Die Stiftskirche in Hechingen prägt das Stadtbild – und hat eine bewegte Geschichte hinter sich. Foto: Moser

Das Badische Klosterbuch, das demnächst erscheint, behandelt auch die Historie des Chorherrenstifts St. Jakobus Hechingen. Dessen abwechslungsreiche Geschichte ist Inhalt eines Vortrags am 11. März im Hohenzollerischen Landesmuseum.

Zwischen der Gründung des Gotteshauses Ende des 15. Jahrhunderts und seinem Ende zu Beginn des 19. Jahrhunderts lagen Blütezeiten und Krisen: Das Chorherrenstift St. Jakobus in Hechingen hatte eine wechselhafte Geschichte. Diese wird am Dienstag, 11. März, ab 20 Uhr im Hohenzollerischen Landesmuseum vom Vorsitzenden des Hohenzollerischen Geschichtsvereins, Volker Trugenberger, behandelt.

 

Der Vortrag ist Anlass, für das von der Kommission für geschichtliche Landeskunde in Baden-Württemberg herausgegebene Badische Klosterbuch zu werben, das in Kürze in analoger und digitaler Form erscheinen wird. Hierzu kommt die Vorsitzende der Kommission, Professorin Sabine Holtz, eigens nach Hechingen. Das badische Klosterbuch behandelt das Hechinger Stift ebenso wie die anderen Klöster und Stifte in Hohenzollern, den Rahmen bildet das Gebiet der Erzdiözese Freiburg.

Initiator für das Stift war Graf Jos Niklas I.

Das Stift geht auf die Initiative des von Hohenzollern zurück, der auch den Wiederaufbau der Burg Hohenzollern 1454 in die Wege leitete. 1472 hatte Jos Niklas mit dem Neubau eines repräsentativen Gotteshauses beim Obertor der Stadt Hechingen, des zentralen Ortes seines Herrschaftsgebietes, an der Stelle einer älteren Kapelle begonnen, um für die Gottesdienste des künftigen Stifts einen angemessenen Ort zu schaffen. Doch Jos Niklas starb vor der Fertigstellung, so dass erst seine Söhne – Bischof Friedrich von Augsburg und Graf Eitel Friedrich II. von Hohenzollern – das Stift errichten konnten. Das Stiftsleben begann der Hechinger Stadtpfarrer 1488 zusammen mit zwei Kaplänen. Doch die Schaffung weiterer Priesterstellen, um auf die kanonische Zahl von zwölf Geistlichen für das Chorgebet zu kommen, und organisatorische und vermögensrechtliche Regelungen zogen sich bis 1499.

Ein Tiefpunkt: Geistliche waren in Schlägereien verwickelt

Graf Eitel Friedrich und seine Ehefrau Magdalena von Brandenburg waren die ersten Angehörigen des Hauses Hohenzollern, die in der Stiftskirche beigesetzt wurden, die bis 1869 Erbgrablege der Grafen und Fürsten von Hohenzollern(-Hechingen) war. Die bronzene figürliche Grabplatte der Eheleute, für die kein Geringerer als Albrecht Dürer einen zeichnerischen Entwurf fertigte, ist bis heute erhalten.

Das Stift war um 1600 Bestandteil der bedeutenden Musikkultur am Hof der Hohenzollern. Die Hofkapelle nahm sich intensiv auch geistlicher Werke an, die in der Stiftskirche aufgeführt wurden. Kanonikate wurden mit musikbegabten Geistlichen besetzt, die in der gräflichen Hofkapelle und Kantorei mitwirkten.

Nach dreißigjährigem Krieg nur noch Stadtpfarrer übrig

Allerdings befand es sich zu dieser Zeit auch in einer gewissen Krise. Das Stiftsvermögen reichte nicht mehr, um zwölf Geistliche zu unterhalten. Geistliche waren in Schlägereien verwickelt, lebten mehr oder weniger offen mit Frauen zusammen oder hatten Alkoholprobleme.

Der Dreißigjährige Krieg bedeutete auch für das Stift eine Katastrophe. Nach dem Krieg war zunächst der Stadtpfarrer der einzige Chorherr. Die Einkünfte gingen drastisch zurück, so dass die gegen Ende des 17. Jahrhunderts wieder erreichte Zahl von drei Chorherren einschließlich des Pfarrers in der Folgezeit nicht mehr überschritten werden konnte.

Dennoch wurde 1780 ein Neubau der Stiftskirche in Angriff genommen, viel größer als der Vorgängerbau. Die nach Plänen des Architekten Pierre Michel d’Ixnard gebaute Kirche gilt als einer der „bedeutendsten Kirchenbauten, die der Klassizismus in Schwaben hinterlassen hat“.

Zwanzig Jahre später läutete das Zeitalter Napoleons das Ende des Stifts ein. In seiner Finanznot bediente sich der Fürst am Stiftsvermögen. Die letzten beiden verbleibenden Kanoniker übernahmen 1818 beziehungsweise 1819 Pfarrstellen in Thanheim und Burladingen. So gab es kein Stiftsleben in Hechingen mehr.