Frank Schrader vor einem Stich aus dem 19. Jahrhundert. Foto: M. Buzzi

Einen unkonventionellen Blick auf die Geschichte Wolfachs bot Frank Schrader bei seinem Vortag mit dem Titel „Wolfach – So hab ich das noch nie gesehen…“.

Nach den Nachbarstädten Alpirsbach und Schramberg ging es beim Historischen Verein Schiltach/Schenkenzell und der Volkshochschule um die ehemalige Kreisstadt Wolfach. Gekonnt umflocht Schrader nüchterne Fakten mit bemerkenswerten Ereignissen, die überraschende Berührungspunkte mit Kunst und Kultur offenbarten.

 

Frühe Spuren hinterließen die Römer in Form von drei Münzen aus der Zeit Kaiser Vespasians an ihrer ehemaligen Kinzigtalstraße. Im 11. Jahrhundert wurden die Herren von Wolva aktenkundig, diese erbauten eine Burg, das heutige Schlössle.

In Wolfach blieb Freifrau Udilhild von Wolva im Gedächtnis, sie heiratete 1278 Graf Friedrich von Fürstenberg, damit blieben diese bis 1806 Stadtherren und bauten Wolfach zum Verwaltungssitz ihrer Herrschaft Kinzigtal aus.

Schrader berichtete von frühen Belegen für die Flößerei nach Straßburg aus dem 14. Jahrhundert und vom Bau der Stadtkirche 1470. Vom späteren Kaiser Maximilian sind zwei Urkunden überliefert, die er während eines Aufenthaltes in Wolfach siegelte.

Verbindung zu Bach

Auch die Einführung der Reformation durch Graf Wilhelm hinterließ in Wolfach Spuren. Aus der Kinzig wurde eine „kopflose“ Marienstatue geborgen, die in Schiltach wohl einem Bildersturm zum Opfer gefallen war.

Eine wundersame Verbindung zu Johann Sebastian Bach deckte Schrader auf. Von Martin Schalling, Sohn des seinerzeitigen evangelischen Pfarrers, stammt ein Liedvers, den Bach als Schlusschoral in seine Johannes-Passion einbaute.

Goethe besaß einen„Ausbeutetaler“

An die Großzügigkeit Fürst Josef Wenzels nach einem Brand im 18. Jahrhundert erinnert noch heute die Josefsgasse. Auch förderte er den Silberbergbau im Wolftal, ihm verdankt die Grube Wenzel ihren Namen. Schrader schlug dazu einen überraschenden Bogen zu Johann Wolfgang von Goethe. Der Dichter sei ein begeisterter Mineraliensammler gewesen, besaß einen limitierten „Ausbeutetaler“ aus der Grube Wenzel, ihm war Wolfach nachweislich nicht unbekannt.

Aus der napoleonischen Zeit wusste er zu berichten, dass ein Roman von Alexandre Dumas im französischen Original erstaunlicherweise in Wolfach spielt. Obwohl auch in der Kinzigtalstadt der Geist der 1848er Revolution wehte, wurde Großherzog Friedrich I. zehn Jahre später mit großem Pomp empfangen.

Briefe an Königin Victoria

Briefe aus Wolfach erreichten auch die englische Königin Victoria. Deren Tochter Prinzessin Alice, die sich hier erholte, schwärmte darin von Landschaft und Flora.

Damit war Schrader im 20. Jahrhundert angelangt. Er präsentierte eine Propaganda-Postkarte der NSDAP mit dem Konterfei Adolf Hitlers, die Kunstmaler Eduard Trautwein geschaffen hatte, der mit seiner Kunst noch heute im Stadtbild gegenwärtig ist. Spätestens mit Beginn des Krieges wurde das Wolfacher Amtsgefängnis zum verlängerten Arm der Konzentrationslager, wo Regimegegner und elsässische Resistance-Kämpfer interniert wurden.

Als abschließendes Foto zeigte Schrader das Gedenkkreuz am Hofeckle, das an zwanzig Kriegsgefangene und Widerstandskämpfer erinnert, die dort am Karfreitag 1945 am Ende einer dunklen Epoche erschossen wurden.