Ein Betroffener hat im Refugio in Hechingen nun über sein Leben als Sklave in Mauretanien berichtet. Mbye Jahateh arbeitet nun als Koch im Restaurant am Obertorplatz.
Viele Menschen leben auch heute noch in Sklaverei, diese Information überraschte einige Besucher beim Themenabend im Refugio am Obertorplatz.
Mbye Jahateh, allgemein als „Mike“ und Koch im Restaurant des Refugio bekannt, berichtete aus seinem Herkunftsland Mauretanien und über seine Lebensgeschichte. Der Wüstenstaat in Westafrika hat etwa drei Millionen Einwohner. Die Sklaverei wurde hier erst 1998 offiziell abgeschafft, aber bis heute würden etwa 40 Prozent der Menschen als Sklaven leben.
Besonders betreffe dies dunkelhäutige Menschen der Volksgruppe der Haratin, die als rechtlos gelten, keinen Besitz und keinen Zugang zu Schulen haben. Viele von ihnen sind Nomaden. Mike meint, „die hellhäutigen Arabischstämmigen haben Mauretanien übernommen und dominieren alles“. Kinder aus Sklavenfamilien sind automatisch Sklaven für ihr ganzes Leben. Sie werden geschlagen, wenn sie nicht gehorchen und erleben ihre Recht- und Schutzlosigkeit als Dunkelhäutige als unausweichlich.
Einzige Möglichkeit auf Bildung ist Koranschule
Auch Mike hat dies schon als Kind erfahren. Die einzige Möglichkeit auf Bildung war für ihn eine Koranschule, wobei er als Dunkelhäutiger den Koran nicht berühren durfte, da Schwarze als „dreckig“ gelten. So konnte er weder Lesen noch Schreiben lernen.
Schließlich floh er über den Senegal nach Gambia, wo er eine Schule besuchen konnte. Nach einer Zeit in Gambia musste er wieder nach Mauretanien zurück, der Vater war dort aber gefährdet und verschwand. Niemand weiß, ob er noch lebt. Mike flüchtete in den Norden, erlebte in Libyen aber sehr ähnliche Abwertungen Dunkelhäutiger. Am Ende blieb nur die lebensgefährliche Flucht über das Meer nach Europa.
„Nur hier habe ich Chancen“
„Nur hier habe ich Chancen“, erklärte er. Er arbeitet schon viele Jahre in der Gastronomie, hat aber immer noch Probleme mit Behörden, da er als Sklave von seinem Herkunftsland nie Papiere erhalten hat. Auch deshalb dauerte seine Asyl-Anerkennung und Einbürgerung in Deutschland fast zehn Jahre.
Es bedrückt ihn aber, dass das Sklavensystem in Mauretanien weiter besteht, dass Demonstrationen dagegen niedergeschlagen werden, dass Meinungsträger, die für Menschenrechte kämpfen, verschwinden. Das belegen Medienberichte, die im Internet veröffentlicht sind.