Motivation, mit seinen so genannten "Upcycling-Möbelstücken" in Stuttgart zu beginnen. "Ich hab damals einen Paletten-Tisch gesehen, der mir aber von den Proportionen überhaupt nicht gefallen hat. Ich dachte, das kann ich besser und hab es einfach versucht", erklärt er, wie er immer größeren Wert aufs Detail legte.

Vor rund zwei Jahren hat er in Salzstetten ein ehemaliges Bauernhaus umgebaut. Mit Werkstatt und Garten habe er dort nun genug Platz, seiner Leidenschaft nachzugehen. "Gerne würde ich alles behalten, was ich baue", erklärt Lepple. Ihm gehe jedoch der Platz aus. Sein neuestes Projekt, den Wohnzimmertisch, baue er für eine neue ARD-Serie. "Das schönste Gefühl ist, wenn ich das Möbelstück nachher in Gebrauch sehe und sich die Eigentümer freuen", beschreibt Lepple, dass er dann wisse, dass sein Unikat gut angekommen sei.