Igel-Expertin Iris Müller mit einem Baby der Patientin "Tilda" Foto: Müller

Igel brauchen dringend Hilfe. Wie das geht, berichtet Iris Müller demnächst bei der Sulzer Volkshochschule. Einige wichtige Tipps hat sie vorab verraten.

Sulz - Iris Müller hat sich an Schreckensbilder gewöhnen müssen, seit sie vor 15 Jahren begann, sich ehrenamtlich um Igel zu kümmern. Doch das grausame Bild, das sich ihr vor einigen Wochen bot, ging selbst der in dieser Beziehung hartgesottenen Igel-Mutti durch Mark und Bein. Man hatte sie zu einer Unfallstelle gerufen, ein Igel war auf der Straße offenbar zwischen die Räder eines Autos gekommen.

"Das war ein trächtiges Weibchen", berichtet Iris Müller. "Wahrscheinlich hatte der Sog des Fahrzeugs das Tier gegen den Unterboden geschleudert." Die Igelin habe in einer Blutlache von einem halben Meter auf dem Asphalt gelegen, Blut tropfte ihr aus Ohren und Nasenlöchern, sie atmete stoßweise. "Ich war sicher, dass sie das nicht überleben würde", berichtet Iris Müller, die das schwer verletzte Igel-Weibchen selbstverständlich trotzdem zur Pflege aufnahm.

Gelegenheit für individuelle Fragen

Es geschah so etwas wie ein Wunder, und das ist der Grund, warum diese Geschichte derzeit die Lieblingsanekdote von Iris Müller ist: "Tilda", so heißt die Patientin jetzt, überstand ihre schweren Verletzungen, brachte ihre Jungen zur Welt, von denen immerhin vier überlebten, und inzwischen kann Iris Müller berichten: "Mutter und Kinder sind wohlauf."

Vielleicht diese, bestimmt auch andere ihrer vielen Igel-Erlebnisse wird Iris Müller am 14. September erzählen, wenn sie an der Volkshochschule Sulz ihren Info-Vortrag "Das Igeljahr – Igel in unserem Garten" halten wird. Was der Igel so macht, vom Frühling bis in den Winter, und wie man ihn dabei unterstützen kann, das soll das Thema des Abends werden, kündigt Iris Müller an. Gelegenheit, individuelle Fragen zu stellen, wird es ebenfalls geben. Die Igel-Expertin, die regelmäßig Vorträge hält, kennt das schon: "Da kommen Fragen, auf die kann man sich in einem Vortrag unmöglich einstellen." Interessant seien sie dennoch stets für alle, weiß sie aus Erfahrung.

Nur heimische Gewächse anpflanzen

Einige Ihrer Tipps hat sie dem Schwarzwälder Boten verraten. Wer für Igel etwas tun will, sollte im eingenen Garten anfangen, rät Iris Müller. Der müsse so naturnah wie möglich gestaltet sein, um den Stacheltieren ein Zuhause zu sein – das bedeutet zum Beispiel, möglichst selten den Rasen zu mähen und vermeintliches Unkraut einfach mal wuchern lassen.

Bei der Gartengestaltung sollten Igel-Freunde darauf achten, nur heimische Gewächse zu pflanzen. " Baumärkte geben immer die lateinischen Namen der Pflanzen an", sagt Iris Müller, "die sollte man vor dem Kauf mal googeln." So lasse sich leicht herausfinden, welche Pflanzen in einen naturnahen Garten gehören. Darin finden deutlich mehr Insekten einen attraktiven Lebensraum. Und die wiederum sind dem Igel ein gefundenes Fressen.

Igeln auf gar keinen Fall Milch geben

Ganz wichtig ist auch, dem Igel eine Wasserstelle zur Verfügung zu stellen. Die Igel-Mutti nimmt dazu einfach einen großen glasierten Untersetzer, in den sie einige Steine setzt. Die dienen Insekten, die sich hineinverirren, als Rettungsausstieg. Das Wasser müsse aber täglich getauscht werden, warnt Iris Müller, sonst könnten sich darin gefährliche Keime vermehren.

Und wenn auch Naturschutzverbände oft etwas anderes sagen: Iris Müller findet, dass man Igeln ruhig auch Futter zur Verfügung stellen kann – schon weil der Sommer so trocken war, dass sich viele Insekten für Igel unerreichbar tief eingegegraben haben. Gut geeignet ist Katzenfutter in nasser und trockener Form. Eine echte Igel-Delikatesse stellen Rührei oder angebratenes Hack dar, selbstverständlich ungewürzt. Äpfel dagegen verschmähen sie meist. Und Igeln Milch zu trinken zu geben, kann tödlich enden. Die Laktose verursacht bei den Tieren schwerste Koliken.

Wenn man sie tagsüber sieht, stimmt was nicht

Natürlich benötigen Igel auch einen Unterschlupf. Wer sie im eigenen Garten heimisch machen will, kann ihnen ein Igelhaus zur Verfügung stellen. Dass es jedoch umgehend bezogen würde, damit dürfe man nicht rechnen, weiß Iris Müller aus eigener Erfahrung. "Da muss man Geduld haben – eventuell dauert es mehrere Jahre."

Immer bedenken sollten Laien, dass Igel in der Regel nicht tagaktiv sind. "Wenn man sie tagsüber sieht, dann stimmt meistens etwas nicht." Ein Laie könne das aber nicht beurteilen. Der Rat von Iris Müller lautet daher: Igel festsetzen, zum Beispiel in einem hohen Karton, der unten mit Zeitungspapier ausgelegt ist, und möglichst schnell Rat bei einem Experten suchen. Sie selbst reagiere auf Nachrichten in der Regel innerhalb von einer Stunde.

INFO

Iris Müller hält ihren Vortrag am 14. September um 19 Uhr an der Volkshochschule Sulz, Holzhauser Straße 2, Telefon 0 74 54/98 00-94 00. Vorherige Anmeldung unter www.vhs-sulz.de ist erforderlich. Die Kosten betragen zehn Euro. Hinzu kommen drei Euro für das Skript, die direkt in bar an die Dozentin zu zahlen sind.