Das bislang letzte Länderspiel bestritt die deutsche Mannschaft (Leon Gawanke/hi.) gegen Lettland im Rahmen des Deutschland-Cups im November 2020. Foto: imago/Elmar Kremser

Für das deutsche Eishockey-Nationalteam beginnt mit den Tests gegen die Slowakei die WM-Vorbereitung. Der Startschuss in Riga fällt am 21. Mai gegen Italien – womöglich ist kaum ein Profis aus der NHL dabei.

Stuttgart - Manchmal muss ein Bundestrainer zu ungewöhnlichen Mitteln greifen. Toni Söderholm hat sich Videos angeschaut, Spiele der Eishockey-WM 2019. Die deutsche Mannschaft hatte das Viertelfinale erreicht, hatte gegen Tschechien 50 Minuten (Stand 1:1) mitgehalten, scheiterte aber mit 1:5 doch noch deutlich. Söderholm musste dringend Länderspiel-Atmosphäre fühlen, zur Not dank der Konserve. „Ich wollte meine Eindrücke wieder beleben“, sagt der Bundestrainer, „ich wollte mir die Ansprache in der Kabine zurückrufen, um reinzukommen.“ Wegen der Pandemie hat die Nationalmannschaft seit gut eineinhalb Jahren nur zwei Partien absolviert, der Deutschland-Cup im November 2020 in Krefeld war mit den beiden Spielen gegen Lettland auch nicht das, was man eine Standortbestimmung nennen kann.

Die aber tut not, denn an diesem Wochenende beginnt für den Deutschen Eishockey-Bund (DEB) Phase eins in der Vorbereitung auf die WM in Lettland. Am Wochenende in Piestany trifft das Team auf die Slowakei – es ist ein Test auf Augenhöhe, wenn die Deutschen (Weltranglistenplatz sieben) sich mit den Slowaken (9.) messen. Wobei: Da die Deutsche Eishockey-Liga (DEL) noch in den Play-offs steckt, kann Söderholm nicht das bestmögliche Aufgebot aufs Eis schicken. „Die Spieler, die jetzt dabei sind“, sagt der Finne, „haben mehr Chancen zu beweisen, wie wichtig sie sind. Es sind sicher auch schon jetzt Profis dabei, die später bei der WM zur Mannschaft gehören werden.“

Söderholm ist mit Fitness zufrieden

Schließlich ist es nicht das erste Mal, dass eine WM-Testphase läuft und die Play-offs in der DEL laufen – dennoch: Der Weg zur WM 2021 ist steiniger als alle, die das deutsche Team und der Bundestrainer bisher beschritten haben. Wegen Corona, wegen des verspäteten DEL-Starts im Dezember, wegen des erschwerten Trainingsbetriebs mit Hygienevorgaben, wegen der vielen Tests. Dennoch ist Söderholm mit dem Fitnessniveau der Cracks zufrieden, obwohl andere Nationen früher mit dem Ligabetrieb begonnen haben. „Der Rückstand ist aufgeholt, die DEL und die Clubs haben sehr gut gearbeitet“, sagt der 43-Jährige. Für ihn hat sich die Arbeitsroutine kaum verändert, die Instrumente Trainingssteuerung und -planung bedient er wie vor Corona, Söderholm musste lediglich sein Organisationstalent schulen. „Bei Trainingsstätten und Hotels muss man die Hygienevorgaben mitdenken“, erzählt er, „da muss man Kabinen überprüfen und sehen, dass auch in der Unterkunft alle Vorgaben erfüllt werden.“

Noch sechs Spiele bis zur WM

Auf Phase eins folgt am 29. April/1. Mai Phase zwei mit Partien gegen Tschechien in Nürnberg, Phase drei sind die Spiele am 7./8. Mai gegen Belarus ebenfalls dort – am 21. Mai wird es ernst, zum WM-Start wartet Italien. Wie viele NHL-Legionäre in Lettland spielen, hängt von der nordamerikanischen Liga ab, Mitte Mai beginnen die Play-offs. Die Coronaregeln des Weltverbandes IIHF schreiben vor, dass ein Spieler erst drei Tage Einzel- sowie drei Tage Team-Quarantäne hinter sich bringen muss, bevor er in Riga in einem WM-Match aufs Eis darf. Eine Woche warten, das ist lange. Zehn Deutsche stehen in der NHL unter Vertrag, die Chancen, dass Leon Draisaitl, Tom Kühnhackl oder Philipp Grubauer das DEB-Team verstärken, sind gering. „Wir müssen einfach abwarten“, sagt Söderholm. Doch die Sieben-Tage-Regel betrifft auch die Konkurrenz bei der WM, was ein Vorteil sein könnte – die deutsche Mannschaft gewann Silber bei den Winterspielen 2018, als die NHL für die Stars keine Olympiapause machte. „Es wird eine andere WM als bisher, das könnte tatsächlich eine Chance für uns sein“, sagt Toni Söderholm.