Nur noch wenige Tage, dann wählen die Haslacher einen neuen Bürgermeister. Im Gespräch erklärt Kandidat Armin Hansmann, wieso ein Polizist für das Amt geeignet ist, wie er mehr Wohnraum schaffen will und warum Pan Tau sein Vorbild ist.
Ihre Stimme für Amtsinhaber Philipp Saar oder seinen Herausforderer Armin Hansmann geben die Einwohner am Sonntag, 16. März, ab. Im Interview zeigen beide Kandidaten ihre Ideen für die Schaffung von Wohnraum auf, was die Stadt gegen den Klimawandel tun kann und was sie als Führungsperson auszeichnet. Armin Hansmann ist der Meinung, dass er als Bundespolizist einen besonderen Umgang mit Herausforderungen mitbringt.
Herr Hansmann, Sie sind in der Narrenzunft aktiv, die Fastnacht ist jetzt vorbei und jetzt geht es weiter mit dem Wahlkampf. Inwieweit waren diese beiden Ereignisse für Sie miteinander verbunden?
Die Narrenzunft ist der letzte Verein, dem ich noch die Treue halte. Alle anderen, bei denen ich in meiner Jugend oder in meinem jungen Erwachsenenjahren gerne aktiv war, musste ich aus beruflichen Gründen aufgeben. Ganz allgemein ist es so, dass Wahlkampf und Fastnacht vieles gemeinsam haben. Bei der Fastnacht und im Wahlkampf kommen viele Themen auf den Tisch. Probleme, Herausforderungen, ungelöste Dinge, an der Fasnacht humoristisch aufgearbeitet, oft schon satirisch. Was ich schön finde, ist die Gemeinschaft, die sich in Haslach dann zeigt. Die Fasnacht lebt vom Zusammenkommen, sie lebt vom Austausch, von den Gesprächen. Im Wahlkampf ist es ähnlich.
Was sagen Sie zum Ergebnis der Bundestagswahl und was für Auswirkungen hat es auf Haslach?
Was ich viel interessanter als das Ergebnis fand, war der Wahlkampf an sich. Ich mache mir ein bisschen Sorgen, dass die Tendenz besteht, andere Meinungen nicht mehr zu respektieren. Ich habe mich bei meinem Studium viel mit Demokratie und ihrem Wesen beschäftigt. Es ist nämlich für eine Polizei extrem wichtig, zu wissen, für was man überhaupt seinen Kopf hinhält. Ein Kernelement der Demokratie ist der Pluralismus, also die Willensbildung durch einen gemeinsamen Diskurs. Wenn ich ein Klima schaffe, das mir genau diese Auseinandersetzung mit einer Vielzahl von Meinungen unterbindet, dann habe ich ein Problem. Wenn ich am Schluss einer Diskussion einen Kompromiss habe, dann ist das genau das, was es, sowohl auf Bundesebene als auch in Haslach, anzustreben gilt.
Sie arbeiten bei der Bundespolizei. Welche Kenntnisse und Fähigkeiten bringen Sie für das Amt des Bürgermeisters mit?
Ich glaube, relativ viele sogar. Wenn man sich bei der Polizei als Führungskraft engagiert, ist ein Aspekt im Polizeiberuf unsagbar wichtig: Und zwar der, dass sich die Polizei vor den Herausforderungen, auf die sie trifft, nie wegdrücken kann. Es gibt nach der Polizei niemanden mehr, der die Probleme löst. Das heißt, wir müssen uns im Polizeidienst aktiv den Herausforderungen stellen. Das ist auch elementar für eine Stadtverwaltung. Direkter als eine Stadtverwaltung hat kaum jemand Einfluss auf das Leben der Menschen. Das Zweite ist der Umgang mit Menschen, die Menschenführung, Mitarbeiterführung, der wertschätzende, anerkennende und respektvolle Umgang. Der ist bei der Polizei unsagbar wichtig. Wir haben Berufsbeamtentum, das heißt, es ist elementar, dass Führungskräfte in der Polizei oder in jeder Behörde die Mitarbeiter so behandeln, dass sie die größtmögliche Motivation beibehalten oder noch entwickeln. Ich glaube, das ist etwas, was auch für einen Bürgermeister sehr wichtig ist.
Es ist eng im Kinzigtal, bezahlbarer Wohnungen oder Häuser sind knapp – auch in Haslach. Topografie und Demografie erfordern neue Ideen für die Erschließung von Wohnraum. Welche haben Sie?
Das ist ein hochkomplexes Thema. Zum einen geht es natürlich darum, wo man noch in die Fläche wachsen kann. Baugebiete zu erschließen ist Thema Nummer eins. Da sind wir allerdings mit der Zillmatt in Bollenbach, aber auch mit Brühl III in Haslach ganz gut dabei. Danach werden wir aufgrund unserer geografischen Situation gar nicht mehr viele Kapazitäten haben. Interessant ist auch das Thema Nachverdichtung. Laut einer Studie, die die Stadt Haslach in Auftrag gegeben hat, gibt es auf der Gemarkung von Haslach Potenzial für bis zu 800 Wohneinheiten. Die werden wir nicht alle bekommen, aber wenn man nur 15 oder 20 Prozent davon verwirklichen könnte, das wäre schon spannend.
Ein anderes Problem ist aber, dass Leute Flächen erst mal hergeben müssen.
Richtig, da muss man Gespräche führen. Die werden nicht immer zum Erfolg führen, aber ich glaube, wenn man mal nachfragt, kann man noch einiges bewegen. Wie gesagt, man wird nicht für alles eine Lösung finden, aber wer es nicht versucht, hat schon verloren.
Bei der Kinderbetreuung besteht in Haslach eine große Schere zwischen existierenden Plätzen und dem theoretischen Bedarf. Wie wollen Sie dem begegnen?
Man muss grundsätzlich festhalten, dass wir in Haslach ein wirklich gutes Angebot an Kindergartenplätzen haben. Waldkindergarten, Stadtkindergarten, die neue Schwarzwald-Kita oder auch die private Kindertagesstätte, das Kinderstüble – da haben wir schon ein tolles Angebot. Aber klar, würden wirklich alle Eltern ihr gutes Recht auf einen Kitaplatz in Anspruch nehmen, kämen wir an unsere Grenze. Mir ist wichtig, dass ich einen Rahmen schaffe, in dem die Eltern entsprechend ihrer Wünsche die Wahl haben. Worüber man sprechen kann, sind die Betreuungszeiten. Ob man durch eine flexiblere Gestaltung vielleicht noch etwas die Bedarfe der Familie besser berücksichtigen kann. Darüber muss man mal diskutieren.
Wo sehen Sie in Haslach Potenzial, Maßnahmen gegen den Klimawandel zu ergreifen?
Gerade für eine Stadt, wie Haslach, die noch eigene Stadtwerke hat, braucht es einen Ausbau der Stromgewinnung aus regenerativer Energie. Das ist Schritt eins. Konkret bedeutet das ein viertes Wasserkraftwerk. Ich weiß, dass da schon seit Jahren Pläne vorhanden sind, die aus verschiedenen Gründen, die vor allem mit der Umgehungsstraße zusammenhängen, nicht weiterverfolgt wurden. Jetzt haben wir die Entscheidung zur Umgehungsstraße, jetzt kann man das in Angriff nehmen. Wir brauchen auch eine Entwicklung bei den Stadtwerken. Der Verwaltungsaufwand für sie lässt nur einen Schluss zu: Die Stadtwerke müssen wachsen, sonst werden sie über kurz oder lang geschluckt werden. Sie müssen ein wirklich ernstzunehmender regenerativer Stromlieferant hier in der Region werden, eher noch darüber hinaus. Mein Motto „Aus Haslach für Haslach“ würde ich dann erweitern: „Aus Haslach für die Region“.
Weil gerade Fastnacht war: Welche Rollen würden Sie als Bürgermeister beim Theaterspiel der Rathausstürmung gerne spielen?
Ich bin mir nicht sicher, ob ich mich da als alt oute und ob jemand noch Pan Tau kennt. In der Serie war er zwar sehr zurückhaltend, aber immer präsent. Und er konnte mit einem Streichen über die Melone und einem Tippen darauf Wünsche erfüllen. Wenn ich mit so einer ruhigen Präsenz, einfach mit meinem Dasein und mit ein bisschen über den Hut streicheln die Wünsche der Haslacher erfüllen könnte, das wäre schön.
Zur Person
Armin Hansmann ist 48 Jahre alt und arbeitet bei der Bundespolizeidirektion Stuttgart in Böblingen. Er hat an der Fachhochschule des Bundes das Diplom zum Verwaltungswirt abgelegt. 2021 beendete er außerdem den Masterstudiengang „Öffentliche Verwaltung – Polizeimanagement“. Hansmann ist verheiratet und hat aus zwei Ehen drei Kinder. Seine Hobbys sind Sport, Wandern, Motorradfahren, Lesen, Kochen und Backen.