Kopfschmerzen, eine laufende Nase, ein kratzender Hals: Mit Beginn des Herbstes steigt auch die Zahl der Atemwegserreger wieder an. Ulrich Geiger, Vorsitzender der Kreisärzteschaft und Arzt für Allgemeinmedizin, erklärt, was es zu beachten gilt.
Der Herbst mit kühleren Temperaturen und rauerem Wetter steht vor der Tür. Damit steigt auch wieder das Risiko, sich an einem grippalen Infekt oder einer klassischen Grippe anzustecken.
Auch wenn die WHO den Corona-Gesundheitsnotstand bereits im Mai aufgehoben hat, sind auch Corona-Viren nach wie vor unterwegs. Ulrich Geiger, Vorsitzender der Kreisärzteschaft und Arzt für Allgemeinmedizin, erklärt, wann eine Maske zu tragen wieder eine sinnvolle Maßnahme sein kann und in welchem Fall eine Überlastung des Gesundheitssystems droht.
„Die Erkältungssaison hat wieder begonnen, die Schulen als Virenumschlagplatz laufen wieder“, erklärt Geiger auf Nachfrage unserer Redaktion. Die Grippewelle beginne dagegen meist erst im Januar oder Februar. „Um so wichtiger ist es, die Zeit bis dahin für die Impfung von Gefährdeten zu nutzen. Impfstoffe sind aber genug zur Verfügung“, betont er.
Risiko zu erkranken ist geringer als 2020
Erst kürzlich hat die Firma Biontech einen neuen Impfstoff auf den Markt gebracht, der an die derzeitige Omikron-Variante angepasst ist. Dieser ist als Corona-Auffrischungsimpfung in den Arztpraxen verfügbar. „Das Corona-Virus hat sich ja zum Glück verändert, hin zu einem stärker infektiösen, aber weniger krankmachenden Virus“, erklärt der Allgemeinmediziner. Das Risiko einer Erkrankung sei in sofern wesentlich geringer als im Jahr 2020, als sich die Krankheit zu einer weltweiten Pandemie entwickelt hatte. „Dennoch ist es keine harmlose Erkrankung“, macht Geiger deutlich.
Eine laufende Nase und ein Kratzen im Hals sind im Herbst nichts Ungewöhnliches. Doch hinter jedem Infekt könne auch eine Corona-Infektion stecken, weiß der Arzt. „Deshalb sollten Menschen mit Symptomen zu Hause bleiben“, empfiehlt er. Verpflichtende Corona-Maßnahmen gebe es jedoch derzeit keine.
Eine besondere Vorsicht gelte es in „sensiblen Bereichen“ walten zu lassen – etwa in Kliniken, Pflegeheimen oder auch in Sammelunterkünften. „Im Umgang mit gefährdeten Menschen können Masken bei einer Infektion eine sinnvolle Maßnahme sein“, erklärt Geiger. „Die Impfempfehlungen gelten für alle über 60 Jahre, für Bewohner sowie Bewohnerinnen und Mitarbeitende in der Pflege und chronisch Kranke“, so der Arzt. „Die Coronaimpfung ist das einzige, was zur Vorbeugung taugt, deshalb empfehle ich sie allen, für die sie zugelassen ist. Aber wenn sie jemand nicht möchte, dann ist es so.“
Wann eine Überlastung droht
Im vergangenen Winter waren bundesweit viele Krankenhäuser an ihre Grenzen gestoßen, oftmals war die Rede von einer „Überlastung des Gesundheitssystems“ gewesen. Ob es in diesem Jahr zu einer ähnlichen Situation kommt, wird sich zeigen. „Die Zahlenbasis ist sehr dünn, weil keine systematischen Tests durchgeführt werden“, erklärt Geiger, „vieles läuft unter dem Radar.“ Besonders beim Umgang mit Gefährdeten – etwa vor einem Besuch in einem Pflegeheim – könne ein Test ein wichtiger Baustein sein.
„Das Gesundheitssystem ist an manchen Stellen am Limit, das Personal ist knapp“, schätzt Geiger die Lage im Ortenaukreis ein. „Eine Überlastung droht vor allem, wenn zu viele Menschen in sensiblen Bereichen gleichzeitig krank werden, in den Krankenhäusern oder Pflegeheimen“, stellt er klar. Deshalb werde auch den Mitarbeitenden dort eine Impfung gegen Corona empfohlen.
Infektionsgeschehen
„Die WHO hat die Pandemie offiziell für beendet erklärt. Fallzahlen gibt es keine mehr“, erklärt das Landratsamt auf Nachfrage unserer Redaktion. Auf der Webseite Corona-Pandemieradar.de des Bundesministeriums für Gesundheit werden weiterhin aktuelle Daten zum deutschlandweiten Infektionsgeschehen veröffentlicht. Laut diesem liegt die 7-Tage-Inzidenz – Stand: 26. September – bei neun Covid-19-Fällen pro 100 000 Einwohner.