Was ist in der Tatnacht tatsächlich passiert? Der Prozess versucht, Licht ins Dunkel zu bringen. (Symbolbild) Foto: dpa

Opfer schwer verletzt. Angeblich keine Zeugen. Prozess soll Licht ins Dunkel bringen.

Waldachtal/Horb - Opfer Thomas K. (26) erinnert sich: "Plötzlich kam der Angriff aus der Hecke. Holzlatten an den Kopf, ins Gesicht, wie auch immer." Das Ende eines zunächst gemütlichen Abends in einem Lokal in Waldachtal. Er endete nach Mitternacht in einer Schlägerei.

Das hört sich nach einer schwierigen Aufgabe für das Amtsgericht Horb an: Was ist nach Mitternacht am 25. August vergangenen Jahres vor einem Lokal in Waldachtal passiert?

Auf der Anklagebank: Valentin P. (26) und Alexandru D. (31). Der erste schmal, der zweite untersetzt mit Tattoos.

Laut der Staatsanwaltschaft sollen die beiden zwei Männer vor dem Lokal mit Holzlatten aus dem Gartenzaun zusammengeschlagen haben. Jede Menge Promille sind im Spiel.

Valentin P. berichtet: "Wir sprachen mit einem Kumpel, dann gab es Streit – wohl um ein Mädchen. Die beiden anderen haben unserem Kumpel eine Ohrfeige gegeben. Ich wollte sie auseinanderbringen. Dann wollten wir nach Hause. Draußen kamen beide Deutschen auf uns zu. Um uns zu verteidigen, habe ich die Holzlatte genommen und den einen an die Hand geschlagen. Als er mich dann an die Hüfte gefasst hat, habe ich die Holzlatte fallen gelassen."

Aha. Und was sagt Alexandru? Der Familienvater: "Der Deutsche sagte in der Kneipe während des Streits: Komm mit raus, wenn du ein Mann bist. Draußen kam der eine auf mich zu. Ich habe ihn an der Brust gestoßen, da ist er den Bürgersteig runter gestolpert. Was mit dem Holz ist, weiß ich nicht. Nach dem Training, zwei Whisky und zwei Bier war mir dann schlecht." Er habe sich anschließend erbrochen.

Und was erzählt die Polizei? Ein 61-jähriger Beamter schildert im Gericht: "Thomas K. hat uns erzählt, dass er und sein Bekannter von zwei Personen mit Holzlatten zusammengeschlagen wurden. Das zweite Opfer lag schwer verletzt vor der Bar. Er hatte schwere Gesichtsverletzungen, wir haben sofort den Krankenwagen gerufen. In der Bar waren noch vier Gäste. Die wussten auch von nichts. Als die beiden dann den Kopf aus dem Fenster steckten, rief Thomas K.: "Die waren es!" Am Hintereingang haben wir dann einen kleinen Gartenzaun gefunden, aus dem Latten herausgebrochen waren." Diese Latten seien dann in der Nähe des Lokals gefunden worden.

Valentin P. habe er damals nicht gesehen. Alexandru D. hatte sich hinter einem Baum versteckt, so der Beamte: "Er hat gesagt, er telefoniert mit seiner Frau. Alkoholisiert waren sie alle – die Verdächtigen und die Opfer." Das Opfer hat 2,6 Promille gehabt, der Angeklagte Alexandru 1,14 Milligramm Alkohol pro Liter Atemluft.

Und was sagen die Opfer? Der am schwersten Verletzte ist nicht im Amtsgericht erschienen. Er hat sich entschuldigt: Ischias. Christian L. (Name geändert) kann sich nicht bewegen, kein Auto fahren.

Sein Kumpel Thomas K. berichtet: "Als die sich mit den Männern gestritten haben, habe ich zu Christian (Name geändert) gesagt: Komm, wir gehen. Ich habe ihn rausgeschleift." Er habe vorgeschlagen, noch in eine andere Gaststätte zu gehen, dann sei der Angriff gekommen.

Richter Trick will wissen, ob das Opfer jemanden gesehen oder erkannt hat. K. schaut rüber zu den Angeklagten, wieder dem Richter ins Gesicht: "Nein. Es waren drei bis vier Schläge mit einem Stock, nicht nur auf den Kopf. Ich bin kurz zu Boden. Ich habe immer noch eine Narbe davon mit einem Spreißel drin."

Nach der Schlägerei habe er Kopfschmerzen gehabt. Richter Trick will wissen, ob die von den Schlägen stammen oder vom Alkohol. Thomas K.: "Beides." Trick fragt, ob K. die beiden im Lokal gesehen hat. Das Opfer: "Ich kann mich nicht mehr erinnern. Ich hatte was im Kopf." Richter Trick: "Gab es Schubsereien?" Das Opfer: "Mein Kumpel Christian war wutentbrannt, der hat rumgeschrien."

Dann der nächste Zeuge: Bartomeu S. (31, Name geändert). Gegen ihn wurden die Ermittlungen eingestellt. Er erzählt: "Die beiden Deutschen haben einen Osteuropäer angegriffen, ihn mit der flachen Faust geschlagen. Das habe ich gesehen. Es gab Schubsereien, einer ging zu Boden. Der Wirt warf beide raus. Die zerschlugen Fenster, schlugen gegen die Türen. Ich sagte dem Wirt: Ruf die Polizei!"

Er sei dann mit Valentin P. rausgegangen, weil der seinen Wohnungsschlüssel in einem fremden Auto hatte. Dann seien beide wieder in die Kneipe. Von der Auseinandersetzung mit den Latten hat Bartomeu nichts gesehen, sagt er vor Gericht. Richter Trick zeigt ihm Standbilder der Überwachungskamera des Las Vegas. Auf diesen Standbildern auch zu sehen: Valentin P., wie er mit Holzlatten in der Hand das Lokal verlässt und mit Holzlatten wieder reinkommt. Richter Trick: "Darauf ist auch zu sehen, dass Sie kurz hinter dem Angeklagten wieder ins Lokal kommen. Haben Sie die Holzlatten gesehen?" Bartomeu: "Nein. Es war doch dunkel." Richter Trick: "Das sieht man trotzdem." Erinnert ihn daran, dass Falschaussagen vor Gericht hart bestraft werden. Doch der Zeuge bleibt bei seiner Aussage: "Ich kann mich an nichts mehr erinnern. Ich will bloß aus dieser ganzen Sache raus."

Was ist wirklich vor dem Lokal passiert? Die bisherigen Aussagen haben noch keine Klarheit gebracht. Hinterließen eher den Eindruck: "Wir sind die Nix-Wisser vom Waldachtal". Immerhin hat Valentin P. zugegeben, dass er einmal mit der Holzlatte dem Opfer an die Hand geschlagen hat. Kein Wunder, dass Richter Albrecht Trick sagt: "Ich möchte unbedingt noch das zweite Opfer hören."

Hoffentlich bringt der nächste Gerichtstermin am 23. Juli um 16 Uhr im Amtsgericht mehr Licht in die Umstände dieser Kneipenschlägerei.