Energiesparen und erneuerbare Quellen nutzen sind wichtige Aspekte der Wärmeplanung. (Symbolbild) Foto: Andrey Popov - stock.adobe.com

Komplexes Thema ganz einfach serviert – Oberndorf ist in die kommunale Wärmeplanung eingestiegen und holt nach der ersten großen Runde jetzt die Bürger ins Boot.

Informieren, verstehen, mitreden als Voraussetzung, den Weg der Wärmewende aktiv mitzugestalten – dafür wollte Bürgermeister Matthias Winter die Weichen stellen mit der Bürgerinfo-Veranstaltung zur kommunalen Wärmeplanung. Wer sich Transparenz über die Faktenlage, die Prognosen und Möglichkeiten sowohl für die Kommune als auch für Privathaushalte erhoffte, wurde im Schwedenbau nicht enttäuscht.

 

Wie stark das Interesse und auch die persönliche Vorbereitung auf den Vortrag war, manifestierte sich zum einen in den Fragen, die die drei Referenten auch während ihrer Ausführungen zuließen, zum anderen aber auch in den Erfahrungsberichten, zu denen die Moderatoren ebenfalls Stellung bezogen.

Die Basis

Marc Krecher von der badenovaNETZE fasste im ersten Vortragsblock die auf Datenbasis für die digitale Energieleitplanung erhobenen Ergebnisse der kommunalen Wärmeplanung zusammen. Dabei handle es sich um ein Planungsinstrument, das als Strategie dienen könne, um einen klimaneutralen Gebäudebestand bis zum Jahr 2040 zu erreichen.

Es sei weder eine Machbarkeitsstudie, noch rechtlich bindend. Alle fünf Jahre erfolge eine Fortschreibung zur Aktualisierung und zur Eruierung neuer Ansätze, so dies erforderlich sein sollte. Die aufgezeigten Maßnahmen zur Erreichung der Klimaziele dienten der Stadt Oberndorf als Orientierung. Anschaulich und kompakt stellte Krecher die Ergebnisse der Bestands- und Potenzialanalyse vor, zeigte die mögliche Entwicklung zum Zielszenario 2040 anhand einer Wärmewendestrategie auf.

Fossile Energieträger überwiegen noch deutlich

Der Wärmeverbrauch wird demnach aktuell noch zu 80 Prozent über die fossilen Energieträger Heizöl und Erdgas gedeckt. Zudem seien etwa 40 Prozent der primären Heizanlagen älter als 30 Jahre, 55 Prozent älter als 25 Jahre. Die Idee: 2040 könne der Wärmebedarf mit Umweltwärme, Solarthermie, Energieholz, Heizungsstrom, Wärmenetz, Wasserstoff und sonstige Erneuerbare komplett abgedeckt werden. Voraussetzung dafür sei allerdings, dass der Wärmebedarf sinke, fossile Brennstoffe substituiert, lokale erneuerbare Potenziale ausgeschöpft, und je nach Eignungsgebiet Wärmenetze umgesetzt oder mehrheitlich Wärmepumpen installiert werden.

Das Klimaschutzgesetz fordert fünf Maßnahmen zur Umsetzung, die innerhalb von fünf Jahren begonnen werden müssen. Die Daten der kommunalen Wärmeplanung dienen als Grundlage für die Entscheidungen der Verwaltung.

Wärmenetze als wichtiger Baustein

Im zweiten Teil drehte sich alles um das Thema „Wärmenetz“. Volkmar Müller von der VMA-Anlagetechnik stellte das Bestandswärmenetz in der Oberndorfer Talstadt vor, zeigte Perspektiven für den Ausbau auf. Er ging ein auf die Vorteile der effizienten und nachhaltigen Produktion von Nahwärme, die keine wiederkehrenden Investitionen fordere, nahezu wartungs- und verschleißfrei funktioniere und so einen zukunftssicheren Zugang zu Wärme und Warmwasser ermögliche.

Da man verschiedene Energieträger einsetze, habe man mehrere Optionen zu reagieren, wenn die Preissituation dies erfordere. So könne man die Preise stabil halten, denn man sei ja an einer langjährigen Partnerschaft sowohl mit der Kommune als auch mit den privaten Anschlussnehmern interessiert.

Energiesparen als effizientes Mittel

Gemäß dem Grundsatz „Die umweltfreundlichste Energie ist diejenige, die wir nicht verbrauchen“ sprach Rolf Halter von der regionalen Klimaschutz- und Energieagentur im dritten Teil konkrete Möglichkeiten an, Energie zu sparen. Er informierte über das Gebäudeenergiegesetz, schlüsselte die umfangreichen Fördermittel auf und hatte auf jede Frage zu den Themen Heizungstausch, Heizungsoptimierung, Thermische Gebäudehülle, PV-Anlagen, effiziente Haushaltsgeräte und Nutzerverhalten eine konkrete Antwort.

Festzustellen waren viele Wissensdefizite über die Möglichkeiten, Energie und Geld zu sparen, insbesondere auch die Tatsache, dass die Stadt Oberndorf seit 2017 die Kosten für aufsuchende Beratungen für ihre Bürger übernimmt.

Bürgermeister Winter versicherte, dass die Stadt im Maßnahmenkatalog vorrangig darauf eingehe, dass die in der Stadt vorhandene Energie nicht verpuffe, sondern im Wärmenetz Verwendung finde.

Informationen

Die Präsentationen
sind bei der Stadt über Klimaschutzmanager Marc Schenk abrufbar.

Beratungen
übernimmt – telefonisch oder aufsuchend – Rolf Halter. Sie sind für Oberndorfer Bürger kostenlos. Kontakt per E-Mail an r.halter@ea-sbh.de oder telefonisch unter 0741/32 03 98 71.