Ihr Schicksal bewegt die Menschen - nicht nur in Stuttgart-Ost: Die Villa Berg verfällt zusehends, ihre Zukunft ist weiterhin ungeklärt. Foto: Petsch-Piechowski/PPFotodesign

Die Villa Berg ist die bekannteste, aber nicht die einzige Stuttgarter Immobilie, die sich in einer Art Dämmerzustand befindet. Das Waldhaus auf dem Hasenberg wartet auf einen neuen Pächter, der IBM-Zentrale droht der Abriss. Für das Beer-Gebäude ist dagegen mittlerweile ein Käufer gefunden.

Stuttgart – Auf der Terrasse sprießt das Unkraut. Die Fenster sind mit Sperrholz verrammelt. Die Villa Berg im Stuttgarter Osten, einst prachtvolles Landhaus des Kronprinzen Karl und seiner Frau Olga, macht einen trostlosen Eindruck.

Während die Villa im Dornröschenschlaf liegt, wird die Entscheidung über ihr Schicksal zur verworrenen Hängepartie: Das Düsseldorfer Unternehmen PDI will die SWR-Fernsehstudios im Park abreißen, um dort Wohnungen zu bauen. Voraussetzung ist, dass der Gemeinderat das Baurecht ändert – doch dafür gibt es dort schon seit 2009 keine Mehrheit mehr. Die Überlegungen von Lokalpolitikern wie Bezirksvorsteher Martin Körner (SPD) sind so einfach wie schlüssig: Wird das Baurecht nicht geändert, springt PID ab und dem Insolvenzverwalter der Häussler-Gruppe bleibt gar nichts anderes übrig, als der Stadt die Villa für wenig Geld zu überlassen.

Weitere Bedenkzeit eingeräumt

Doch so reibungslos dürfte das Ganze nicht ablaufen: Erst kürzlich hat der Insolvenzverwalter Michael Pluta der PDI noch einmal Bedenkzeit eingeräumt. Bis Ende 2013 können die Düsseldorfer sich entscheiden, ob sie den Kaufvertrag in Vollzug setzen oder davon zurücktreten, wenn das Baurecht für den Park nicht geändert wird. Aus dem Rathaus heißt es dazu, man werde alle Optionen prüfen, entschieden sei aber noch nichts.

Die Villa Berg ist die bekannteste, aber nicht die einzige Stuttgarter Immobilie, die sich in einer solchen Art Dämmerzustand befindet: Das Waldhaus am Hasenberg, einst beliebtes Ausflugslokal, steht seit 2008 leer und verfällt zusehends. Der ehemaligen IBM-Zentrale in Vaihingen droht der Abriss. Die Weilimdorfer Gaststätte „Blick Solitude“, seit Anfang des Jahres im Besitz der Stadt, wartet auf einen neuen Pächter.

Käufer für Beer-Gebäude gefunden

Für das Beer-Gebäude in der Wagenburgstraße ist dagegen ein Käufer gefunden: Der Verkäufer, der Bau- und Heimstättenverein, teilte am Montag mit, dass ein privates Immobilienunternehmen den Komplex übernehmen will. Der Kaufvertrag sei aber noch nicht unterzeichnet. Der Verein wollte das Beer-Haus dringend loswerden, nachdem ihm verboten wurde, das Gebäude aus den 1920er Jahren abzureißen.

Dass Bewegung nach jahrelangem Stillstand möglich ist, beweist auch die Geschichte der Minigolfanlage im Cannstatter Kurpark: Bevor das gemeinnützige Unternehmen SBR 2012 einsprang und 50.000 Euro in die Erneuerung steckte, gammelten die Bahnen in trostlosem Zustand vor sich hin. Seit vergangenen Pfingsten kann nun wieder eingelocht werden.

Nach einem Jahr zieht Geschäftsführer Manfred Kaul eine überwiegend positive Bilanz: "Natürlich kann man mit einem solchen Projekt keine Reichtümer verdienen, aber die Wirtschaftlichkeit ist gegeben. Vor allem erhalten wir viele positive Rückmeldungen von Bürgern, die sich freuen, dass die Anlage jetzt wieder so schön da steht." Einziger Wermutstropfen: Die schleppende Sanierung des Biergartens, der zu den Kursaal-Stuben gehört. "Um uns herum ist immer noch Baustelle."

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