Vier Schäferhunde haben am Freitagabend eine Mischlingshündin in Winterlingen angegriffen und lebensbedrohlich verletzt (Symbolfoto). Foto: Boris Roessler

"Passt auf eure Hunde auf und haltet sie an der Leine", ist der Appell einer Winterlingerin. Ihre Mischlingshündin wurde am Freitag von vier Schäferhunden beim Spazierengehen gebissen und dabei lebensbedrohlich verletzt.

Winterlingen - Die Winterlingerin ist noch immer geschockt. Sie möchte zwar ihren Namen nicht in der Zeitung lesen, doch ihre Geschichte soll ein mahnendes Beispiel für alle Hundehalter sein.

Am Freitagabend sei ihr Mann mit der achtjährigen Mischlingshündin Nika im Gewann Bol zwischen Winterlingen und Harthausen spazieren gewesen, als das Unglück geschehen ist: Vier freilaufende Schäferhunde hätten die Hündin unvermittelt angegriffen und gebissen – zunächst nur zwei, dann kamen laut ihrer Schilderungen auch die anderen beiden angerannt. "Ohne Leine, ohne Maulkorb, nichts", erzählt die Frau. Nika, die von ihrem Herrchen an der Leine gehalten wurde, wiegt mit ihren 16 Kilo nur die Hälfte eines Schäferhundes, habe gegen vier Exemplare demnach keine Chance gehabt, als diese auf sie einbissen.

"Die Hunde waren wie im Blutrausch"

Laut ihren Schilderungen ist Nikas Herrchen sofort dazwischen gegangen und auch die Besitzerin der vier Hunde, die einige Meter entfernt war, kam angerannt und half bei der Abwehr der Beißerei. Der Mann sei dabei gestürzt und von einem Tier in die Wade gebissen worden. "Die Hunde waren wie im Blutrausch", beschreibt sie die Situation. "Die Hundehalterin hatte die Tiere nicht unter Kontrolle", wirft sie ihr vor.

Schäferhundbesitzerin zeigt Reue

"Der Frau war’s ganz grausig", schildert die Winterlingerin. Zwar macht sie ihr Vorwürfe, dass sie ihre Hunde nicht angeleint hatte, hält ihr aber zugute, dass sie die Tiere sofort in den Anhänger gebracht und Nika und ihr Herrchen nach Balingen zum tierärztlichen Notdienst gefahren hat. Der Winterlinger sei ohne Auto unterwegs gewesen. Die Schäferhundhalterin sei recht reumütig und habe sich auch bei dem Winterlinger Ehepaar für ihr Versäumnis entschuldigt.

"Dennoch bin ich traurig und geschockt, dass es trotz Warnungen immer wieder Menschen gibt, die so einen Vorfall billigend in Kauf nehmen." Die Spazierstrecke sei aufgrund von Gebüsch teilweise recht unübersichtlich, auch Eltern gingen dort gerne mit ihren Kindern spazieren.

Not-OP in Reutlingen

Der Tierarzt leistete die Erstversorgung und überwies den schwer verletzten Hund an die Tierklinik in Reutlingen. Dort sei Nika fünfeinhalb Stunden notoperiert worden. Die Diagnose: Schwerer Brustkorbbiss, mehrfacher Rippenbruch, Bissspuren an Haut und Organen, ein Teil des Lungenflügels musste entfernt werden. Die Hündin sei derzeit noch stationär in der Tierklinik, erhält Schmerzmittel, Flüssignahrung und Bluttransfusionen. "Lange war nicht klar, ob sie überlebt", berichtet die Seniorin und betont ausdrücklich: "Leint gefährliche Hunde an!"

Die Bisswunde, die Nikas Herrchen bei dem Vorfall erlitten hat, musste nicht genäht werden. Er wurde mit Tetanusspritzen, Antibiotika und Verbänden versorgt.

Das sagt die Polizei dazu

Am Montag hat das Winterlinger Ehepaar den Vorfall auf dem Polizeiposten in Winterlingen angezeigt. Ein Polizeisprecher des Polizeipräsidiums Reutlingen bestätigt auf Nachfrage den Vorfall. Die Hundehalterin sehe nun einer Anzeige wegen Körperverletzung entgegen – allerdings nur aufgrund der Bissverletzung, die der Mann erlitten hat, wie der Polizeisprecher erklärte. So lange keine böse Intention des Hundehalters dahinterstecke, würden Bissverletzungen bei Tieren als "fahrlässige Sachbeschädigung" behandelt und das werde nicht strafrechtlich verfolgt. "Das könnte aber eine zivilrechtliche Sache werden", sagt der Polizeisprecher.