Sozialarbeiterin Hélène Marcel und ein ehrenamtlicher Koch vor der Wärmestube in der Suppengasse 2. Foto: Emelie Baisch

In der Wärmestube Rottweil finden Menschen Wärme, Gemeinschaft und Unterstützung – unabhängig von ihrer Lebenssituation.

Die Wärmestube Rottweil ist weit mehr als nur ein Ort, an dem es ein warmes Essen gibt. Sie ist ein Treffpunkt für Menschen, die auf verschiedenste Weise bedürftig sind – ein sozialer Raum, an dem jede und jeder einfach sein darf, ohne etwas kaufen zu müssen. Von Montag bis Samstag wird in der Wärmestube ein frisches Mittagessen angeboten. Auch ein Frühstück steht für alle bereit, die es möchten. Der Preis für die Speisen ist niedrig.

 

Das Essen wird von 20 bis 25 ehrenamtlich Helfenden zubereitet, die sich regelmäßig abwechseln. Unterstützt werden sie von Minijobbern, die bedienen und aufräumen. Einen festen Speiseplan gibt es nicht – die Gerichte werden täglich von den Ehrenamtlichen bestimmt. So entsteht eine familiäre Atmosphäre, in der jeder Tag ein wenig anders schmeckt.

Sozialarbeiterin Hélène Marcel koordiniert die Abläufe und kümmert sich um das Organisatorische. „Wichtig ist, dass die Wärmestube ein sozialer Ort ist“, betont sie. Neben den Mahlzeiten finden hier auch Begegnungen und Gespräche statt. Alle zwei Wochen am Mittwoch wird ein Spielenachmittag angeboten, und jeden zweiten Samstag im Monat lädt ein Frühstücksbuffet zum gemeinsamen Start in den Tag ein. Derzeit kämen mehr als 50 Gäste regelmäßig vorbei.

Es gibt ein Badezimmer

Zwischen 15 und 20 Mahlzeiten werden täglich ausgegeben. Selten bleibt etwas übrig, und wenn doch, wird das Essen entweder eingefroren oder an Gäste weitergegeben. Das zeigt, wie gut das Angebot angenommen wird und wie wichtig es für viele Menschen geworden ist. Auch auf praktische Bedürfnisse wird Rücksicht genommen: Die Wärmestube verfügt über ein Badezimmer mit Dusche und Waschmaschine – ein Angebot, das viele Besucher zu schätzen wissen. Die frühere Kleiderkammer wurde zwar geschlossen, doch die Wärmestube verteilt nun Gutscheine für die Aktion „Eine Welt“ sowie das DRK-Kleiderlädele. Kostenloses WLAN und Radio stehen ebenfalls zur Verfügung. „Teilhabe am gesellschaftlichen Leben ermöglichen“, so beschreibt Hélène Marcel das Ziel der Einrichtung.

Herzstück der Wärmestube

Finanziert wird die Einrichtung überwiegend durch Spenden. Ohne die Unterstützung der Ehrenamtlichen wäre der Betrieb nicht möglich. Ihre Arbeit wird in der Wärmestube sehr geschätzt. „Die Wärmestube ist auf die Ehrenamtlichen angewiesen“, betont Marcel, „und wir sind unglaublich dankbar für ihren Einsatz.“ Auch beim Thema Lebensmittel geht die Wärmestube ihren eigenen Weg.

In den Kochtöpfen landen keine Spenden von Supermärkten oder Discountern. Dies liegt vor allem an den strengen Regeln des Gesundheitsamts: Die Wärmestube gilt rechtlich als gastronomischer Betrieb, da Speisen zubereitet werden. Also dürfen keine abgelaufenen Lebensmittel verwendet werden, auch wenn sie noch genießbar wären. Eine mögliche Legalisierung des so genannten Containerns – also des Entnehmens weggeworfener, aber noch essbarer Lebensmittel aus Müllcontainern – würde daran kaum etwas ändern.

Ungerechtigkeit bekämpfen

Sozialarbeiterin Hélène Marcel hat zu diesem Thema eine klare Haltung: „Meiner Meinung nach sollte es verboten werden, genießbare Lebensmittel wegzuschmeißen. Ich sehe eine große Chance, Ungerechtigkeit zu bekämpfen. Allerdings sollte es in einem geregelten Rahmen geschehen. Dafür ist ja zum Beispiel Foodsharing schon da“, sagt sie, und ergänzt: „Eine Kriminalisierung von Lebensmittelverschwendung könnte auch Foodsharing die Arbeit erleichtern.“

Auch Menschen, die nicht in Armut leben, sind übrigens herzlich willkommen. „Es bereichert uns, wenn Leute kommen, die finanziell ganz anders ausgestattet sind“, sagt Hélène Marcel. Im Landkreis Rottweil ist die Wärmestube die einzige ihrer Art. Seit 1998 befindet sie sich in der Suppengasse 2, zuvor wurden Essensausgaben in der Kirche organisiert. Im vergangenen Jahr wurde der Raum renoviert, um den Besuchern ein noch wohleres Gefühl zu vermitteln.

Mit der Wärmestube verbunden

Hélène Marcel kennt die Einrichtung schon lange: Bereits während ihres Studiums begann sie als Minijobberin in der Wärmestube zu arbeiten. Zwei Jahre später, 2023, übernahm sie dort die Aufgabe der Sozialarbeiterin. Seitdem sorgt sie mit viel Engagement und Herzblut dafür, dass die Wärmestube Rottweil das bleibt, was sie ist – ein Ort der Wärme, der Begegnung und des Miteinanders. Hier geht es nicht nur um Essen, sondern um Würde, Gemeinschaft und ein Stück Normalität für Menschen, die sonst oft am Rand der Gesellschaft stehen. Die Wärmestube Rottweil zeigt, dass echte Hilfe nicht nur satt macht – sondern verbindet.