Energiewende bei Heizungen: Was man so abstrakt aus Berlin als Debatten hört, schlägt nun mit Wucht auch in Hechingen ein. Am Donnerstag war die Wärmeplanung für Hechingen Thema im Gemeinderat. Erkenntnis: Große Umwälzungen kündigen sich an.
Im Gemeinderat ging es am Donnerstag allerdings zunächst nur um den Antrag auf Zuschüsse für die Erstellung eines kommunalen Wärmeplans. Aber wie kompliziert bei diesem Thema alles ist, wurde dann schon dadurch deutlich, dass der Auftrag dafür schon vor zwei Jahren an das Institut Solites gegeben wurde. Und der Antrag ist immer noch nicht fertig. Das liege daran, dass in dieser Zeit mehrfach Landes- und Bundesgesetzes angekündigt, verzögert, verändert und neu gefasst wurden, so Dirk Mangold, ein Experte des Instituts. Jetzt scheint man auf trockenem Boden. „Den Antrag können wir nun nächste Woche stellen“, so Mangold. Und die Erstellung des Plans werden dann etwa ein Jahr dauern. Eine Bürgerbeteiligung soll dabei ganz am Anfang des Prozesses stehen.
Mal abgesehen davon, dass das eine Höllen-Zusatzarbeit für die Stadtverwaltung wird, dürften die ganz großen Herausforderungen für die Hechinger erst nach folgen. Denn der Plan wird den Weg festlegen, auf dem die Zollernstadt beim heizen klimaneutral wird. Und das heißt: Gast- und Ölheizungen sind Auslaufmodelle. Es können auch Lösungen für Einzelhäuser denkbar sein, aber in großem Stil wird es zudem auch Fernwärmenetze geben müssen, die natürlich ebenfalls nur nicht-fossile Energie einsetzen dürfen. Dafür sind dann große Flächen im Umfeld von Hechingen auszuweisen, auf denen Solaranlagen, Windräder oder Tiefenwärmefelder ausgewiesen werden. Einwohner werden entscheiden müssen, ob sie ihre noch halbwegs taugliche Ölheizung aufgeben und an Fernwärmenetzen teilnehmen.
Beim heizen wird in kurzer Zeit ein „kompletter Systemwechsel“ vorgenommen
Und all dies auf Grundlage von Gesetzen und Verordnungen, an denen erst etwa zwei Jahre intensiv gearbeitet wird, „obwohl wir eigentlich schon vor 20 oder sogar 50 Jahren hätten sehen müssen, dass so eine Entwicklung auf uns zukommt“, so Mangold. Jetzt stehe in sehr kurzer Zeit ein „kompletter Systemwechsel“ an, der sicher auch den Einwohnern Probleme bereiten werden. „Die Politik nennt so etwas Anpassungsschmerzen“, meinte dazu Bürgermeister Philipp Hahn, der dem Vortrag ebenso mit teils sichtlichem Staunen folgte wie viele Gemeinderäte“. Da kommt viel Arbeit auf Stadt und Gemeinderat zu, das dürfte sicher sein.
Auf dem Weg zum klimaneutralen heizen sind noch viele Frage zu klären
In der Diskussion legte Jürgen Fischer offen, dass der Wärmeplan selbst zwar vom Staat bezuschusst wird, das zusätzlich benötigte Personal der Stadt aber von dieser selbst zu zahlen ist. Auf die Nachfrage von Margret Simoneit erklärte Dirk Mangold, dass die Wärmeplanung sehr detailliert und auch verbindlich ausfallen wird. Almut Petersen fragte nach, ob Fernwärmenetze auch von privaten Genossenschaften betrieben werden können, was wohl denkbar ist, Stefan Löffler wies auf das Problem des Handwerker- und Materialmangels hin, Regina Heneka fragte, wie denn eine Bürgerbeteiligung ablaufen kann, wenn noch kaum klar ist, welche technische Möglichkeiten zur Verfügung stehen. Es werden Experten vor Ort sein, wurde versichert.
An diesem Abend wurde vom Gemeinderat einfach mal ein Sachstandsbericht zur Kenntnis genommen, der einen hohen Zuschuss für die Erstellung des Wärmeplans verspricht. Obwohl die Erstellung dieses Antrags zwei Jahre gedauert hat, dürfte es noch einer der leichtesten und finanziell am wenigsten aufwändigen Schritte auf dem Weg zur klimaneutralen Stadt gewesen sein.