Die Burg Hohenzollern diente während des Zweiten Weltkriegs als Depot für Kunstschätze. Foto: Pixabay/Assenheimer

Wie Kunstschätze aus drei Kölner Museen den Zweiten Weltkrieg auf der Burg Hohenzollern überlebten, hat Volker Lässing aufgearbeitet und in einem Buch zusammengefasst. Dieses stellte er auf Einladung des Gedenkstättenvereins in Bisingen vor.

Alliierte Bomber schweben über der Burg Hohenzollern: Dort sammeln sie sich für Angriffe auf Pforzheim und Stuttgart. Der Krieg ist schon entschieden, während der Physiker Werner Heisenberg in Haigerloch versucht, eine kontrollierte Kettenreaktion zu erzeugen. Doch der spätere Nobelpreisträger gilt nicht nur als Koryphäe auf seinem Gebiet, sondern auch als überaus kunstbeflissen.

Volker Lässing Foto: Kauffmann

So scheint es wie aus der Zeit gefallen an, als Heisenberg kurz vor Kriegsende in einem Brief, datiert auf den 4. März 1945, vom Besuch der Burg Hohenzollern berichtet: „Ich habe mir eine Anzahl schöner Bilder aus dem Wallraf-Richartz-Museum aus Köln angeschaut. Die Madonna von Stephan Lochner, ein großes Porträt von Rembrandt, französische Impressionisten (Renoir u.a.), die berühmte Kanalbrücke von van Gogh und einige sehr gute Bilder von Leibl.“ Heisenberg abschließend: „Das war ein großer Genuss, besonders da man die Bilder einfach in die Hand nehmen und genau studieren konnte.“

Konrad Adenauer lässt den Leichenwagen kommen

Es ist dieser Satz, den Volker Lässing aus Albstadt bei seinen Recherchen zur Monografie „Forschung im Schatten der Zollerburg“ (CM-Verlag, 2013) entdeckt und nicht mehr losgelassen hat. Nicht nur wegen der grotesk anmutenden Gleichzeitigkeit zerstörerischen Krieges und feingeistigen Kunstsinns, sondern auch, weil dieses historische Kapitel der Burg Hohenzollern im bis dahin Schatten lag. Lässing stellte über Jahre hinweg Nachforschungen an und die Ergebnisse fasste im Buch „Das Kunstdepot auf der Burg Hohenzollern: Wie Kunstschätze aus drei Kölner Museen den Krieg überlebten“ zusammen.

Mit Lässing hat der Gedenkstättenverein einen findigen Referenten eingeladen, der seine Ergebnisse auch rhetorisch anekdotenreich auf den Punkt bringen konnte. Die auf der Burg deponierten Werke stammen aus mehreren Kölner Kunstmuseen, die ihre wertvollen Stücke vor Bombenangriffen schützen wollten. Gut 30 Depots in Süddeutschland wurden in kurzer Zeit ausgemacht, darunter die Burg, und dort die ehemalige Küche, die nach einem Umbau erst seit den 50er-Jahren nun wirklich als Schatzkammer dient.

Ein Leichenwagen transportierte die Kunst

Die ersten Kisten erreichten den Zoller 1942. Während amerikanische und französische Soldaten nach der Befreiung den herrlichen Weitblick vom Hohenzollern-Stammsitz genossen, ließen sie die Kunst im Schatten der Küche mangels Interesse liegen. Erst als Ende Mai ’45 Rose Volland, für die Franzosen beauftragt Raubkunst aufzuspüren, auf die Burg Hohenzollern kam, änderte sich das. Sie machte mehrere Werke aus, die nach Frankreich zurückgesendet wurden und deren Besitzer teils heute noch gesucht werden.

An dieser Stelle kommt Konrad Adenauer, damals erst zum neuen Oberbürgermeister Kölns ernannt, ins Spiel. Sein Interesse war: Die Kunstschätze nach Köln zurückholen. So ließ er einen Leichenwagen hinauf fahren, der 20 Werke offenbar unbehelligt nach Köln in die amerikanische Besatzungszone transportierte.

Schon kurz nach Kriegsende gezeigt

Die Franzosen machten darauf kurzen Prozess: Die Türen wurden verschlossen, der Schlüssel in Hechingen bei der Militärverwaltung deponiert. Doch die Türen waren zu lange verschlossen: Wegen Schimmelbefalls sind die Werke 1946 nach Tübingen zur Wiederherstellung gegangen. Deshalb wurden die Kunstschätze in mehreren Ausstellungen dort schon 1946 der Öffentlichkeit gezeigt – inmitten der Nachkriegszeit.