Hauptmann Pascal Hille und Oberstabsfeldwebel Vojtech Horejsi berichteten aus erster Hand, welche Erfahrungen die in Mali im Einsatz befindlichen Soldaten der Patenkompanie gemacht haben. Foto: Albert Bantle

Sie riskieren tagtäglich ihr Leben: Soldaten der Niedereschacher Patenkompanie berichteten über ihren Einsatz in Mali.

Der Vortragsabend fand auf Anregung aus den Reihen Niedereschacher Bürger statt. Ein Abend, der nachdenklich stimmte. Was auf die Soldaten, die im Rahmen des UN-Mandats zu friedensstiftenden Missionen ins westafrikanische Mali entsandt werden, zukommt und mit welchen Probleme sie dort zu kämpfen haben, darüber referierten in der vom Forum Niedereschach organisierten Veranstaltung Hauptmann Pascal Hille und Oberstabsfeldwebel Vojtech Horejsi von der Patenkompanie des Jägerbataillons 292 aus Donaueschingen.

Schockierende Eindrücke

Vor allem, so ihre Schilderung, erwarten dort zivilisierte Mitteleuropäer teils schockierende Eindrücke. Denn Afrika prägten nicht nur die Discos und Palmenstrände Kenias oder die Urwald-Lodges für wohlbehütete Safari-Touristen in Namibia. Afrika in seinem Innersten sei oftmals noch tiefstes Mittelalter, wo ein Menschenleben wenig wert sei. Dies sei schon daran festzustellen, dass angesichts der vielen Tropenkrankheiten, Nahrungs- und Wassermangel die Familien davon ausgehen, dass nur rund die Hälfte ihrer Kinder überlebt. Vor diesem Hintergrund würden umso mehr Kinder gezeugt. Dies führe zu einem enormen Bevölkerungswachstum, zumal Kinder auch die günstigsten Arbeitskräfte auf der ganzen Welt seien – und am besten die eigenen.

„Nur Bildung kann helfen“

Der „Abwärtsstrudel“, so die Referenten, verursache zudem teilweise die momentanen Flüchtlingsströme. Als Alternative zur Flucht zöge es die Menschen aufgrund der grassierenden Armut dorthin, wo es ihnen relativ gut geht, nämlich zu den Rebellen und Dschihadisten.

Gegen dies alles, da waren sich die beiden Referenten einig, könne auch kein Bundeswehreinsatz Abhilfe schaffen, sondern nur eines, nämlich Bildung.

Giftiges Getier

Aber wie dies zu bewerkstelligen sei in einem Land, in dem oftmals regionale Rebellengruppen gegen islamistische Dschihad-Krieger kämpfen, sich manchmal auch zusammentun, aber fast immer gegen das malische Militär vorgehen – diese Frage scheine fast unlösbar.

Über die allgemeine Situation in Mali, den geschichtlichen Hintergrund für den UN-Einsatz, Hunger und den „Abwärtsstrudel“ der Gesellschaft, über die einzelnen Gruppierungen, mit denen man sich beschäftigen musste, den Einsatzauftrag und seine eigenen Erfahrungen berichtete Hauptmann Hille ausführlich. Zu all dem kämen die täglichen Gefahren durch meist giftiges Getier wie Unmengen von Insekten, tellergroße und wie eine Katze fauchende Kamelspinnen, Ölkäfer, Skorpione und Schlangen. Dazu Sandstürme, die so schnell über einen hereinbrechen, dass es kein Entkommen gebe. Außerdem seien die Soldaten Lebensgefahren ausgesetzt durch Beschuss aus dem Hinterhalt oder das Auffahren auf eine Mine bei den täglichen Kontrollfahrten, um die Bevölkerung vor den rivalisierenden Rebellengruppen zu schützen und die Regierung zu stabilisieren.

Der Inhalt des gut gefüllten Spendentopfes für den Vortrag ging an das Soldatenhilfswerk, über dessen Entstehung und Aufgaben, Soldaten und ihren Familien in unverschuldeten Notlagen unbürokratisch zu helfen, Oberstabsfeldwebel Horejsi zuvor ausführlich informiert hatte.