Die mageren Jahre scheinen endgültig vorbei zu sein bei Heckler & Koch (HK). "Wir blicken auf das beste Geschäftsjahr seit Langem zurück und sind auch in diesem Jahr voll auf Kurs", sagte der Vorstandsvorsitzende des schwäbischen Waffenherstellers aus Oberndorf (Kreis Rottweil) bei der virtuellen Hauptversammlung am Dienstag.
Oberndorf - Und die Zahlen geben Jens Bodo Koch Recht: Der Umsatz im Jahr 2020 stieg laut Unternehmensangaben um rund 15 Prozent auf 275 Mio. Euro. Das operative Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) lag bei 49,9 Mio. Euro und damit um gut 60 Prozent höher als im Vorjahr. Der Gewinn nach Steuern betrug 13,5 Mio. Euro. Wirft man einen Blick auf die Bilanzen des ersten Halbjahres des laufenden Jahres, sind auch hier keine Ladehemmungen auszumachen, HK konnte in diesem Zeitraum einen Umsatz in Höhe von 143,5 Mio. Euro erwirtschaften – gut 4 Mio. mehr als im Vergleichszeitraum 2020. Auch der Gewinn konnte mit 11,5 Mio. Euro verdoppelt werden.
Die Gründe für diesen positive Trend sind vielseitig, wie bei der Hauptversammlung zu erfahren war. Einen Erfolgsgaranten sieht HK etwa in seinen Produktneuentwicklungen, von denen das Unternehmen zwei näher vorstellte. Einmal handelt es sich um das Gewehr HK 437, welches vor allem bei polizeilichen und militärischen Spezialkräften sowie regulären Polizeikräften zum Einsatz kommen soll. Zusätzlich ergänzen die Oberndorfer ihre Produktpalette im Bereich der Pistolen – unter anderem durch die SFP9CC. Bekannt ist dieser Typ Waffe auch als sogenannte Taschenpistole. Wie der Name bereits verrät, können Pistolen dieser Art aufgrund ihrer Kompaktheit leicht versteckt und geheim getragen werden. Neben polizeilichen und militärischen Spezial- und Flächenkräften sieht HK bei diesem Typ vor allem auch im US-Zivilmarkt Verkaufspotenzial.
Auch in Zukunft setzt HK auf die Bundeswehr
Maßgeblich zum wiederkehrenden Erfolg des Waffenherstellers haben laut Vorstand, der zusammen mit dem Aufsichtsrat von den Aktionären mit einer Mehrheit von 74,1 Prozent entlastet wurde, auch die über 900 Mitarbeiter am Oberndorfer Standort beigetragen. "Wir sind den Mitarbeitern dankbar, dass sie sich mit großem Einsatz an der Sanierung des Unternehmens beteiligt haben", sagte Finanzvorstand Björn Krönert. Die starken Zahlen haben den Vorstand auch dazu veranlasst, den im Sommer 2019 beschlossenen Sanierungstarifvertrag im Juli 2021 nicht zu verlängern. Unbezahlte Überstunden der Belegschaft gehören somit der Vergangenheit an. Mit Blick auf das Geschäftsjahr 2021 müssen dann auch die entstehenden höheren Personalkosten eingeplant werden, was den Optimismus des Vorstands aber nicht bremst. HK sei für die Zukunft gut aufgestellt, sagte Koch zum Abschluss seines Berichtes.
Auch in Zukunft setzt HK auf seinen wichtigsten Kunden – die Bundeswehr. Erst im Frühjahr konnte der Waffenhersteller laut Pressemitteilung "der erfolgreichen Zusammenarbeit ein weiteres Kapitel hinzufügen, als der seit 2013 bestehende Rahmenvertrag über die Lieferung des Maschinengewehrs MG5 erweitert wurde". Sofern die Bundeswehr die vereinbarte Anzahl an Waffen bis Ende 2026 abrufe, würde es sich um einen der größten Aufträge in der Geschichte des Unternehmens handeln. "Dieser Abschluss zeigt, dass das MG5 eine Erfolgsgeschichte ist", sagt Koch.
Welches Ende die Geschichte um den begehrten Bundeswehrauftrag über 120 000 neue Sturmgewehre bereit hält, bleibt dagegen noch abzuwarten. Schon seit Längerem streiten sich die Oberndorfer mit dem Konkurrenten C.G. Haenel aus Suhl (Thüringen) um den Prestigeauftrag. Zuletzt hatte der Bund bekannt gegeben, den Auftrag an HK vergeben zu wollen. Doch Haenel legte Rechtsmittel ein. In Oberndorf gab man sich am Dienstag siegessicher: "Wir haben mit unserem HK416 das technisch beste und wirtschaftlichste Angebot abgegeben", berichtet Koch. Im März 2022 will das Oberlandesgericht Düsseldorf eine Entscheidung treffen. Koch: "Ich bin sehr zuversichtlich, dass uns im Anschluss daran der Auftrag erteilt wird."