So soll der Neubau des Ortenau-Klinikums in Lahr aussehen. Für das Konzept gab es von allen Seiten Lob. Foto: Architekturbüro Ludes

Das Ortenau-Klinikum in Lahr soll nicht saniert, sondern neu gebaut werden. Im Kreistags-Ausschuss für Gesundheit hat das Architekturbüro Ludes die neue Planung vorgestellt. Der Neubau soll schneller fertig sein und sieht Verbesserungen vor.

Lahr/Offenburg - Im Rahmen der Agenda 2030 war bislang vorgesehen, das Klinikum in Lahr im Bestand baulich zu sanieren und zu modernisieren. Das Architekturbüro Beeg-Lemke hatte die Zielplanung übernommen und im Dezember 2019 dem Ausschuss verschiedene Umsetzungsszenarien vorgestellt. Für die Objektplanung erhielt anschließend das Architekturbüro Ludes den Zuschlag, das auch den Offenburger Klinik-Neubau plant. "Wir haben dem Büro signalisiert, dass sie Verbesserungen einbringen können", erläuterte Landrat Frank Scherer den Ablauf, der schließlich zur Umplanung führte.

 

Büro hat ursprüngliche Planung kritisch untersucht

"Wir wollten den Auftrag grundsätzlich betrachten", erklärte Maximilian Ludes vom Architekturbüro. Man habe einige Schwachstellen im ursprünglichen Sanierungskonzept festgestellt und sich deswegen für eine neue Planung entschieden. Der Ersatzneubau sieht drei Bauabschnitte vor. In den ersten beiden werden die Hauptgebäude entstehen, die bis 2029 fertig sein sollen. Dort werden die medizinischen Kernfunktionen untergebracht.

Gegenüberstellung anhand einer Bewertungsskala

Um die beiden Varianten vergleichen zu können, hat das Büro Ludes eine Bewertungsskala erstellt. In vier Kategorien – bauliche Qualität, Betrieb, Termine und Kosten – werden die Alternativen zwischen null Punkte (ungenügend) bis zu vier Punkte (sehr überzeugend) eingestuft. Das Sanierungskonzept erhielt dabei insgesamt acht Punkte, während der Neubau auf zwölf Punkte kommt. Eine noch höhere Punktzahl sei dadurch nicht erreichbar, da es kein "kompletter Neubau auf einer grünen Wiese" sei, so Ludes, und es durch die vorhandenen Strukturen einige Einschränkungen gebe.

Geschosshöhen sind nun zukunftsfähig

Eine Schwachstelle des alten Konzepts sei gewesen, dass durch den Erhalt der Bestandsbauten eine ungünstige räumliche Enge entstehen würde. Die Neubauten könnten nicht optimal auf die nötigen funktionalen inneren Strukturen zugeschnitten werden. Vor allem die Geschosshöhe von 3,35 Metern reiche nicht aus für die technische Ausstattung. Mit dem Neubau entstehe dagegen eine klar strukturierte und übersichtliche Anlage. Statt zwölf Geschossen werde der Neubau nur noch zehn Geschosse haben, die jedoch mit 4,2 Metern höher und damit zukunftsfähig seien.

Verbindungsachse gewährleistet Orientierung

Eine neue Magistrale, eine Art "Hauptverkehrsader" im Krankenhaus, soll übersichtliche Wege schaffen. Das Architekturbüro habe beim alten Plan ausgemacht, dass es zu Orientierungsproblemen für Patienten kommen könnte. Zudem gebe es für das Bettenhaus Süd kein vollständiges Nachnutzungskonzept, die Flächen würden leer bleiben. Im neuen Plan sollen dort die Psychosomatik und die Geriatrie untergebracht werden.

Neubau geht fast drei Jahre schneller

Für den Neubau sind drei Bauphasen und vier Rückbauphasen vorgesehen. Losgehen soll es wie beim alten Plan Anfang 2024. Die Sanierung hätte wohl bis ins Ende 2034 angedauert – "die größte Schwachstelle", so Ludes. Für den Neubau plant das Architekturbüro die Fertigstellung der letzten Bauphase gegen Anfang 2032.

Maßnahme kostet zehn Millionen Euro weniger

Im Bereich der Kosten bewegen sich sowohl der alte als auch der neue Plan auf ähnlichem Niveau. Die prognostizierten Gesamtkosten einschließlich des Baupreisindex’ zu Mitte der Bauzeit betragen bei der alten Planung 263,67 Millionen Euro, während bei der neuen Planung 253,28 Millionen Euro veranschlagt werden.

Unterstützung von den Fraktionen

Für die neuen Pläne hatten die Fraktionen ausschließlich positive Worte übrig. Thorsten Erny (CDU) sprach davon, dass er "positiv überrascht" sei, und zollte Respekt für den Mut des Architekturbüros sowie der Verwaltung, eine neue Planung anzugehen. "Das ist fast zu schön, um wahr zu sein", befand Hans-Peter Kopp (SPD). Alfred Baum (Grüne) war "begeistert von dem Vorschlag". Von FDP und AfD gab es ebenfalls Unterstützung. Die Freien Wähler seien froh, erläuterte Eberhard Roth, doch es bleibe der Wermutstropfen, keine gemeinsame Lösung mit dem Herzzentrum gefunden zu haben. Dem schloss sich Landrat Frank Scherer an. Er sprach dennoch von "einer tollen Lösung für Lahr".

Schmerzmedizin zieht nach Lahr

Der Ausschuss für Gesundheit und Kliniken hat am Dienstag auch über den Umzug der Schmerzmedizin von Ettenheim nach Lahr beraten. Im Zuge der Umwandlung des Ettenheimer Klinikums in ein "Zentrum für Gesundheit" muss die dort vorhandene Schmerzmedizin weichen. Zusammen mit den Schmerztherapeuten habe man nach Lösungen gesucht, erläuterte Peter Kraemer, medizinischer Direktor des Ortenau-Klinikums.

Der Standort Lahr sei aus medizinischer Sicht ideal, um die möglichen Synergien mit Psychosomatik und Suchtmedizin auszuschöpfen. Bis zum Neubau reichen in Lahr allerdings Raum und Bettenkapazität nicht aus, um der Schmerzmedizin eine Station oder einen Stationsteil mit 20 Betten bereitzustellen. So wurde ein Konzept entwickelt, mit dem die Schmerzmedizin künftig als teilstationäre Leistung, das heißt als Tagesklinik, erbracht werden kann. Bei einer Tagesklinik kommen die Patienten gegen 8 Uhr morgens und bleiben bis etwa 16 Uhr, so Kraemer.

Diese Behandlungsform sei für die Patienten geeignet, die eine ausreichende Mobilität aufweisen, um die täglichen Wege in das Ortenau-Klinikum bewältigen zu können. Dafür biete die aktive und ganzheitlich orientierte Schmerztherapie den Patienten die Möglichkeit, abends in die häusliche Umgebung zurückzukehren und die Wochenenden ebenfalls zuhause zu verbringen. Für viele Patienten stelle dies eine zusätzliche Therapiemotivation dar. In Lahr ließe sich die Schmerztherapie so gut räumlich integrieren. Das teilstationäre Modell soll ab 2023 mit acht Betten umgesetzt werden. "Nur drei Kliniken in Baden-Württemberg bieten das an", erklärte Kraemer. Bei entsprechender Nachfrage könne man das Modell weiter ausbauen.