Die A81-Ausfahrt bei Mundelsheim: Das Stuttgarter Regierungspräsisium könnte sich hier einen Hinweis auf Waiblingen vorstellen. Quelle: Unbekannt

Die Stadt Waiblingen will ihren Ortsnamen auf Schildern entlang der A 81 platzieren.

Backnang - Seit Jahrzehnten versucht die Stadt Waiblingen, den eigenen Ortsnamen auf den Hinweisschildern an der A81 unterzubringen. Jetzt ist das Ziel in greifbare Nähe gerückt. Doch Backnang und Großbottwar stellen sich quer: Zumindest an der Ausfahrt Mundelsheim habe der Waiblingen-Wegweiser nichts verloren.

Wer die Autobahn bei Mundelsheim verlässt und zunächst knapp 20 Kilometer auf der L 1115 nach Osten und dann über die B 14 gen Süden in Richtung Waiblingen fährt, kommt unweigerlich an den beiden Kommunen vorbei: zunächst an der Kleinstadt Großbottwar (8200 Einwohner) im Kreis Ludwigsburg und dann an der Großen Kreisstadt Backnang (35.400 Einwohner) an der Murr. Dass künftig womöglich noch mehr Autos oder Lastwagen an ihren Städten vorbeifahren, schmeckt den beiden Rathauschefs indes überhaupt nicht.

So steckten denn der Großbottwarer Schultes Ralf Zimmermann und Backnangs Oberbürgermeister Frank Nopper dieser Tage ihre Köpfe zusammen und formulierten ihren deutlichen Protest - ganz nach dem Motto: So nicht! Hier nicht! Mit uns nicht! Gemünzt ist dies auf die Überlegungen des Regierungspräsidiums (RP) bezüglich der von Waiblingen gewünschten "Aufnahme in die wegweisende Beschilderung" (so der offizielle Antrag) an der A81. Die Stuttgarter Behörde hat daraufhin alle Möglichkeiten entlang der Autobahn geprüft - und dabei ausgerechnet jene Ausfahrten ausgesiebt, die einem zunächst in den Sinn gekommen wären: "Die beiden Anschlussstellen Ludwigsburg-Nord und Ludwigsburg-Süd kommen dafür nicht in Betracht, weil dies im Hinblick auf die Luftreinhaltung die schon jetzt prekäre Situation in Ludwigsburg noch verschlimmern würde", heißt es in einem Schreiben an die Rathauschefs der betroffenen Kommunen und an die Landräte. Ebenso wenig eigne sich ein Waiblingen-Schild an der A-81-Ausfahrt Pleidelsheim, und zwar "wegen problematischer Streckenabschnitte in Fahrtrichtung Waiblingen".

RP favorisiert Ausfahrt Mundelsheim

Übrig "als akzeptable Variante" bleibt somit nach RP-Auffassung nur die Anschlussstelle Mundelsheim. Damit die Ludwigsburger nicht noch mehr Abgase einatmen müssen, soll der Verkehr nun also nach Großbottwar und Backnang gelotst werden - so deuten Nopper und Zimmermann die drohende Entwicklung. Doch dies bedeute "erhebliche Mehrverkehre" auf der L 1115 und B 14, die bereits heute teilweise "mit massiven Staus völlig überlastet sind". Die Wegweisung von Mundelsheim aus sei "geradezu so etwas wie ein amtlich empfohlener Schleichweg über Großbottwar und Backnang nach Waiblingen - ein Schleichweg, der für alle Beteiligten nur Nachteile bringt".

Wie geht's nun weiter? Die mittlerweile beim RP eingegangenen kommunalen Stellungnahmen werden in den kommenden Wochen ausgewertet, erklärt RP-Sprecher Peter Zaar. Und er betont nochmals, dass von den vier Möglichkeiten "drei aus unserer Sicht nicht in Betracht kommen". Allerdings handle es sich hierbei "um keine Entscheidung und auch um keine Tendenz".

Und was sagt Waiblingen zu all diesen Diskussionen? OB Andreas Hesky zeigt sich gleich in mehrfacher Hinsicht überrascht. Zum einen war ihm überhaupt nicht bekannt, dass das Regierungspräsidium das Waiblingen-Schild bei Mundelsheim anbringen will - "das haben wir nie gefordert". Genauso verblüfft hat ihn die scharfe Stellungnahme von Nopper und Zimmermann. Wobei er allerdings inhaltlich mit den Amtskollegen einig ist. Die Abfahrt Ludwigsburg "ist doch die viel schnellere Möglichkeit, nach Waiblingen zu kommen", sagt Hesky, der bis 2006 als Erster Bürgermeister in der Barockstadt agierte und somit die dortigen Feinstaubverhältnisse bestens kennt. Und aus dem Süden kommende Autofahrer bis ganz nach Mundelsheim zu lotsen sei "echter Mumpitz", lästert Hesky.

Letztlich geht es ihm aber vor allem darum, dass Waiblingen überhaupt an der Autobahn auftaucht. Immerhin sei man Sitz diverser Weltmarkführer und habe als Hauptort des vorderen Remstals ein Einzugsgebiet von 200.000 Einwohnern.

Übrigens: Auf den Hinweistafeln steht in der Regel der weiter entfernte Ort vor dem näher liegenden. Weil Waiblingen also das Fernziel ist, hätte man dann Backnang um einen Platz nach unten verdrängt - die alte Rivalität der Altkreise Backnang und Waiblingen wäre somit um eine Variante reicher.