Victor Niemann aus Münchweier ist bis August 2026 in Bolivien unterwegs, um Kindern aus problematischen Lebensumständen zu helfen.
Von rund 1600 zu beinahe zwei Millionen Einwohnern, vom milden Klima zu schweißtreibenden Temperaturen: Victor Niemanns Umfeld dürfte derzeit wohl das genaue Gegenteil von dem sein, was er gewohnt ist. Der Grund: Zwischen ihm und seinem Zuhause in Münchweier liegen derzeit rund 11 000 Kilometer Luftlinie. Der 18-Jährige ist seit September in Bolivien, um sich dort im Rahmen eines Freiwilligendienstes für Kinder aus schwierigen Verhältnissen einzusetzen.
„Die spanische Sprache und die Sozialarbeit sind meine Leidenschaften, die ich miteinander verbinden wollte“, erklärt der junge Münchweierer im Gespräch mit unserer Redaktion seine Motivation dahinter. Ein Jahr lang ist er in Santa Cruz de la Sierra – mit fast zwei Millionen Einwohnern die größte Stadt des Landes. Dort arbeitet er bis Ende August 2026 in einer Einrichtung für Kinder und Jugendliche, bei denen es „in der Familie nicht so gut funktioniert hat“, erklärt es Niemann gelinde. Insgesamt leben dort 80 Kinder und Jugendliche von sechs bis 18 Jahren. Sie alle lernen, essen und schlafen dort.
Niemann möchte für die Kinder ein Ansprechpartner sein
Seine Aufgaben im südamerikanischen Land: „Meine Gruppe besteht aus 25 Kindern zwischen sechs und 14 Jahren. Ich mache mit ihnen Hausaufgaben und richte sie für die Schule.“ Und das macht er auch in dieser Reihenfolge. Während die älteren Jugendlichen morgens den Unterricht besuchen, geht es für die jüngeren erst später los. „Vormittags machen sie Hausaufgaben und helfen im Haushalt. Dann haben sie zwei Stunden Freizeit, in denen sie Sport treiben oder auch Instrumente spielen können. Gegen 15 Uhr müssen sie dann in die Schule“, so Niemann, der ab diesem Zeitpunkt dann Feierabend hat. „Mir ist es wichtig, für die Kinder ein verlässlicher Ansprechpartner zu sein und sie in ihrer persönlichen Entwicklung zu stärken.“
Fünf Tage in der Woche muss er im Einsatz sein: von Montag bis Mittwoch sowie Samstag und Sonntag. Am Wochenende hat die Schule – wie auch in Deutschland – geschlossen, die Kinder müssen also jeweils den ganzen Tag betreut werden. „Man bekommt mehr von ihnen mit und lernt sie besser kennen“, erklärt er, weshalb ihm der Wochenenddienst lieber ist.
Die Hitze ist eine Herausforderung
Die Sprachbarriere bereite ihm dabei nur wenig Probleme. „Die Kinder reden sehr schnell. Aber das geht schon“, erklärt Niemann, der während seines Abiturs Spanisch als Leistungskurs wählte. Herausfordernder sei dagegen das Klima in Bolivien. „Hier hat es gerne mal mehr als 33 Grad. Anfangs war ich sehr erschöpft, aber man gewöhnt sich dran“, sagt er.
Niemanns Unterkunft liegt in der selben Straße wie seine Einrichtung. Er schläft in einer Art Bungalo, das er sich mit einem Mitbewohner teilt. Dieser absolviere ebenfalls einen Freiwilligendienst. Bezahlt wird seine Unterkunft samt Frühstück und Mittagessen von der Don-Bosco-Hilfsorganisation, für die Niemann seinen Dienst leistet. Zusätzlich erhält er im Monat 100 Euro. „Das ist in Bolivien sehr viel“, betont der Münchweierer. „Außerdem sind die Menschen hier sehr nett. Erst letztens habe ich auf dem Markt Bananen geschenkt bekommen“, weiß Niemann zu schätzen.
Einige Dinge aus der Heimat vermisst er bereits
Und gibt es trotz der vielen neuen Eindrücke bereits Dinge, die er aus seiner Heimat vermisst? „Ja“, antwortet Niemann und erklärt schmunzelnd: „Der volle Kühlschrank und das gekochte Essen auf dem Herd.“ Demnach fehle ihm auch der Kontakt zu seiner Familie. Immerhin besteht ein Zeitunterschied von sieben Stunden. Hat Niemann in Bolivien also Feierabend, ist es für andere in Deutschland fast schon Schlafenszeit. Seiner Vorfreude auf die kommenden Monate tue das bislang jedoch keinen Abbruch. Zumal er sich schon feste Ziele vorgenommen hat. „Ich will in dieser Zeit auf jeden Fall viel von der Stadt sehen und vielleicht auch ein neues Instrument erlernen.“
Info – Spenden sammeln
Auf die Beine gestellt wird das ganze Projekt von der Entsendeorganisation „Don Bosco Volunteers“. Finanziert wird das Ganze zu 75 Prozent vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung. „Damit solche Hilfsprojekte auch in Zukunft Freiwilligendienste anbieten können, baut jeder Freiwillige einen persönlichen Unterstützerkreis auf“, erklärt Niemann. Gespendet werden kann an die Don Bosco Mission, Verwendungszweck: Victor Niemann S25VB011. Weitere Infos gibt es per E-Mail an victorniemann72 @gmail.com. Zudem hält der junge Ettenheimer seine Eindrücke auf einem Instagram-Kanal unter dem Namen vivavickyenbolivia fest.