So sieht Erleichterung aus: Dominic Damrath in dem Moment, als er erfährt, dass er der neue Bürgermeister wird. Foto: Beyer

Bei der Wahl in Seewald am Sonntag war das Rennen in Besenfeld auffällig knapp, während in den Teilorten fast drei Viertel der Wähler für Dominic Damrath stimmten. Steckt dahinter eine alte Rivalität zwischen dem Hauptort und den kleineren Ortsteilen?

Überraschend eindeutig fiel am Sonntag das Ergebnis der Bürgermeisterwahl in Seewald aus. Rund 61 Prozent der Wähler stimmten für den bisherigen Kämmerer Dominic Damrath. Sein wichtigster Konkurrent Karl Friedrich Kappler kam nur auf rund 38 Prozent.

Doch nicht überall war das Ergebnis so eindeutig. So lieferten sich in Besenfeld beide Kandidaten ein Kopf-an-Kopf-Rennen. Hier kam Damrath nur auf 50,97 Prozent, dicht gefolgt von Kappler mit 47,96 Prozent.

Ganz überraschend ist das nicht. Denn Kappler kommt aus Besenfeld. Seine Familie lebt dort seit Jahrhunderten. Dementsprechend hatte er im Wahlkampf versucht, den Heimvorteil zu nutzen.

Uralte Rivalität

Doch in den kleineren Teilorten ist diese Strategie nicht aufgegangen. In Göttelfingen, Erzgrube und Hochdorf blieb Kappler unter der Marke von 28 Prozent, während Damrath in allen Teilorten mehr als 70 Prozent holte.

Für den unterlegenen Kappler ist das kein Zufall. Er vermutet im Gespräch mit unserer Redaktion, dass die uralte Rivalität zwischen Besenfeld und den Teilorten eine Rolle gespielt haben könnte. „Die Teilorte fühlen sich vernachlässigt“, ist sich Kappler sicher. „Ich habe es nicht geschafft, die Bewohner der Teilorte zu überzeugen, dass ich nicht nur für den Hauptort eintreten werde, sondern auch für die Teilorte.“

Doch bei aller Selbstkritik wundert es Kappler dann schon, dass ausgerechnet der Freudenstädter Damrath die Stimmen der Teilorte holte. „Ich finde es schade, dass man einem von außen kommenden mehr Neutralität zutraut als einem Einheimischen“, meint Kappler.

„Ich sehe ganz Seewald“

Doch was sagt der Wahlsieger dazu? „Ich würde nicht sagen, dass ich der Teilort-Flüsterer bin“, meint Damrath im Gespräch mit unserer Redaktion. „Ich sehe ganz Seewald.“ Für das knappe Rennen in Besenfeld hat Damrath eine eigene Erklärung: „Wenn man wie Herr Kappler vor Ort verwurzelt ist, hat man eine gewisse Bekanntheit, die er in anderen Ortsteilen nicht hat.“

Anders als Kappler sieht er zwischen den Teilorten kein angespanntes Verhältnis. „Ich sehe da keinen Kampf oder eine Benachteiligung.“ Dennoch wolle er die Teilorte in der Gemeinde nach vorne bringen und alle Ortsteile mit einbeziehen. Als Beispiel nennt er Göttelfingen, wo er ein Neubaugebiet etablieren möchte.

Nicht ernst genommen

Eindeutiger Wahlverlierer des Abends ist Kim Reith, auf den nur sieben Stimmen entfielen. Im Gespräch mit unserer Redaktion zeigte er sich davon wenig überrascht: „Nach der Vorstellungsrunde hatte ich mir das schon gedacht. Man hat ja gemerkt, dass mir die Leute keine Fragen gestellt haben. Man hat mich einfach nicht ernst genommen.“

Zur Verkündung des Wahlergebnisses war er deshalb gar nicht erst ins Rathaus nach Besenfeld gekommen. Vom Wahlausgang hat er später durch unsere Zeitung erfahren. Enttäuscht wirkt Reith dennoch. Zwar habe er sich keine Siegeschancen ausgerechnet, aber zumindest auf einen Achtungserfolg gehofft, um für die Interessen der Jugend einzutreten.