Umwelt schonen und Spaß dabei – wer sein Fahrrad nicht nur in der Freizeit nutzt sondern als Ersatz zum Auto unter anderem auf dem Weg zur Arbeit, macht schöne Erfahrungen. In loser Serie stellen wir solche Radler vor. Den Anfang mache wir mit Sven Kremer.

Hechingen - Der Winter ist (zumindest offiziell) vorbei, der Frühling naht. Das lässt sich vom Fahrradsattel aus ideal erleben. "Manchmal halte ich morgens unterwegs ein paar Minuten an und höre einfach den Vögeln zu oder genieße einen wunderbaren Sonnenaufgang", erzählt der Rektor der Hechinger Albert-Schweitzer-Schule. Und das seien Erlebnisse, die er sehr genieße.

Zehn Kilometer sind es von seinem Wohnort in Mössingen zu seinem Arbeitsplatz am Hechinger Schlossberg. Er fährt noch mit reiner Muskelkraft, also mit einem Rad ohne Elektro-Hilfsmotor. Aber er ist ganz gut trainiert. "Für die Strecke brauche ich 25 Minuten, mit dem Auto eine Viertelstunde", erzählt er. In der Schule ziehe er sich dann um, da "schlüpfe in mein Schulleiter-Häs". Alles kein Problem.

Warum er radelt? Aus ökologischen Gründen auch, immerhin ersetzt er so komplett abgasfrei pro Monat mindestens 400 Kilometer Autofahrt und spart damit auch noch Geld. Außerdem erlebt er so die Natur, was ihm wichtig ist. Immerhin ist er im Mössinger Nabu mit Begeisterung im Vorstandsteam.

"Im Auto saust alles nur so an einem vorbei"

Die Strecke, die er jeden Tag fahre, führe wunderbar durch die vielfältige Landschaft am Albrand, berichtet er. "Im Auto saust das ja alles nur so an einem vorbei". Er genießt verschiedene Lichtstimmungen im Lauf des Jahres, wenn die Vögel wieder singen, Wolken am Himmel und wie der Wind in Feldern wogt. Regen ist für ihn nicht schlimm, "ich habe eine komplette Regen- und Winterausrüstung. Das Wetter hält mich in der Regel nicht ab." Und an den paar Tagen, wo es dann doch zu grauslich ist, könne er ja immer noch Auto fahren.

Was ihm aber auch wichtig ist: "Unterwegs auf dem Fahrrad kann ich sehr gut nachdenken, mich gedanklich auf den Arbeitstag vorbereiten und abends auf dem Heimweg dann auch wieder abschalten". Beim unterwegs sein nachzudenken, das strukturiere die Gedanken und bringe ihn fast schon auf philosophische Ideen.

Seit zehn Jahren, so lange ist er Schulleiter, fährt er nun regelmäßig mit dem Rad zur Arbeit. Nicht immer, manchmal muss er sperrige Dinge transportieren, manchmal stehen wichtige Termine weiter weg an. Aber wenn es irgendwie geht, radelt er. Und wenn er dann doch mal das Auto nehmen muss, empfindet er das eher als Opfer denn als Luxus. "Bei manchen Terminen radle ich auch erst nach Hause und fahre dann mit dem Auto, auch wenn das beispielsweise in Balingen ist", erzählt er.

Was ihm auch wichtig ist: Er will hier nicht mit mahnendem Zeigefinger auf Autofahrer weisen. "Es gibt für viele sicher gute Gründe mit dem Auto zu fahren", sagt er. Das müsse jeder selbst für sich entscheiden. Aber ein wenig für das Radeln zu werben, das mache er gerne, "weil das gut für die Umwelt ist, weil es gesund ist und weil es Freude macht."