Stefan Bratzel ist Gründer des Center of Automotive Management (CAM). Foto: Frank Rumpenhorst/dpa-tmn/Frank Rumpenhorst

Um den angeschlagenen VW-Konzern aus der Krise zu bringen, fordert SPD-Chef Lars Klingbeil ein Programm der EU. Autoexperte Stefan Bratzel sieht bei VW allerdings eine Menge hausgemachter Probleme.

Angesichts der Krise bei Volkswagen fordern hochrangige Politiker der Ampel-Koalition mehr Hilfe aus Brüssel. EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen müsse „schnell eine ambitionierte Industriestrategie vorlegen, die die europäische Wettbewerbsfähigkeit im internationalen Vergleich stärkt“, sagte SPD-Chef Lars Klingbeil der „SZ“. „Europa muss mithalten können bei den internationalen Entwicklungen und dafür muss Frau von der Leyen jetzt vorangehen“, ergänzte er.

 

Nach Ansicht des Autoexperten Stefan Bratzel ist die Forderung in der Sache zwar richtig, komme aber zehn Jahre zu spät. „Dass jetzt wieder eine solche Forderung erhoben werden muss, zeigt, wie wenig vorausschauend Europa bisher Industriepolitik betreibt“, so der Gründer des Center of Automotive Management (CAM).

Was die EU versäumt hat

Die Versäumnisse der EU reichten von der Sicherung der Rohstoffquellen für E-Autos über die Kapazitäten zu deren Weiterverarbeitung bis zum Bau von Fabriken für Batteriezellen, der jetzt mit hoher steuerlicher Förderung nachgeholt werde. VW könne sich allerdings nicht leisten, abzuwarten, bis die EU ein neues Programm aufsetze.

In Zwickau läuft das VW-E-Auto ID.4 vom Band. Foto: Volkswagen AG/Oliver Killig

Die Schwäche bei VW liege aber nicht allein an der Politik. In China sei VW mit seinen E-Autos preislich nicht wettbewerbsfähig, in Deutschland und Europa seien sie gegenüber Verbrennerfahrzeugen zu teuer.

Die Führung der Kernmarke VW des Volkswagenkonzerns hatte vor einer Woche einen härteren Sparkurs angekündigt und dabei auch Werksschließungen und betriebsbedingte Kündigungen nicht mehr ausgeschlossen.