Das Campen gehört bei Festivals für viele zum Erlebnis dazu. Foto: Kimmich

Der Festivalsommer steht in den Startlöchern. Armbändchen, Beerpong oder Dixie-Klos – fast jeder verbindet gute oder schlechte Erfahrungen. Wir haben uns in der Redaktion umgehört.

Die ramponierten Gummistiefel erzählen eine Geschichte. Ob diese vom schlammigen Campingplatz handelt oder davon, dass diese beim Jahrhundertunwetter zu Hause vergessen wurden.

 

Die Bilder, die einem in den Kopf schießen, haben ein ganz besonderes Flair, das nur Festivals erzeugen. Sei es der Geruch nach der durchgemachten Nacht oder der oft unvermeidbare Gehörsturz. Die Erlebnisse der Redaktionsmitglieder stehen dem in nichts nach.

Nichts bleibt so sehr im Gedächtnis wie der erste Besuch auf einem großen Musikfestival. Bei mir – wie bei vielen anderen – war es das Southside, vor genau 20 Jahren. Über manche Anekdote legt man besser den Mantel des Schweigens, aber eines ist mir besonders in Erinnerung geblieben: Ich wurde von einigen spontanen Campingplatzbekanntschaften für den Erziehungsberechtigten unserer Reisegruppe gehalten – obwohl wir alle im mittleren Teenageralter waren. Möglicherweise lag es an meiner Körpergröße und dem Vollbart. Oder aber an meinem besonnenen, reifen Auftreten. Wahrscheinlich.

Kein einziger Laut

Zwei Jahre fehlen noch – wegen der Corona-Absagen 2020 und 2021 – dann blickt Redakteur Patrick Nädele auf 25 Jahre Southside zurück. Aus all den Jahren gäbe es viel zu erzählen, doch ein Ereignis ragt doch besonders heraus. 2007 fand bei den Aufbauarbeiten am Tag vor Festivalbeginn im Unwetter ein Mitarbeiter der Johanniter-Unfall-Hilfe den Tod. Noch heute jage ihm die Erinnerung an 2008 einen Schauer über den Rücken, als für eine Schweigeminute 50 000 Musikfans keinen einzigen Laut machten.

Gewitter und Eisregen

Redakteur Daniel Schneider denkt mit Freude daran zurück, als er in „jungen Jahren“ beim Hexentanz-Festival im Saarland war. Als „Eisregen“ auftrat kommentierte ein Freund scherzhaft: „Du gehst in den Moshpit und kommst mit Blut, das nicht dein eigenes ist, wieder raus.“ In Metaler-Sprech also: Alle hatten Spaß. Dem setzte allerdings der Wetterbericht ein Ende, da die drohende Gewitterfront den Campingplatz in einen riesigen Schlammpfuhl verwandeln sollte. Deshalb reiste er einen Tag früher ab, die anderen Autos blieben im Morast stecken. Glück gehabt!

Die Moshpit-Feuertaufe

In rund 15 Jahren Festivals gab’s so einige Dinge, die Redakteurin Jasmin Cools in Erinnerung geblieben sind. „Etwa meine Moshpit-Feuertaufe mit 16 Jahren bei Rock am Neckar, als ich gleich beim ersten Zusammenstoß unfreiwillig einen Abgang machte (zu meinem Leidwesen auf Youtube dokumentiert). Oder als – nach wochenlanger Vorfreude auf ‚Bullet for my Valentine‘ – Sekunden vor dem Auftritt die Sintflut ins Taubertal kam und der Festivaltag ein jähes Ende fand. Da mischte sich Starkregen mit bitteren Tränen.“

Aber auch Festivals, an denen sie sich drei Tage lang nur von Pulled Pork und Pommes ernährte, und an denen Kindheitshelden sie mit ihren Songs in die Vergangenheit katapultierten (während sie auch dachte: „Mann, die sind ganz schön alt geworden“). „Diese Erinnerungen kann auch ein mittlerweile schon am ersten Festivaltag unsäglich schmerzender Rücken nicht trüben.“

Auch eine Schlammschlacht lässt sich nicht immer vermeiden. Foto: PATRICK NAEDELE

Schon 22 Jahre her?

Während sich die jüngeren Kollegen für das diesjährige Southside-Festival rüsten, kommen auch bei Redakteurin Corinne Otto ihre Lieblings-Erinnerungen hoch. Es ist ein sonnig-heißer Southside-Tag im Jahr 2003. „Ist das wirklich schon 22 Jahre her?“ Jedenfalls war das Festival noch jung, genau wie sie selbst.

Chris Martin hat mit „Coldplay“ 2003 die Menge beim Southside verzaubert. Foto: Nädele

„Ich hatte kaum Ahnung, wer da eigentlich spielt, Hauptsache dabei sein bei der Party“, schmunzelt sie. Aber dann: Es hatte sie aus unerfindlichen Gründen ganz vorne an die Bühne gespült, als Chris Martin mit „Coldplay“ die Luft vollends zum Flirren brachte. „Alle waren wie im Rausch – und das auch ohne zu viel Bier. Ein unvergessliches Erlebnis“, sagt sie. Bilder davon hat sie übrigens nicht – man hatte damals noch kein Handy dabei. „Vielleicht auch gut so.“