Die neue Verdohlung lässt nicht mehr soviel Wasser durch wie die alte. Foto: Fotos: Günther

Versetzte Brücke beschert Schaden in sechsstelliger Höhe. Gemeinde verantwortlich?

Waldachtal-Oberwaldach - Eigentlich könnte alles ganz harmonisch sein: Seit 1986 wohnt Familie Hunder auf dem eigenen Anwesen in Oberwaldach, drei Generationen leben in der ehemaligen Mühle am Bach friedlich zusammen. Doch dann kam das Hochwasser.

Mit der Idylle an der Waldach ist es seit einigen Jahren vorbei, betont Siegfried Hunder. Deshalb habe er sich hilfesuchend an die Öffentlichkeit und die Presse gewandt.

Der Ärger begann im Dezember 1999 mit dem Orkan Lothar. Damals fiel in der Gemeinde Waldachtal eine große Menge Sturmholz an. In aller Eile wurde nach einem geeigneten Lagerplatz für das viele Sturmholz gesucht - und auf dem Gelände hinter dem Anwesen Hunder auch gefunden. Damals führte eine alte kleine Brücke über das Flüsschen Waldach. Allerdings war diese der Belastung durch die schweren, mit dem Sturmholz beladenen Lastwagen nicht gewachsen.

Extreme Hochwassersituation

Von der Gemeinde Waldachtal wurde daher in aller Eile unterhalb des Hunderschen Anwesens eine neue Überfahrt zum neu errichteten Nasslagerplatz gebaut, der auf der anderen Seite der Waldach liegt. Dies sei eine eigenmächtige Entscheidung gewesen, kommentiert Siegfried Hunder. Wie er vor Ort eindrücklich demonstriert, wurde die alte Brücke durch eine Überfahrt ersetzt, die mit zwei Betonröhren unterdohlt wurde. Leider sei aber die Durchlaufhöhe dieser Dohlen rund einen halben Meter niedriger als die ursprüngliche Brücke, so Hunder. Bei normaler Wetterlage sei dieser verminderte Durchfluss kein Problem, bei Starkregen und vor allem bei Regen und gleichzeitiger Schneeschmelze allerdings schon. Was Familie Hunder bereits mehrfach erleben musste.

So schwoll im vorletzten Winter die Waldach zu einem reißenden Fluss an, mitgerissene Äste versperrten die beiden Betonrohre und verstopften schließlich den Durchfluss völlig. Es kam zum Rückstau - und zur Überschwemmung von Hof und Kellergeschoss. Im vergangenen Sommer wiederholte sich die extreme Hochwassersituation. Mit einem halben Meter Hochwasser hätten sie zu kämpfen gehabt, erzählt Hunder.

Was auf den ersten Blick wie ein "normaler" Versicherungsschaden aussah, entwickelte sich allerdings im Nachhinein zu einer unendlichen Geschichte. Hunder geht von einem Schaden von rund 100.000 Euro aus, den seine Versicherung allerdings nur zu einem sehr geringen Teil abdecke. Denn der größte Schaden sei an seinen Autos entstanden. Und die Hausversicherung decke keine Schäden an Fahrzeugen ab, die auf dem Gelände stehen. Ein herber Schlag für den leidenschaftlichen Oldtimer-Restaurator.

Dieser Schaden müsste laut Auffassung von Siegfried Hunder nun von der Gemeinde übernommen werden, die er als Verursacher des Übels sieht. Denn die neue Brücke sei damals "ohne wasserrechtliche Erlaubnis" gebaut worden, wie der Geschädigt gleich aus mehreren amtlichen Schreiben zitieren kann.

Durch Verdohlung Durchfluss massiv reduziert

Die Ursache für die Situation liegt für Hunder klar auf der Hand: Durch die Verdohlung wurde der Durchfluss massiv reduziert, somit ist der Wasserdurchlass hierdurch zu gering geworden. "Die Gemeinde zahlt nicht, obwohl die Brücke damals ohne Genehmigung gebaut wurde. Und damit muss ich leben", sagt Hunder und versucht, nicht zu resignieren und weiter Abhilfe zu schaffen. Denn die letzten zwei, drei Regentage seien für die gesamte Großfamilie eine wahre Nervenprobe gewesen. Aus Sorge vor dem nächsten Hochwasser könnten alle nicht mehr richtig schlafen: "Meine Frau hat inzwischen regelrecht Panik davor."

Hunder klagt: "Die Gemeinde macht das Geschäft mit dem Holz, und wir als Privatleute müssen dafür büßen. Wir wurden nicht entschädigt, mit dem muss man leben. Vorher war doch alles gut." Sein Wunsch ist es, dass in der verfahrenen Hochwassersituation rund um seine alte Mühle endlich Bewegung kommt. Derzeit streiten sich immer noch die jeweiligen Versicherungen darum, ob und falls ja, welche den Schaden übernimmt. An die Gemeinde gerichtet hat er einen dringenden Wunsch: "Versetzt doch einfach die Brücke wieder in den alten Zustand zurück, die hatte einen viel größeren Wasserdurchfluss. Damit wäre die Hochwassergefahr gebannt."