Dieser Screenshot aus einem Video zeigt die simulierte Landung von "Philae" auf dem Zielkometen Tschurjumow-Gerassimenko. Der angepeilte Landeplatz des Minilabors hat einen Namen bekommen: "Agilkia" heißt die Stelle, auf der der Lander der Raumsonde "Rosetta" aufsetzen soll. Foto: dpa

Nach zehn Jahren im All hat sich das Mini-Labor "Philae" nun von der Sonde "Rosetta" losgelöst und ist im Anflug auf einen Kometen. Das Aufsetzen auf der Kometen-Oberfläche ist allerdings ein schwieriges Unterfangen.

Darmstadt - Premiere im Universum: Nach zehnjähriger Reise durch das All soll ein Mini-Labor am Mittwoch erstmals auf einem Kometen landen. Am Morgen löste sich wie geplant „Philae“ von der Raumsonde „Rosetta“. Am Nachmittag etwa um 16.35 Uhr sollte das kühlschrankgroße Labor auf dem Kometen „67P/Tschurjumow-Gerassimenko“ aufsetzen. Etwa eine halbe Stunde später wird die Bestätigung auf der Erde erwartet. Bei den Vorbereitungen hatte es heikle Momente gegeben.

Mit der Mission wollen Wissenschaftler Daten über die Entstehung des Sonnensystems erhalten. Der Komet, der mehr als eine halbe Milliarde Kilometer von der Erde entfernt ist, ähnelt in seiner Form einer Quietscheente. Untersuchungen während der Mission haben bereits ergeben, dass der Brocken wegen Schwefelwasserstoff unter anderem nach faulen Eiern stinkt.

Die Europäische Weltraumorganisation Esa betrachtet die Mission als Meilenstein. Manche Experten vergleichen das Manöver mit der Mondlandung 1969. Die Landung gilt unter Fachleuten als schwierig, unter anderem wegen der unklaren Bodenbeschaffenheit. Die Oberfläche von „Tschuri“ - so der Spitzname des Kometen - scheint sehr weich zu sein. Das Labor könnte versinken oder umkippen.

Die Sonde war 2004 gestartet

Der Darmstädter Esa-Direktor für bemannte Raumfahrt und Missionsbetrieb, Thomas Reiter, schätzte den Erfolg der Landung auf etwa 50 Prozent. „Wir sagen Fifty-fifty-Chance“, meinte der Ex-Astronaut im ZDF-„Morgenmagazin“.

In der Nacht hatte es beim Klarmachen zum Landemanöver heikle Momente gegeben. Noch ist nicht sicher, ob auf „Philae“ ein System funktioniert, das den Lander aufgrund der äußerst geringen Schwerkraft auf „Tschuri“ drücken soll. Es gibt aber zwei Harpunen, die beim Aufsetzen abgefeuert werden, damit sich das Mini-Labor im besten Fall festkrallen kann.

Wenn alles nach Plan läuft, hoffen Wissenschaftler auf einen Blick in die Kinderstube des Sonnensystems, das vor 4,6 Milliarden Jahren entstand. Kometen sollen weitgehend unveränderte Materie aus dieser Zeit enthalten - daher gelten sie als Boten aus der Vergangenheit. Die Forscher erhoffen sich auch Hinweise auf die Entstehung des Lebens.

„Rosetta“ legte in den vergangenen zehn Jahren rund 6,5 Milliarden Kilometer im All zurück. Die Sonde war mit „Philae“ an Bord am 2. März 2004 mit einer Ariane-5-Rakete von der Weltraumstation Kourou in Französisch-Guayana gestartet.