Förster Matthias Berger bot bei einer Waldbegehung für Bürger und Stadträte interessante Einblicke, vor allem zum Thema Borkenkäfer.
Motorsägen kreischen auf und geländegängige Holzerntefahrzeuge arbeiten sich Meter um Meter vor: Im Wald oberhalb der Kernstadt erleben Spaziergänger und Jogger in diesem Jahr immer wieder kurzfristig eingeleitete „Rettungsmaßnahmen“.
Förster Matthias Berger, die städtischen Forstwirte und externe Holzernteunternehmer stehen im Kampf mit dem Borkenkäfer. Hauptsächlich Fichten sind im Stadt- und Staatswald von dem Insekt betroffen. „Die Population ist auf hohem Niveau“, so der Revierförster.
Während seine Vorgänger oftmals bis zu 400 Festmeter (Kubikmeter) Käferschadholz im Jahr hatten, ist es bei ihm heute die zehnfache Menge.
Maximal fünf Wochen Zeit
Sobald einzelne Bäume oder Baumgruppen vom Buchdrucker (seltener vom Kupferstecher) befallen sind, werden sie aus dem Wald herausgeholt. „Wir haben dazu maximal fünf Wochen Zeit“, so der beim Landratsamt angestellte Revierförster, der für den Bad Dürrheimer Stadtwald zuständig ist.
Matthias Berger rechnet damit, dass im Stadtwald in diesem Jahr 4000 Festmeter Käferholz anfallen. Die Forstleute sprechen hier von „zufälliger Nutzung“, also das Gegenteil von einem geplanten Einschlag. Hinzu kommen noch 500 Festmeter Sturmholz, wenn in diesem Jahr keine weiteren starken Böen durch die Bestände fegen. Insgesamt sollen nach dem aktuellen Bewirtschaftungsplan in diesem Jahr knapp 6600 Festmeter Holz geerntet werden – da sind dann also schon zwei Drittel mit Käfer- und Sturmholz gefallen.
Von der Witterung aufgebaute Falle
Während die Forstleute üblicherweise Fallen für den Borkenkäfer aufstellen, um seine Population zu kontrollieren, tappten sie in diesem Jahr selbst in eine von der Natur, besser von der Witterung aufgebaute Falle.
Wie, das erzählte Förster Matthias Berger laut Pressemitteilung bei einer Waldbegehung für Bürger und Stadträte. „Wir hatten dieses Jahr die Hoffnung, dass sich der Käfer aufgrund des Wetters nicht stark ausbreitet“, so der Förster.
Anfang April war es dann zwei Wochen warm, und die erste Käfergeneration schlüpfte. Die Forstleute erkennen anhand des braunen Bohrmehls am Fuße der befallenen Fichten, ob Bäume befallen sind. Nach den zwei sonnigen Wochen regnete es in einem fort. Und die Forstleute suchten von Mai bis Juli nach Bohrmehl, fanden aber nichts, der Regen schwemmte es immer wieder weg und der Käfer verrichtete unbemerkt sein Werk.
Schäden an den Kronen
Bis dann im August Schäden an den Kronen der befallenen Fichten sichtbar wurden. Viele Bäume waren befallen und hatten rote Nadeln an den Ästen, teilweise fiel schon die Rinde weg. Als dann die Waldarbeiter mit ihren Motorsägen anrückten, regnete es wieder und die Ernte der befallenen Bäume hinterließ zum Teil tiefe Spuren im Waldboden.
„Wir hatten manchmal die Wahl zwischen Pest und Cholera: die Bäume rausholen und durch die Vollernter Spuren im nassen Boden hinterlassen oder abwarten und damit riskieren, dass weitere Bäume befallen werden“, berichtete der Förster.
Wenn man zu lange wartet
Was passieren kann, wenn man zu lange wartet, sahen die Forstleute auf einer Fläche unterhalb des Bühlweges am Kapfwald: In der Nähe waren 30 Bäume vom Borkenkäfer befallen. Ein privates Forstbetriebsunternehmen wurde beauftragt, sie mit einer Vollerntemaschine herauszuholen. Das Gerät blieb wegen des nassen Bodens stecken, konnte sich aber mit Hilfe einer Seilwinde wieder selbst herausziehen. „Wir mussten zugucken, wie der Borkenkäfer die Bäume anfliegt“, so Förster Matthias Berger. Am Ende waren in diesem Waldstück 350 bis 400 Bäume befallen und mussten herausgeholt werden, 500 Festmeter Käferholz fielen hier an, das größte einzelne Schadensereignis in diesem Jahr.
Ökologie ein Ziel der Forstwirtschaft
Bergers Fazit: „Das Käferholz rausholen, auch wenn es danach schlimm aussieht im Wald“. Der Förster nannte den Teilnehmern der Waldbegehung die Ökologie als eines der drei Ziele der städtischen Forstwirtschaft: den Wald mit seinen positiven Effekten auf die Luftqualität und den Wasserhaushalt für nachfolgende Generationen erhalten, aber auch als Lebensstätte für Tiere. Der Wald hat als Arbeitsplatz und touristischer Faktor aber auch wirtschaftliche Bedeutung und selbst der soziale Faktor (Freizeit, Spaziergänger, Jogger, Waldkindergarten) ist bedeutend.