Maskenpflicht, Kontaktverbot und andere Maßnahmen zur Eindämmung des Coronavirus prägten das Leben in Lahr während der Pandemie.Foto: Schabel/ Foto:  

Am 6. März 2020 gab es den ersten Corona-Fall in Lahr – an dem Tag wurde das Max-Planck-Gymnasium geschlossen, da eine Schülerin positiv auf das Virus getestet worden war. Die Pandemie versetzte die Stadt in einen Ausnahmezustand.

Es war wie ein Schneeball. Mit wenigen Fällen in China begann es, binnen wenigen Wochen waren es Abertausende weltweit. Am 6. März 2020 erreichte die Pandemie Lahr: Eine Familie aus Friesenheim brachte – ohne es zu merken –den Erreger aus einem Südtirol-Urlaub mit.

 

Zurück in der Heimat, fühlte der Vater sich krank. Als es ihm immer schlechter ging, ließ er sich ärztlich untersuchen. Daraufhin wurde er auf eine Isolierstation des Ortenau-Klinikums gebracht, mit Sicherheitsschleuse. Auch seine Frau und Tochter wurden positiv auf das Coronavirus getestet, zeigten aber keine Symptome. Sie blieben zuhause, in Quarantäne.

Die Behörden reagierten umgehend: Das Max-Planck-Gymnasium in Lahr wurde für zwei Wochen geschlossen – denn die Tochter war dort Schülerin. Am 6. März, ein Freitag, um 13 Uhr wurden die MPG-Schüler im Atrium zusammengerufen und nach Hause geschickt.

Keiner wusste, was jetzt auf die Stadt kommen würde

„Jetzt auch hier“ – diese bezeichnende Überschrift hatte ein Kommentar in der Lahrer Zeitung am Tag danach. Corona war in der Stadt angekommen – aber niemand vermochte damals einzuschätzen, was das für Lahr bedeuten würde, mit welcher Wucht sich das Virus ausbreiten und das gewohnte Leben auf den Kopf stellen würde. Am 10. März untersagte die Stadtverwaltung Veranstaltungen mit mehr als 200 Besuchern – nur eine Etappe auf dem Weg zu weitreichenderen Verschärfungen. Bereits am 20. März erließ die Verwaltung Betretungsverbote für Lahrer Straßen, Plätze und Parks.

Es folgte eine extreme Zeit – mit komplizierten Regeln, wie viele Menschen sich wo treffen durften, Maskenpflicht, Impfkampagnen, Kultur-Stillstand, Arbeit und Bildung vor dem Bildschirm. Das öffentliche Leben kam zum Erliegen. Schüler und Kita-Kinder mussten daheim bleiben, Restaurants wurden geschlossen, genauso wie Friseursalons und vergleichbare Betriebe. Dafür machten in Lahr Corona-Testzentren auf, sogar ein Drive-In-Testzentrum gab es. Im Ortenau-Klinikum wurden planbare Operationen verschoben, um Betten für Coronakranke freizuhalten.

Statistisch gesehen steckte sich jeder zweite Lahrer an

Es wurde alles getan, um die Infektionsketten zu unterbrechen – dennoch hat die Pandemie in Lahr viele Menschenleben gekostet. In den fünf Jahren seit März 2020 sind in der Stadt 135 Menschen an Corona gestorben, so das Landratsamt. Die Zahl der Infizierten in Lahr in dem Zeitraum beziffert die Behörde auf 24 310 (Stand: 26. Februar 2025).

Statistisch gesehen, steckte sich jeder zweite Lahrer mit der Infektionskrankheit an. Wobei die Zahl mit Vorsicht zu bewerten ist – denn es ist anzunehmen, dass sich nicht jeder Infizierte bei einem Arzt meldete. Andererseits bekamen manche Lahrer mehrmals Corona und teilten jede Ansteckung mit.

Noch dramatischer sind die Zahlen für die gesamte Ortenau: Seit 2020 haben im Kreis 1103 Menschen durch Corona ihr Leben verloren. 214 235 Infektionsfälle wurden dem Gesundheitsamt bekannt.

Die sozialen Folgen wogen schwer, auch in Lahr. Schüler sahen ihre Freunde nicht mehr. In den Pflegeheimen litten Senioren unter dem Kontaktverbot. Einzelhändler und Gastronomen, aber auch Freiberufler bekamen wirtschaftliche Probleme, die die später beschlossenen Corona-Hilfen nur zum Teil ausgleichen konnten.

Kritik an den staatlichen Maßnahmen zur Eindämmung des Virus blieb nicht aus. Warum zum Beispiel die Kinder während des Lockdowns nicht mehr auf Spielplätze im Freien durften, hat nicht jedem eingeleuchtet. Auch die Impfungen gegen das Virus stießen bei manchen Bürgern auf Skepsis. In Lahr formierten sich die Gegner der staatlichen Corona-Maßnahmen um die Ärztin Annette Franz, die Samstags-Demonstrationen auf dem Museumsplatz organisierte.

Noch immer erkranken Menschen an Corona

Heute gilt die Pandemie als besiegt, doch noch immer bekommen Menschen Corona. Nach dem Infektionsschutzgesetz ist eine Ansteckung mit Covid-19 nach wie vor meldepflichtig. Laut Landratsamt gab es im Januar diesen Jahres 38 Corona-Fälle im Kreisgebiet, bis zum 26. Februar weitere 13.

Auch diese Zahlen gilt es einzuordnen – denn heute wird viel weniger getestet als in den Jahren der Pandemie. Wahrscheinlich gibt es daher mehr Corona-Infektionen, als dem Gesundheitsamt bekannt wird.

Was ist geblieben? Bei etlichen Firmen hat sich seit der Pandemie Homeoffice etabliert. Die Masken und andere Maßnahmen sind aus dem Alltag in Lahr verschwunden. Für manche ist Corona allerdings nicht vorbei – sie leiden unter Post-Covid, längerfristigen gesundheitlichen Einschränkungen nach einer Corona-Infektion. Wie viele Betroffene es in Lahr gibt, ist nicht bekannt.