Anlässlich des 100. Geburtstags der Zimmerner Narrenzunft hat Ehrenmitglied Walter Schwer in der „Arche“ über die schwäbisch-alemannische Fastnacht referiert. Das Interesse war groß.
Wenn es um die Fastnacht geht, dann ist das Interesse groß. So auch kürzlich, als Walter Schwer sich des Themas angenommen hatte. Der Johannessaal der „Arche“ war sehr gut besucht.
In seinem Vortrag mit dem Titel „Die schwäbisch-alemannische Fastnacht – Ursprünge, Bedeutung, Gedanken über ein faszinierendes Brauchtum“ ging Schwer auf die wissenschaftlichen Theorien zur Entstehung der Fastnacht ein und stellte Exemplarisch die Geschichte der Rottweiler Fasnet und ihrer Narrentypen heraus.
Dass die Herkunft des fastnachtlichen Brauchtums trotz intensiver Forschung letztlich nicht eindeutig geklärt ist, stellte Schwer ebenso heraus. Das Wort „Karneval“ etwa geht wohl zurück auf das Lateinische „carne vale“ – „Fleisch, lebe wohl“, das im Mittelalter die 40-tägige fleischlose Fastenzeit einläutete. „Deshalb mussten die letzten vorhandenen Fleischbestände in wildem Treiben und Feiern verzehrt werden“, erklärte Schwer.
Ebenso könne „Karneval“ auf „carrus navalis“ – „Schiffs-Karren“ zurückgehen, wenn man auf Karren montierte Schiffe als Ursprung des „Narrenschiffs“ ansehe.
Ein heidnischer Kult?
Besonders im Badischen sei die Auffassung verbreitet, die Fastnacht habe ihren Ursprung in einem heidnischen germanischen Fruchtbarkeitskult, mit dem der Winter vertrieben werden sollte. Und wieder Andere vertreten die Auffassung, dass die Fastnacht eine Erfindung der Kirche sei, mit der diese den Gläubigen am Vorabend der Fastenzeit noch einmal eine sündige und gottesferne Welt vor Augen führen wollte. Die Narretei wäre demnach in erster Linie „Synonym für Gottesferne, Sündhaftigkeit und Tod“, sagte Schwer und zeigte damit auf, wie komplex das Thema ist.
Schwer ging auch auf die Rottweiler Fasnet ein. „Rottweils Narrenfiguren zählen zu den ältesten, vielfältigsten, schönsten und aussagekräftigsten in Baden-Württemberg. Und deren Ursprünge sind intensiv erforscht.“ Wichtig war ihm, die Bedeutung der Tradition aufzuzeigen. „Ohne Kenntnis der Tradition wird die Fastnacht irgendwann in ein x-beliebiges Event ausarten“, so Schwer. “Das wäre – ich spreche hier als begeisterter Fan der Fastnacht, aber auch als Historiker – eine Katastrophe.“