Die Guano Apes spielen als Vorband von Bon Jovi auf dem Wasen Foto: Promo

Sie waren eine Crossover-Sensation, trennten sich, fanden sich wieder. Die Guano Apes aus Göttingen – eine Band, die manch eine Jugend definierte – spielt am 21. Juni als Vorband von Bon Jovi auf dem Wasen. Ein Gespräch mit Gitarrist Henning Rümenapp, der bisher keine einzige Bon-Jovi-Platte besitzt.

Stuttgart - Sie waren eine Crossover-Sensation, trennten sich, fanden sich wieder. Die Guano Apes aus Göttingen – eine Band, die manch eine Jugend definierte – spielt am 21. Juni als Vorband von Bon Jovi auf dem Wasen. Ein Gespräch mit Gitarrist Henning Rümenapp, der bisher keine einzige Bon-Jovi-Platte besitzt.


Guten Tag, Herr Rümenapp, wie geht es den Guano Apes im Jahr 2013?
Wir arbeiten gerade mit Hochdruck an unserem neuen Album. Mit „Bel Air“ hatten wir 2011 einen großen Erfolg und eine erfolgreiche Tournee. Zurzeit spielen wir auf Festivals in Polen, in der Ukraine und den Beneluxländern. Das macht viel Spaß. In Stuttgart, im Vorprogramm von Bon Jovi, spielen wir in diesem Jahr unser Exklusivkonzert in Deutschland. Eigentlich wollten wir hier erst wieder auftreten, wenn wir ein neues Programm haben – aber eine solche Einladung konnten wir dann doch nicht ausschlagen.

Wie unterscheidet sich das Publikum in den anderen europäischen Ländern von dem Publikum in Deutschland?
Wir haben auf unseren Tourneen einen guten Überblick über das europäische Publikum bekommen. Früher waren wir eher in Spanien und Portugal unterwegs, da war natürlich eine feurigere Mentalität zu spüren, die Portugiesen haben uns regelrecht auf Händen getragen. Wenn wir nun in Russland unterwegs sind, ist es für uns ein erhebendes Gefühl, rund 5000 Kilometer von zu Hause vor einer Menge zu stehen und zu erleben, wie die Leute dort unsere Lieder mitsingen – es ist schon beeindruckend, was Musik jenseits von Sprachen und Mentalitäten bewirken kann.

Und das neue Album von Guano Apes – wie wird es klingen? Wird es darauf neue Entwicklungen zu hören geben, einen neuen Sound?
Viel kann ich über das neue Album eigentlich nicht sagen. Wir sind noch relativ am Anfang und sammeln Stücke, wie wir das immer machen. Das reicht von der Akustikballade bis zum Trash. Wir versuchen, uns so wenig wie möglich einzuschränken. Im Augenblick jammen wir sehr viel, wir sind noch dabei, eine Richtung zu finden. Aber eines kann ich aber mit Sicherheit sagen: Es wird wieder eine gute Portion Rock mit auf dem Album sein. Wir haben aber auch den Anspruch, nicht einfach wieder dasselbe zu machen, was wir schon vor zehn oder zwölf Jahren gemacht haben.

Die Mitglieder der Band sind nun alle Mitte, Ende 30 – kommt mit dem Alter nicht auch der Wunsch auf, musikalisch etwas ganz Neues anzufangen?
Wir hatten immer schon auch eine nachdenklichere, düstere und melancholische Seite, und wir sind glücklich, dass wir uns mit der Band in dieser Richtung freigeschwommen haben. Das neue Album soll alle diese Facetten abbilden – das Düstere, aber auch das Tanzbare, Leichtfüßige. Den sportlichen Crossover, den wir in den Neunzigern gespielt haben, wollen wir heute nicht wiederholen, aber auf unseren Konzerten wird das doch immer wieder stattfinden – das setzt bei uns und unserem Publikum Adrenalin frei, Gefühle, die wie in Bernstein verkapselt sind. Unsere Fans denken dann vielleicht: Bei diesem Song bin ich damals Snowboard gefahren, oder ich hatte mein erstes Date.

Guano Apes hatten sich für mehrere Jahre getrennt. Wie ist es, nun wieder gemeinsam aufzutreten?
Wir haben fast fünf Jahre lang Pause gemacht und acht Jahre lang keine Platte aufgenommen. Wir wollten bewusst zuerst wieder gemeinsam auf einer Bühne stehen, bevor wir uns an eine neue Platte heranwagten, wir wollten sehen, ob es wieder miteinander funktioniert. Und es hat mehr Spaß gemacht als je! Wir waren begeistert davon, was für eine Fan-Basis sich vor uns hingestellt und unsere Musik als einen Teil ihrer Jugend wiederentdeckt hat.

Hat sich die Band nun endgültig wieder vereint? Wird es keine neue Trennung geben?
Wir haben damals viel geredet, aber dabei vielleicht doch nicht alle Leichen aus dem Keller geholt, was man aber, wie ich denke, auch nicht tun muss. Heute wissen wir, was wir an uns haben, und wir sind entschlossen weiterzumachen.

Welches ist Ihre liebste Bon-Jovi-Platte?
Ehrlich gesagt: Ich habe keine. Ein Bon-Jovi-Fan war ich selbst eigentlich nie, obwohl er natürlich echte Welthits hatte. Bei „Keep The Faith“ dachte ich dann aber: Das spricht mich doch auch an. Ich bin ziemlich gespannt auf das Konzert, wir freuen uns darauf. Vor einigen Jahren spielten wir vor Foreigner, in Holland, von denen ich auch nur vier oder fünf Songs kannte und die dann ein unglaubliches Feuerwerk an Welthits abgebrannt haben.

Und wie sieht es aus mit Christina Stürmer, dem anderen Act, mit dem sich Guano Apes in Stuttgart die Bühne teilen werden?
Wir sind uns vor Jahren einmal kurz begegnet, bei einem Konzert – ihre erste Platte hat mir am besten gefallen, aber ich habe mittlerweile auch in ihre neue hineingehört. Ich finde es toll, was sie für einen Weg seit ihrem Erfolg in einer Castingshow gegangen ist. Sie ist zu einer wirklich ernst zu nehmenden Künstlerin geworden, und mit ihrem neuen Song hat sie auch mir einen Wurm ins Ohr gelegt. Ich bin gespannt darauf, sie einmal live zu sehen.

Das letzte Stuttgarter Konzert von Guano Apes fand vor etwa zwei Jahren im LKA statt – wie hat sich das angefühlt, welchen Eindruck hat das Stuttgarter Publikum bei Ihnen hinterlassen?
Es war das erste Mal überhaupt, dass wir im LKA gespielt haben – das ist ein netter Laden, ein gutes Team. Und bei dieser Tour waren wir alle sowieso total geflasht, weil sie die erfolgreichste und schönste überhaupt für uns war.