Karlheinz Mertes (von links), Nicole Fürmann, Peter Jahn und Hartmut Walter wollen den Wert des Waldes in die Gesellschaft bringen. Foto: Störzer

Der Wald der Zukunft entsteht jetzt. 1425 junge Bäume haben einen neuen Standort gefunden: den "Bauernwald". Was aktuell einem Soldatenfriedhof gleicht, wird in wenigen Jahren zu einem gesunden Wald heranwachsen. Dafür sorgt der Revierförster höchstpersönlich.

Sulz-Holzhausen - Im Wald zwischen Holzhausen und Mühlheim, unweit des Hofs Rosenfelder gelegen, floss die vergangenen Wochen viel Schweiß. "Die Vorbereitung der gesamten Pflanzfläche hat 12 000 Euro verschlungen. Das ist etwas aus dem Ruder gelaufen", gesteht Revierförster Karlheinz Mertes. "Dann haben wir dort 250 Stieleichen, 500 Weißtannen, 400 Douglasien, 250 Libanonzedern und 25 Speierlinge auf einer Fläche von 0,6 Hektar gepflanzt. Die fünf verschiedenen Baumarten und die Buchen, die bereits standen, formen zusammen einen schönen bunten Blumenstrauß." Mertes sprudelt vor Enthusiasmus. Er ist in seinem Element.

Sturmanrisse und Borkenkäferverbiss

Der Hintergrund war dieser: "Bereits vor zehn Jahren wurde der Baumbestand als inhomogen beschrieben", sagt Mertes. "Es herrscht ein Mordsdurcheinander: Buchen, Eschen, Tannen", zählt er auf. "Außerdem sind die Baumkronen schlecht. Sie wirken grün, weil überall Misteln sind. Das sind aber Schmarotzer. Die Bodendecke ist verwildert. Es gibt Sturmanrisse an mehreren Orten und Borkenkäferverbiss der Weißtannen", fährt er mit einem lauten Seufzer ungebremst fort.

Da kamen die Nussbaum Stiftung und die Schutzgemeinschaft Deutscher Wald ins Spiel, und ein Teil der Bäume musste weichen. Bis 2030 wollen sie, so das ambitionierte Ziel der beiden Partner, 100 000 neue Bäume in ganz Baden-Württemberg pflanzen – finanziert von Nussbaum Medien. Peter Jahn von der Nussbaum Stiftung erklärt: "Wir geben etwas an Standorte zurück, mit denen wir langjährig zusammenarbeiten." Wildberg, Beuron und Spaichingen seien solche Orte. Waldverjüngung und Stabilisierung – auch in Hinblick auf zukünftige Generationen – seien die Stichworte. "Die Kommunen alleine werden das nicht schaffen. Wir müssen die Unternehmen und Bürger mit einbinden."

Nicole Fürmann, Landesgeschäftsführerin der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald, erzählt: "Wir sind eine der ältesten Bürgerinitiativen, die nach dem Krieg entstanden ist. Früher gingen die Leute nach Feierabend mit Bäumen im Rucksack in den Wald und pflanzten diese. Das waren die Anfänge. Nun haben wir 18 Kreisgruppen in Baden-Württemberg. Im Kreis Rottweil gibt’s noch keine – aber wünschenswert wäre es schon." Nicht nur das Pflanzen von Bäumen sei wichtig, sondern auch das Anbringen von Wuchshöhlen oder das Bauen von Zäunen. Alles Aufgaben, die Mitglieder der Schutzgemeinschaft übernehmen.

Buch als Grundlage für die Auswahl der Bäume

In sechs bis sieben Jahren kann auch der Schutz, der aktuell noch um die jungen Bäume in Sulz gewickelt ist, entfernt werden. Dann sind sie groß genug. "Diese Bäume kommen. Dafür sorge ich persönlich!", sagt der Förster inbrünstig. Ein spezielles Buch mit dem Titel "Alternative Baumarten im Klimawandel" von der Forstlichen Versuchsanstalt Freiburg bot die Grundlage für die Auswahl der Arten.

"Douglasien eignen sich gut im Hinblick auf den Klimawandel", sagt Mertes, während er die umstehenden Zuhörer an einem in den Händen zerriebenen Zweig der Douglasie riechen lässt. Sie riecht nach Zitrone. "Douglasien fallen bei Wind aber leicht um. Zudem befällt der krummzähnige Tannenborkenkäfer mit großer Vorliebe diese Baumart." Mertes schmunzelt beim Aussprechen des Namens. "Auch andere Schädlinge tun das."

Kreativität ist gefragt

Die Libanonzeder sei dem Klimawandel da schon eher gewachsen. Mertes holt aus: "Der bibelfeste Christ weiß, dass der erste und zweite Tempel in Jerusalem aus Libanonzedern gebaut wurden." Es sei also nicht abwegig, später einmal besagte Zedern für den Bau von Häusern zu verwenden. Denn: Wenn Tanne und Fichte erst mal weg sind, brauche man Alternativen. "Wir hoffen, dass wir die richtigen Baumarten gewählt haben und der Wald so dem Klimawandel trotzen wird." Jahn ergänzt: "Es gibt keinen Königsweg. Kreativität ist gefragt, um Waldflächen zukunftsfähig zu machen."

Und Hauptamtsleiter der Stadt Sulz, Hartmut Walter, der mit dem Rad zum Pressetermin vorgefahren ist, betont: "Sulz hat 12 000 Hektar Gemeindewald." Einer erneuten Pflanzaktion stünde nichts im Wege.