Kultur: Brass & Wood-Wind-Ensemble präsentiert in der Tumlinger Christuskirche ein anspruchsvolles Konzert
Frischen Wind brachte das Brass & Wood-Wind-Ensemble in das Gemäuer der 90 Jahre alten evangelischen Christuskirche in Tumlingen. Und genau das war beabsichtigt: Fünf versierte Musiker aus Baden-Württemberg unternahmen mit Orgel, Blas- und Streichinstrumenten eine musikalische Reise durch fünf Jahrhunderte.
Waldachta l-Tumlingen/Hörschweiler. "Abwechslung macht unseren Stil aus", meint Debora Kohler aus Schopfloch, die das Konzert "Du meine Kirche, klinge" organisierte, moderierte und das vielversprechende Ensemble zusammen mit Michael Fingerle leitet. Die Klangfarben der verschiedenen Instrumente kamen besonders zur Geltung. Die fünf Musiker erreichten die Herzen ihrer Zuhörer und wurden mit viel Applaus belohnt.
Durch ihr virtuoses Spiel brachten Judith Hildenbrand (Geige), Thomas Rottmann (Cello), Stephan Schaber (Orgel), Michael Fingerle (Trompeten) und Debora Kohler (Flöte) ein neuartiges Hörerlebnis in die Tumlinger Christuskirche. Was für ein außergewöhnlicher Auftakt: Eine Ouvertüre aus klassischen Kompositionen in fünf Sätzen. Das Ensemble eröffnete den Konzertreigen mit der "Eröffnung der Suite" von Tielmann Susato (1510-1570). "Air" aus der Wassermusik von Georg Friedrich Händel (1685-1759) ließ die Orgel erklingen. Belebend, wie Trompete und Geige das Allegro aus "Concerto in D-Dur nach Vivaldi" von Johann Sebastian Bach (1685-1750) instrumentierten. In ungewöhnlicher Besetzung präsentierten Querflöte und Flügelhorn das Andante aus "Concerto" von Giuseppe Tratini (1692-1770). Michael Fingerle arrangierte das spritzige Allegro aus der "Sonate in C" (transferiert in D) von Tomaso Albinoni (1671-1751) für Piccolo-Trompete und Geige.
Verschiedene moderne Werke aus Jazz, traditioneller irischer und israelischer sowie lateinamerikanischer Musik packte das Ensemble in das Highlight "BWWE Special" (BWWE steht für Brass & Wood Wind Ensemble). Eingebunden waren die modernen Musikelemente in das Susato-Werk aus der Renaissance und das Akzente setzende Jazz-Stück "Take Five". Final erklang der Susato-Part noch einmal, dann aber im Fünfviertel-Takt. Insgesamt eine spannende Musik-Geschichte. "Es ist unser Hintergedanke, in so einem Konzert durch ganz verschiedene Stile zu führen", erläuterte Kohler. Das "Lobpreis-Medley" hat die studierte Musikerin selbst arrangiert.
Moderne und alte Lieder
Den Anfang des Medleys bildet "Großer Gott wir loben dich" für Orgel und Trompete. Bei "In Christ alone" bestach Judith Hildenbrand als Solistin auf der Violine. "Welche Liebe, welche Güte" interpretierte Thomas Rottmann einfühlsam am Cello. Diese beiden modernen Lieder wurden von Kohler am Klavier begleitet. Zum Abschluss ertönte wieder ein alter Choral, "Lobet den Herren" mit Trompete und Orgel. "Wir wollten damit zeigen, dass es Lobpreis-Musik schon immer gab, auch wenn sich der Begriff erst jetzt gebildet hat. Der Lobpreis für Gott hat sich musikalisch entwickelt, aber der eigentliche Lobpreis bleibt stets die Grundlage", formulierte Debora Kohler.
Flügelhorn, Cello, Geige und Orgel ließen "Air" aus der "Orchestersuite Nr. 3 in D BWV 1068" von Bach in einem anderen Licht erscheinen. Klänge der barocken Vleugels-Orgel fügten sich harmonisch ein in Adagio und Allegro aus der Sonate für Flöte des belgischen Barock-Komponisten Jean Baptiste Loeillet de Gant (1688-1729). Das Ensemble garnierte das Konzert mit Larghetto und Vivace aus der "Triosonate in D" von Johann Joachim Quantz, dem Flötenlehrer Friedrichs des großen, und dem Spirituoso aus "Concerto Sonata TWV 44:1" von Georg Philipp Telemann (1681-1767).
Die Besonderheit von zwei Orgeln in einer Kirche machte sich das Ensemble zunutze. Stephan Schaber brillierte an der romantischen Weigle-Orgel von 1929 mit den Choral-Variationen zu "Wer nur den lieben Gott lässt walten" aus dem Orgelbüchlein "BWV 642" von Johann Sebastian Bach. Ansonsten begleitete er das Ensemble gekonnt an der Vleugels-Barock-Orgel von 2001. Dem Jazz-Klassiker "Someone to watch over me" von den Gershwin-Brüdern George und Ira, ein Schlüsselwerk im "Great American Songbook", verliehen Michael Fingerle auf dem Flügelhorn und Debora Kohler am Klavier Spirit. "From a distance there ist harmony", ein Lied, das 1985 von der amerikanischen Singer-Songwriterin Julie Gold (*1956) geschrieben wurde, ist am erfolgreichsten von Bette Midler gecovert worden und avancierte 1990 zum großen Hit. Kohler zauberte den Song in das Waldachtaler Gotteshaus, am Klavier begleitet von Michael Fingerle. Hier hatten Streicher und Orgel einmal Pause, die sonst stets präsent und engagiert musizierten. In Anlehnung an den letzten Satz aus dem zweiten Brandenburgischen Konzert hat Michael Fingerle das Vorspiel zum Bach-Choral "Nun danket alle Gott" geschrieben.
Die Zuhörer wurden zum Schluss aktiv mit einbezogen und sangen aus voller Kehle mit, wie schon zuvor beim "Du meine Seele, singe". Das Brass & Wood-Wind-Ensemble überzeugte vollauf mit variantenreicher Intonation und erntete verdienten Applaus. Das Ensemble dankte mit einem englischen Segenslied als Zugabe. Die 29-jährige Debora Kohler empfand das Konzert in der heimeligen Christuskirche als "sehr angenehm" und sagte: "Wir kommen gern wieder."