Als Dank für den Vortrag überreichte Bürgermeister Siegfried Eckert Jean-Philippe Naudet ein Gemälde von José Schloss. Foto: Kornfeld

Begeistert war das Publikum über den Vortrag von Jean-Philippe Naudet in der Gutacher Festhalle am Samstagabend. Er nahm die Zuhörer mit auf eine Zeitreise durch 750 Jahre Jahre Gutacher Geschichte und streifte dabei auch unerwartete Themen.

Nach der Begrüßung durch Bürgermeister Siegfried Eckert beantwortete der „erste Deutsch-Franzose“ Gutachs, die Frage, warum in diesem Jahr so viele Gemeinden ihr 750-Jahr-Jubiläum feiern. Außer Gutach sind da unter anderem Kirnbach, Oberwolfach, Lauterbach, Schiltach, Schonach und Schiltach. Zurück geht das auf die erste urkundliche Erwähnung Gutachs im Zehntbuch des Bistums Konstanz. Das Buch gab einen Überblick über die 1275 bestehenden Pfarreien und Klöster des Bistums. Papst Gregor X wollte einen Kreuzzug führen und brauchte Geld, daher sollte ein Kreuzzugszehnt eingezogen werden.

 

Circa 25 Hektar große Lehen mit Sonnen- und Schattenanteil

Noch auf einer Karte von 2025 ist zu erkennen, dass Gutach im Mittelalter gegründet wurde. Die Lehen waren in Streifen von circa 25 Hektar aufgeteilt, die quer über das Tal verliefen, jedes Lehen hatte einen Anteil auf der Sonnen- und der Schattenseite. Es galt das Anerbenrecht, das heißt, ein Hof und der dazugehörige Besitz wurde als Ganzes vererbt, so dass es keine Zersplitterungen des Besitzes gab. Die Besitzverhältnisse sind noch heute zu erkennen.

Um 1200 kamen die Herren von Hornberg an die Macht, zur Kontrolle der Handelsstraße erbauten sie einen Turm auf dem Turmerberg, genannt Gutach-Turm. 1368 zerstörten die Straßburger den Gutach-Turm.

Die Gutacher Bevölkerung litt sehr unter der Pest im 14. Jahrhundert und dem 30-jährigen Krieg, die Bevölkerung ging von 1000 auf 144 Bewohner zurück. Das 17. und 18. Jahrhundert waren ein Folge kriegerischer Auseinandersetzungen. Da die Bevölkerung dem Glauben des jeweiligen Herrschers folgen musste, sind an der Peterskirche Spuren davon zu sehen. Im Jahr 1806 entstand als Folge der napoleonischen Kriege das Großherzogtum Baden, zu dem Gutach gehörte.

In Gutach wurde Kupfer abgebaut. Einige Gruben seien bekannt, er sei noch auf der Suche nach weiteren, so Naudet. Spuren des Bergbaus sind in manchen Namen enthalten wie: Knappenacker, In der Grub oder Fuchsloch. Natürlich widmete sich Naudet auch seinem Steckenpferd, den Schanzen.

Aufschluss über die Bevölkerung gibt ein Zinsbuch aus dem Jahr 1491 und die Kirchenbücher ab 1662. Da gibt es Hinweise auf die hohe Kindersterblichkeit, aber es sind auch Hinweise auf Mord und Totschlag. Die Rechte und Pflichten der Bevölkerung wurden festgelegt, beispielsweise, welche Tiere erlegt werden durften, wo Holz aus dem Wald geholt werden durfte und welche Frondienste geleistet werden mussten. Oben in der Hierarchie des Dorfes standen die Bauern es folgten Tagelöhner, Handwerker und Bergknappen.

Auch auf einen Helden Gutachs ging Naudet ein: Eine Tafel in der Friedhofsmauer erinnert an Johann Jakob Langenbacher, der am 25. Oktober 1778 aus der entfesselten Gutach 34 Gutacher rettete und dann in der Nacht zum 26. Oktober selber sein Leben verlor.

Ein weiteres Thema war die Industrie im Tal: die Keramikfabrik Duravit, eine Baumwollbuntweberei, eine Glockenfabrik, die Fahrradfabrik Union Star.

Ohne den Bau der Schwarzwaldbahn, wäre Wilhelm Hasemann nicht nach Gutach gekommen und hätte es auch keine Malerkolonie gegeben. Durch die Malerkolonie jedoch wurde die Gutacher Tracht in der ganzen Welt zum Symbol für den ganzen Schwarzwald.

Naudet ging auf die verschiedenen Bauernhöfe und ihre Bauweise ein, von denen immer wieder einer einem Brand zum Opfer fiel. Auch die Explosion eines Munitionszugs beim Jocklisbauernhof im Jahr 1918 war Thema.

Das vergesseneSchwimmbad an der Lohmühle

Viele Ereignisse, wie die Einweihung des Kriegerdenkmals im Jahr 1923 wurden nun durch Fotos dokumentiert. Vieles war verblüffend. Wer hätte schon gewusst, dass es bereits im Jahr 1927 Pläne für eine Turnhalle gab oder dass es bei der Lohmühle ein Schwimmbad gab, das 1950 abgerissen wurde. Fotos aus Privatbesitz dokumentierten dies. Fotomaterial zeigte auch Veranstaltungen im Zeichen des Hakenkreuzes.

Im zweiten Teil des Vortrags zeigte Naudet vor allem Fotos, die die Entwicklung Gutachs unter verschiedenen Aspekten zeigten, so beispielsweise die Gasthäuser, Linde, Sonne Löwen, Sternen, Rössle, Engel, Adler, Traube (Butterbeck) Hirsch und Blume. Für besonders viel „Ah“ und „Oh“ sorgten die Fotos von Gutachern aus vergangenen Jahrzehnten, die teilweise Verstorbene ins Gedächtnis zurückriefen.

Über jedes Thema, dass er in seinem Vortrag erzählte, könne er noch einmal jeweils zwei Stunden reden so Naudet, der im Thema Bergbau sein nächstes Forschungsfeld sieht.

Dank

Als Dank für seinen Vortrag und für die immense Arbeit, die sich Jean-Philippe Naudet mit der Aufarbeitung alter Dokumente gemacht hatte, überreicht ihm Bürgermeister Siegried Eckert ein Gemälde von José Schloss.