Perfekter Imagegewinn: die Weltmeistermannschaft 2014 auf dem Truck von Mercedes. Foto: dpa

Seit 1972 ist der Daimler-Konzern Partner und Geldgeber des Deutschen Fußball-Bundes (DFB). Ab 2019 aber gibt VW mit der Nationalmannschaft Gas. Daraus ergibt sich eine Verantwortung für den DFB, kommentiert unser Sportchef Dirk Preiß.

Stuttgart - Der Sport, speziell der Fußball, ist ein Geschäft der Schnelllebigkeit. Ausnahmen sind selten geworden – nicht erst, seit Otto Rehhagel nicht mehr Trainer bei Werder Bremen ist. Eine dieser Ausnahmen war bislang die Partnerschaft des Daimler-Konzerns mit dem Deutschen Fußball-Bund (DFB). Seit 1972 unterstützt der Autobauer aus Stuttgart den größten Sportfachverband der Welt, seit 1990 ist er Generalsponsor. Die Nationalmannschaft ist längst nicht nur Aushängeschild des DFB, sondern auch von Mercedes. Man kennt sich, man schätzt sich, man profitiert voneinander. Dennoch wird die Verbindung Ende 2018 gekappt. Das allein wäre schmerzhaft genug. Doch die Sache ist nicht nur deshalb schmerzhaft für den Weltkonzern aus Stuttgart.

VW zahlt angeblich über 25 Millionen Euro pro Jahr

Der DFB nämlich hat sich mit seinem Automobil-Vermarktungspaket („Mobilitätspartner“) ab 2019 ausgerechnet an den Volkswagen-Konzern gebunden. Der hatte zuletzt ein gewaltiges Problem im Zuge des Abgasskandals, poliert sein Image aber demnächst ausgerechnet mit den Nationalkickern und dem ebenfalls auf Ungereimtheiten zurückblickenden Verband auf – was zumindest als pikante Partnerschaft gelten darf. Entscheidend für den Markenwechsel war – und dazu gehört nicht viel Fantasie – das Geld.

Den Wolfsburgern ist der Deal mit dem DFB wohl über 25 Millionen Euro im Jahr wert, auch Daimler hätte sein Engagement (bisher rund acht Millionen Euro jährlich) aufgestockt, aber eben nicht in diesem Maße. Dass nicht jede Preistreiberei mitgemacht wird, dürfte vor allem rund um die Konzernzentrale in Stuttgart auch seine Befürworter finden, doch die Nationalmannschaft war als Imageträger eben auch Gold (und Geld) wert für die Daimler AG – nicht erst, seit der vierte Stern nach dem WM-Gewinn in Form des Mercedes-Logos auf dem Feier-Truck der Weltmeister prangte.

Es geht um einen möglichst großen Profit

Entsprechend empfindlich trifft die Entscheidung des DFB die Marketing-Strategen in Stuttgart. Doch auch beim DFB sollte man sich jetzt nicht nur auf die Schultern klopfen ob der neu erschlossenen Quelle, die so unglaublich schön sprudelt. Denn der Verband hat mit dieser Entscheidung und der Beendigung einer jahrzehntelangen Partnerschaft mehr als verdeutlicht, worum es im Fußball mittlerweile geht: um einen möglichst großen Profit. Der nur dann gutzuheißen ist, wenn das Geld dort ankommt, wo es am nötigsten gebraucht wird: an der Basis – und nicht in den Taschen derer, die bereits jetzt überdurchschnittlich vom Geschäftsmodell Fußball profitieren.

dirk.preiss@stzn.de