Die Paletten-Türme für die Fassaden-Projektionen sind zusammengebaut. Foto: Schmider

Der Countdown läuft: In drei Tagen gibt es für Kulturbegeisterte und solche, die es noch werden wollen, jede Menge zu entdecken in der Oberndorfer Oberstadt: Der Oberndorf-Slam steht an.

Oberndorf - Die Türme sind zusammengebaut, die Vorfreude riesig: Am Samstag, 2. Oktober, geht der Oberndorf-Slam in die dritte Runde. Im Vergleich zum vergangenen Jahr darf es in diesem auch ein wenig lockerer zugehen, wie Andrea Schmider aus dem Organisations-Team verrät.

"2020 mussten wir das alles ganz strikt handhaben. Man musste sich in der jeweiligen Location anmelden und dort bleiben. Aufgrund der gelockerten gesetzlichen Vorgaben ist nun theoretisch ein Wechsel zwischen den Locations möglich", sagt sie. Theoretisch deshalb, weil die Betreiber der Locations natürlich ebenfalls an Regeln, wie das Abstandhalten, gebunden sind und Hygienekonzepte erarbeitet haben. "Sich einfach mal kurz in eine Lücke zwischen zwei Zuschauern quetschen, so wie es 2019 möglich war, geht leider nicht."

Auch im Fitnessstudio treten Musiker auf

Auch sonst sind die gleichen Regeln zu befolgen wie wenn man die Lokalität an einem anderen Tag besuchen würde, sagt Schmider. Zu Beginn des Jahres seien die Location-Betreiber noch sehr zögerlich gewesen – ebenso wie das zwölfköpfige Organisationsteam. "Zum ersten Mal getroffen haben wir uns erst im März", sagt Schmider. Anfang 2021 habe man noch gar nicht erahnen können, wohin die Reise in Sachen Pandemie-Entwicklung geht.

Als dann aber klar war, dass die Veranstaltung unter beinahe normalen Bedingungen stattfinden kann, äußerten auch ein paar ganz besondere Locations Interesse. Eine davon ist das SMS-Fitnessstudio. "Das wird total spannend. Der Trainingsbetrieb läuft weiter, und zwischendrin treten Musiker auf", sagt Schmider. Darunter befindet sich zum Beispiel die Oberndorfer Band Bebo 104.

Aber genau darum gehe es ja auch beim Oberndorf-Slam, erklärt Andrea Schmider. "Es ist eine interkulturelle Veranstaltung. Die lebt davon, dass man mal irgendwo den Kopf reinstreckt zu etwas, mit dem man sonst gar nichts am Hut hat, und einfach mal neue Dinge sieht und hört." Je origineller die Location, desto besser.

32 Musikgruppen und Solisten am Start

Auch das Mehrgenerationenhaus Linde 13 ist dieses Mal am Start. Dass dieses ein Stückchen weg von den anderen Locations liegt, sei aber kein Problem. Man werde sich etwas überlegen, um das geschickt zur Innenstadt anzubinden, meint Andrea Schmider.

An acht Veranstaltungsorten in der Oberstadt treten insgesamt 32 Musikgruppen und Solisten auf, an drei weiteren Orten insgesamt 15 Poetry-Slammer. Darunter sind nicht nur namhafte, hochkarätige Poetry-Slammer wie Hank M. Flemming, sondern auch lokale Berühmtheiten aus der Szene, wie Lena Wernz und Julia Wehrle.

Neu ist, dass es keine Abschlussveranstaltung geben wird. "Eine solche lebt davon, dass die Bude voll ist. Und das geht in Zeiten der Pandemie einfach nicht", erklärt die Slam-PR-Beauftragte. Stattdessen könne man dann länger in der gewählten Location verweilen.

Warteschlangen sollen vermieden werden

Damit sich keine Warteschlangen an den Eingängen bilden, wird die Bajass-Truppe rund um Ulf Freundorfer von Location zu Location ziehen und den Besuchern dort die Bändel verkaufen.

Davor, dazwischen und danach können sich die Besucher an der "Kunscht" erfreuen. Eine Belebung und optische Aufwertung kann die Oberstadt wahrlich brauchen. Umso gespannter darf man auf die Umsetzung des diesjährigen Fassaden-Slam-Mottos "#aftercovid – Oberndorf in neuem Licht" sein.

Nach dem Start dieses Projekts 2020 hatten die Organisatoren auch ein wenig Gegenwind bekommen, hatte es doch auch den einen oder anderen kritischen Beitrag bezüglich der Stadtverwaltung beispielsweise gegeben. Vom Konzept abgerückt ist das Kulturforum als Organisator des Slams aber nicht. "Wir wollen weiterhin Luft für Ideen lassen und nicht zensieren. In einer Demokratie sollte man sagen können, was einem nicht gefällt. Und die unkritischen Beiträge haben übrigens überwogen", erklärt Andrea Schmider.

Mit dabei seien diesmal nicht nur Motive der Rotunde-Künstler unter der Leitung von Sigrid Vogt-Ladner, sondern auch Beiträge von Oberndorfer Gymnasiasten zum Brauerei-Areal. Zudem wirken viele weitere Künstler mit – sowohl Amateure als auch Erfahrene.

Fassaden werden mit Bildern und Videos bespielt

Die erforderlichen Türme für das Projekt, bei dem 30 Fassaden angestrahlt werden, sind bereits zusammengeschraubt worden. Die Paletten dafür wurden gestiftet. Oben drauf kommen Tomatenhäuser aus Plastik, um die Beamer und Projektoren vor Regen zu schützen. So werden die Fassaden nicht nur mit einzelnen Bildern bespielt, sondern auch mit Videos.

Aus dem ersten Versuch 2020 habe man viel gelernt, sagt Andrea Schmider. Etwa, dass in den ausgewählten Häusern die Vorhänge zugezogen werden sollten, damit sich das Bild nicht im Fenster verliert, sondern gut zu sehen ist.

Der Nachteil bei einer Kunstaktion wie dieser: Einen Testlauf gibt es nicht. Erst am Samstagabend zeigt sich, ob alles gut sichtbar ist. Aktuell sichtet das Orga-Team die künstlerischen Beiträge und entscheidet, wo welches Bild gezeigt wird.

Was man sich schon jetzt für den nächsten Slam vornimmt: die Jugendkunstschule, die Musikschule und vor allem Bürger, die aus einem anderen Land kommen, stärker einzubeziehen. Aber auch so wird schon eine unglaubliche Fülle an verschiedenen Beiträgen zu sehen sein, verspricht Schmider.n Wer wo spielt, ist auf der Homepage www.oberndorfslam.de zu entdecken.