Die Flaschenabfüllanlage der Brauerei Foto: Stadt

Friedrich Eder hat die Geschichte der Oberndorfer Brauerei wie kaum ein anderer geprägt. Dabei musste er einige schwere Schicksalsschläge überwinden.

„Selten waren so viele Trauergäste an einem Grab“, titelte der Schwarzwälder Bote am 4. Juli 1973. Der Massenandrang an Trauergästen galt einem großen Unternehmer der Stadtgeschichte: Brauereibesitzer Friedrich Eder. Anlässlich seines 50. Todestags blickt die Stadtverwaltung auf sein Leben zurück.

 

Schon früh Brauerei-Luft geschnuppert

Der 1880 in Großostheim bei Aschaffenburg geborene Eder konnte früh im elterlichen Brauereibetrieb Kenntnisse für sein späteres Berufsleben gewinnen. Nach dem Realschulabschluss zog es ihn an die Weihenstephaner Brauereischule bei Freising. Im Anschluss an seine Ausbildung vertiefte Eder seine Kenntnisse in großen Brauereien und Mälzereien in Mutzig, Genf, Paris, München und Detmold.

Im Mai 1906 lockte ihn eine neue Anstellung zur Brauerei Graf nach Oberndorf. Ihr Besitzer Carl Graf wurde nicht nur sein neuer Chef, sondern auch sein Schwiegervater: Ein Jahr nach seiner Ankunft vermählte sich Eder mit der Tochter seines Arbeitgebers.

Eder trotzt schweren Schicksalsschlägen

Sein weiterer Lebensweg war von Herausforderungen und Schicksalsschlägen geprägt. Als seine Frau bereits nach neunjähriger Ehe unerwartet starb, stand Eder auf den Schlachtfeldern des Ersten Weltkriegs.

In die Wahlheimat zurückgekehrt, heiratete er 1920 ein zweites Mal. Doch nach 32 Jahren trennte der Tod auch diesen Ehebund. Aus den beiden Ehen gingen fünf Kinder hervor. Eines davon starb bereits im Kindesalter. Um die restlichen zwei Söhne und Töchter musste sich ihr Vater zeitweise alleine kümmern.

Pferde durch Autos ersetzt

Aller Bürden zum Trotz, blieb Eder tatkräftig. Nachdem sich Carl Graf in den Ruhestand zurückgezogen hatte, übernahmen Eder und sein Schwager Hermann Graf die Leitung des Brauereibetriebs. Gemeinsam gelang es Ihnen, die Produktion zu steigern. Gleichzeitig modernisierten sie den Betrieb. Bis 1935 wurden die Fuhrwerke und Pferde der Brauerei durch Autos ersetzt.

Der guten wirtschaftlichen Entwicklung wurde durch den Zweiten Weltkrieg ein jähes Ende gesetzt. Ein alliierter Luftangriff am 22. Februar 1945 legte mehrere Gebäude der Brauerei in Schutt und Asche. Entmutigen ließ sich Eder davon aber nicht. Schon am 4. April 1945 wurde neues Bier gebraut – unter freiem Himmel.

Neues Sudhaus geht in betrieb

Obwohl bereits über 65 Jahre alt, widmete sich Eder in der Nachkriegszeit dem Wiederaufbau des Betriebs. Neue Gebäude entstanden, Gär- und Lagerkeller wurden eingerichtet, Abfüllanlagen installiert und ein neues Sudhaus in Betrieb genommen. Nachdem Hermann Graf 1960 bei einem Verkehrsunfall ums Leben kam, führte Eder den Betrieb alleine fort. Ab 1964 übernahm die nächste Generation aus den Familien Eder und Graf das Steuer. Bis zu seinem Tod stand Friedrich Eder seinem Sohn Carl noch als Berater zur Seite.

Im heutigen Stadtbild gibt es vom Lebenswerk Friedrich Eders keine sichtbaren Zeugnisse mehr. Die Oberndorfer Traditionsbrauerei erlebte später turbulente Jahre und ging 2004 insolvent. 2014 kaufte die Stadt das Gelände und die leerstehenden Gebäude wurden abgerissen. Das Brauereiareal wird nun im Rahmen der Stadtsanierung einem neuen Zweck zugeführt.