Der Wald als Sparkasse der Gemeinde? "Diese Diskussion führen wir schon lange nicht mehr", stellt der LBU-Fraktionschef Wolfgang Kaiser klar. Untermauert wird das mit den neuesten Zahlen: 165 000 Euro Miese stehen für 2022 unterm Strich.
Bad Dürrheim - Revierförster Matthias Berger und Forstamtsleiter Johannes Mayer standen den Gemeinderäten der Kurstadt am Donnerstagabend Rede und Antwort. Ihre Ausführungen zur Waldwirtschaft werden nicht allen behagt haben, denn klar ist: Auch wenn der Trend gut ist, die Ausgaben sinken und die Einnahmen steigen, bleibt am Ende ein sechsstelliges Defizit.
Problem nur zum Teil hausgemacht
Gegensteuern kann man nur bedingt, denn das Problem ist nur zum Teil hausgemacht: Die Käferholzmenge ist trotz reichlicher Regenfälle in diesem Jahr vergleichbar mit dem Aufkommen in 2019. "Wir können keine Entwarnung geben", betonte Mayer. Und die Bodenbeschaffenheit ist derart, dass im Bad Dürrheimer Stadtwald viel faules Holz anfällt, vor allem die Rotfäule bei Fichten macht dem Forstbetrieb zu schaffen. Hinzu kommt: Im Bad Dürrheimer Wald wachsen mehr Laubbäume als Nadelholz – Letzteres aber würde höhere Preise einbringen.
Eine Naturwaldgemeinde
Dass nicht einfach mehr Nadelbäume gepflanzt werden, hat einen guten Grund: den Klimaschutz. Desweiteren hat sich die Kurstadt als vom Naturschutzbund ausgezeichnete Naturwaldgemeinde einer besonders schonenden Forstwirtschaft verschrieben. Soll heißen: Auf fünf Prozent der Flächenbewirtschaftung wird verzichtet, das sorgt für geringere Erlöse. Und: Auf Chemikalien wird gänzlich verzichtet, auch das schmälert gegebenenfalls den Gewinn.
Darüber hinaus sei, so Mayer und Berger, an einigen Ausgaben einfach nicht zu rütteln: Die Bestandspflege ist bitternötig, weil aus der vom Sturm Lothar 1999 verursachten Freifläche die Jungbestände "davonwachsen" und die Wege müssen gepflegt werden – zumal die heftigen Starkregenfälle in diesem Jahr ihnen besonders zugesetzt haben. Auch diese zwei Posten tragen also kein Sparpotenzial in sich – insgesamt könnten ohnehin, so Berger, höchstens 14 000 Euro Ausgaben eingespart werden, was er nicht empfehle, "alles andere sind Fixkosten".
Für klimastabile Wälder
Letztlich trage genau der eingeschlagene Weg in der Forstwirtschaft Bad Dürrheims dazu bei, den Wald in die Zukunft zu führen. "Wenn man nachhaltig sein will, ist es notwendig, bestimmte Dinge zu machen", pflichteten Räte wie Wolfgang Kaiser schließlich bei. Man werde damit in Zukunft wohl noch stärker leben müssen. Das zeigte auch die Absage an die Anfrage von CDU-Sprecher Heinrich Glunz nach einer Erhöhung des Hiebsatzes zur Einnahmensteigerung – "Ich denke, beim Hiebsatz ist das Ende der Fahnenstange erreicht", so Matthias Berger. Ein zu radikaler Eingriff sei "bei unseren Böden" nicht geboten und mache die Verjüngung schwer. Doch genau die brauche es für das hehre Ziel, denn das ist klar: "klimastabile Wälder mit heimischen Baumarten".