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Frank Herrmann spricht im Stadtgarten über "fair, bio, vegan"

Mit vielen Zahlen hat Frank Herrmann am Freitagabend bei "Kultur im Stadtgarten" dargestellt, dass weniger Fleisch essen besser für das Klima und die menschliche Gesundheit sein könnte.

Schiltach. Für "fair, bio, vegan" sprechen nach den Worten des Autors von Einkaufsratgebern viele Daten und Argumente und damit gegen zu hohen Konsum von Fleisch- und Milchprodukten in der Ernährung. In den Prospekten der Handelsketten werde den Menschen der "satte Grillgenuss" mit Putenschnitzel und saftigen Steaks versprochen, auf der nächsten Seite werde der menschliche Fußabdruck der CO2-Belastung durch Wurst und Schnitzel berechnet.

Aber lässt sich das Klima retten, wenn die Deutschen auf Fleisch verzichten, dort die Energieabgaben steigern und das Land bei der Klimaneutralität an der Spitze steht? "Wir wollen vorneweg gehen, aber es läuft keiner hinterher", verdeutlichte Herrmann, dass das Klima ein globales Thema ist. So zeigten die Daten des Experten, dass der Verbrauch von Fleisch und Fett weltweit angestiegen sei und der Fleischverbrauch in China inzwischen auf deutschem Niveau liege – und das bei 1,4 Milliarden Einwohnern. Bei 60 Millionen geschlachteten Tieren (Schweine, Rinder, Schafe, Geflügel) würden in Deutschland acht Millionen Tonnen Fleisch jährlich erzeugt, bei einem Eigenverbrauch von etwas mehr als sieben Millionen Tonnen. Dabei stieg die Produktion von Rindfleisch und von Geflügel.

Für Frank Herrmann besonders bedenklich ist der Anstieg der Erzeugung von Rindfleisch, weil die Wiederkäuer bei ihrer Verdauung große Mengen Methangas ausstoßen und damit den Klimawandel stark anheizten. Zwar scheiden Rinder schädliches Methangas aus, aber als Weidetiere hielten sie die Landschaft offen und pflegten so das Grünland, das als CO2-Speicher noch wirkungsvoller sei als der Wald. Für die Verwertung von Grünland, für den Ackerbau, die Biodiversität und die Kreislaufwirtschaft brauchten Bio-Betriebe ihr Vieh, natürlich nur so viele Tiere, wie sie mit ihrer Fläche ernähren könnten. Die Bewertung allein nach der CO2-Belastung greife bei einer ganzheitlichen Betrachtung zu kurz, wie einer der Zuhörer anmerkte.

Die Bezeichnung "klimaneutral" für einzelne Produkte versuche die Verbraucher zum "Konsum fürs Klima" zu verführen; in einzelnen Fällen werde schon von "klimapositiv" gesprochen. Von fairen Preisen für die Erzeuger von tierischen und pflanzlichen Lebensmitteln könne man nicht sprechen. Die wahren Preise für tierische Produkte liegen mit externen Kosten über 196 Prozent und bei pflanzlichen Produkten über 28 Prozent über den heute verlangten. So bekämen Bauern für konventionelle Milch gerade 35,4 Cent pro Liter, Bio-Bauern lägen aktuell bei einem Spitzenwert von 49,5 Cent. Die Erzeugung von einem Liter Milch kostet im Schwarzwald aber mindestens 55 Cent.

Mit regionalen Initiativen und Eigenmarken versuchten Bauern bessere Preise für ihre Milchprodukte zu erzielen. Dazu sollte bei den Verbrauchern ein Umdenken einsetzen zu einer Reduzierung beim eigenen Fleischkonsum bei einer höheren Qualität für den Sonntagsbraten. Zumindest probieren sollte man auch mal vegetarischen Fleischersatz aus pflanzlichen Rohstoffen wie Tofu, Linsen oder Getreide. Ob uns der Klimawandel schmeckt, kann nur jeder für sich beantworten, ertragen müssen wir ihn gemeinsam, hieß es aus den Reihen der Besucher.