Der Autor macht sich Gedanken über die Geldsorgen der Stadt Lahr – und wie sie sich lösen lassen.
Die Nachricht dürfte in der Kämmerei für große Erleichterung gesorgt haben: 3,3 Millionen Euro jährlich fließen vom Infrastrukturpaket des Bundes nach Lahr. Und zwar zwölf Jahre lang, also insgesamt 39,6 Millionen Euro. Das sind zweieinhalb Sport-Kitas, 26 Gründerzentren oder 2640 Luxus-Kaffeemaschinen. Wahnsinn!
Spaß beiseite: Das Geld ist überfällig. Endlich bekommen die Kommunen etwas vom vielzitierten Konnexitätsprinzip zu spüren. Dass das Land künftig auch noch rund zwei Drittel der Kosten für die Ganztagsbetreuung an Grundschulen übernehmen will, sorgt für weitere dringend benötigte Entlastung in Höhe von mehreren Hunderttausend Euro.
Die Stadt Lahr kann, wird und muss das Geld gut gebrauchen. Doch reicht das? Das Paket mutet eher wie Erste Hilfe für den angeschlagenen kommunalen Etat an.
Zu denken, dass der Haushalt dem OP-Tisch entkommt, wäre vermessen. Schließlich fangen die 3,3 Millionen Euro – wenn überhaupt – gerade einmal ein Drittel des prognostizierten jährlichen Defizits auf. Immerhin: Der Patient bleibt erst einmal am Leben.
Sport-Kita ja oder nein?
Für Lahr bedeutet der Geldsegen nichts anderes, als dass man jetzt die Gelegenheit hat, Löcher zu stopfen, bevor sie noch größer werden und bestehende Strukturen mit sich in die Tiefe reißen. Da wären wir wieder bei der Sport-Kita, über die am Montag im Gemeinderat abgestimmt wird.
Glückliches Timing für die Verwaltung: Mit den Millionen, die bislang nicht eingeplant waren, hat man eine Grundlage, das Gremium doch noch mehrheitlich vom Projekt zu überzeugen. Oder wo soll das Geld sonst hinfließen?
Jetzt nur zu verwalten, weniger zu sparen als bisher geplant, würde die Krankheit nur verschleppen. Haushaltskonsolidierung heißt auch, aktiv etwas zur Gesundheit beizutragen und weiteren Infekten vorzubeugen. Früher oder später werden städtische Kitas baufällig oder andere Träger springen ab.
Dann ist im Rat wieder von teuren, aber alternativlosen Investitionen die Rede. Es gehe ja um die Kinder und die seien die Zukunft. Mit der Sport-Kita in der Hinterhand könne man sich diese Ausgaben vielleicht sparen. Denn die Zukunft ist jetzt – beziehungsweise am Montag.