Die Berufsschule ist in den vergangenen Jahrzehnten gewachsen, über die Gleise geht es nun vierspurig. Foto: Landesarchiv/StAL/EL68IX-14348

Auf einer schmalen Brücke über die Gleise und statt der AOK eine stattliche Villa: Der Vordere Bickeberg hat in den vergangenen Jahrzehnten sein Gesicht verändert.

VS-Villingen - Große bauliche Veränderungen gab es im Laufe der 1970er Jahre in Villingen am Vorderen Bickeberg.

Großzügiges Anwesen der Familie Görlacher

Gut sichtbar ist auf dem Luftbild aus dem Jahre 1968, dass der Weg von der Innenstadt auf der Schwenninger Straße Richtung Bickeberg fast an der gleichen Stelle wie heutzutage über die Bahngleise führte. Doch anstelle der vierspurigen Brücke überfuhr man die Gleise auf einer im Jahre 1911 erbauten mit zwei Fahrbahnen und schmalen Fußgängerstegen versehen Konstruktion aus Stahlstreben.

Nach der Brücke schloss sich links (Ecke Schwenninger Straße – An der Schelmengaß) gleich das großzügige Anwesen mit Villa der Villinger Unternehmerfamilie Görlacher an. Das Wohnhaus war bis zur Nachkriegszeit das einzige Gebäude am Vorderen Bickeberg in Villingen.

Gewerbeschule wird 1951 neu gebaut

Erst Anfang der 1950er Jahre und der Währungsreform setzte am gesamten Bickeberg eine rege Bautätigkeit ein. Im Jahre 1951 war an der Schelmengaß der Neubau der Gewerbeschule in Nachbarschaft zum Grundstück der Familie Görlacher eine der ersten größeren Baumaßnahmen in diesem Bereich.

Nach und nach wuchsen auch an der Alemannen- und Schwabenstraße viele Wohnblocks im Rahmen des Sozialen Wohnungsbaus, errichtet durch die Gemeinnützige Baugenossenschaft, die Gagfah oder die "Neue Heimat" (heute Familienheim), sowie einigen privaten Bauherren schnell in die Höhe.

Erst Finanzamt, jetzt Amtsgericht

Hierdurch wollte man den durch den Zuzug von vielen Heimatvertrieben aus den ehemaligen deutschen Ostgebieten ausgelöste Wohnungsnot als Folge des Zweiten Weltkriegs lindern. Zudem wurde im November 1959 an der Ecke Schwenninger- und Güterbahnhofstraße das neu errichtete Finanzamt eröffnet. Das Gebäude steht noch, diente zwischenzeitlich als Gesundheitsamt. Heute befinden sich in den Räumen Teile des Amtsgerichts (Betreuungs- und Nachlassgericht) sowie ein Notariat.

Das Luftbild aus heutiger Zeit zeigt die Veränderungen im Laufe von über 40 Jahren am Vorderen Bickeberg. Die Eisenbahnbrücke wurde im Oktober 1973 abgerissen. Durch die Elektrifizierung war für die Züge eine höhere Durchfahrtshöhe notwendig geworden. Es entstand ein großzügiger dem zunehmenden Verkehrsaufkommen angepasster Brückenneubau. Als neue Verbindung vom Bickeberg zur Innenstadt wurde zwischen Schelmengaß und Stöckerbergle eine reine Fußgängerbrücke errichtet.

AOK baut 1979 Verwaltungsgebäude

Im Jahre 1979 begann die AOK auf dem Gelände der ehemaligen Görlacher-Villa mit dem Neubau eines Verwaltungsgebäudes, das im Oktober 1981 bezogen werden konnte. Bereits davor begann der Kreis ab Oktober 1977 die Liegenschaften der einstigen Gewerbeschule großzügig auch mit einer neuen Sporthalle zu erweitern.

Im September 1979 konnte der Unterricht in der "Albert-Schweitzer-Schule Bildungszentrum" mit 1155 Schülern in 45 Klassen wieder starten. Vom Hauptschulabschluss bis zum Abitur kann man Bildungsabschlüsse erlangen. Auch Berufsausbildungen aus den Bereichen Agrarwirtschaft, Hauswirtschaft, Pflege, Betreuung, Sozialpädagogik sind möglich, ebenso diverse Weiterbildungen im Bereich Sozialwesen sowie in der Praxisanleitung für Pflegeberufe und Erzieher werden angeboten.