Das Alten- und Pflegeheim in Wildberg feiert sein 160. Jubiläum. Foto: Geisel

Das Alten- und Pflegeheim in Wildberg hat eine lange Geschichte hinter sich. Dieses Jahr feiert es seinen 160. Geburtstag. Eingeweiht wurde es 1865, nachdem sich die württembergische Königin persönlich für die Altenhilfe einsetzte. Wir haben uns mit Leiter Ulrich Lutz über die Einrichtung und die Pflege im Alter unterhalten.

Das Alten- und Pflegeheim in Wildberg blickt auf eine lange und bewegte Geschichte zurück. Vor 160 Jahren legten ein Pfarrer und eine russische Königin den Grundstein für eine Einrichtung, die bis heute viele Veränderungen durchlaufen und sich zum Ziel gesetzt hat, Menschen ein würdiges Leben, auch in schwierigen Umständen, zu ermöglichen. Viele der engagierten Mitarbeiter setzen sich bereits seit Jahrzehnten genau dafür ein.

 

Die Geschichte des Alten- und Pflegeheims Wildberg beginnt mit Königin Olga und Pfarrer Philipp Paulus. Olga stammte aus Russland und wurde in eine unglückliche Ehe nach Württemberg verheiratet. Pfarrer Philipp Paulus aus Ludwigsburg erkannte, dass ambulante Versorgung von armen und alt gewordenen Menschen zum Beispiel über Sachspenden nicht ausreichte.

Es brauchte, so seine Idee, eine Versorgung in einer (stationären) Unterkunft als Antwort auf die fürchterliche soziale Verelendung zahlreicher alter, behinderter und gebrechlicher Menschen Mitte des 19. Jahrhunderts, ein „Haus der Barmherzigkeit“, wie er es theologisch formulierte.

Königin macht Altenhilfe zum eigenen Anliegen

Mit dieser Idee trat er an die Königin heran, die sein Anliegen zu ihrem machte und der Idee so zum Durchbruch verhalf. Die vollstationäre Altenhilfe in Württemberg war geboren. Im Dezember 1864 wurde deshalb die kirchliche Stiftung des bürgerlichen Rechts, die heutige Stiftung Altenheime Backnang und Wildberg, als Trägerin des Hauses der Barmherzigkeit in Wildberg, dem heutigen Alten- und Pflegeheim, gegründet.

Das Gebäude in Wildberg wurde als geeignet angesehen und gekauft. Im Frühsommer 1865 konnten die ersten Bewohner einziehen, am 9. November 1865 war die offizielle Einweihung. Seither war das Haus immer offen, unabhängig von Kriegen und Pandemien.

Beständigkeit zeichnet die Einrichtung aus, auf allen Ebenen. Ulrich Lutz leitet das Heim seit nunmehr 30 Jahren und ist erst die sechste Person in dieser Position – den ersten Heimleiter, der nach kurzer Zeit die Stelle wechselte, nicht eingerechnet. Zusammen mit ihm feierten im Januar zahlreiche langjährige Mitarbeiter Jubiläen, manche gehören dem Team der Einrichtung seit zehn Jahren an, andere sind bereits seit mehr als 30 Jahren dabei.

Ulrich Lutz ist seit 30 Jahren Leiter des Wildberger Altenheims. Foto: Lutz

„Dieses Haus hat immer davon gelebt, dass Menschen lange da waren“, fasst Ulrich Lutz zusammen. Als er 1994 mit seinem Vorgänger sprach, sagte ihm dieser, eine solche Tätigkeit sei auf zehn Jahre ausgelegt. „Jetzt sind es halt drei Mal zehn geworden“, scherzt Lutz.

Die Entscheidung, einen geliebten Menschen in ein Heim zu bringen, fällt den meisten Angehörigen schwer, weiß Ulrich Lutz. Oft geht dem Heimaufenthalt eine lange Zeit der ambulanten Pflege voraus. „Niemand schiebt einfach jemand ab.“ Erkrankungen wie Demenz, Parkinson oder ein Schlaganfall können es nahezu unmöglich machen, jemanden noch zuhause zu pflegen. Ganz abgesehen davon, was Angehörige alles aufgeben und leisten, um sich um ihre Liebsten zu kümmern.

Privates Engagement nicht zu ersetzen

In solchen Fällen sei ein Heim die stabilste und preisgünstigste Lösung für eine 24/7-Betreuung – trotz allem, was besser sein könnte. Dennoch: Ohne privates Engagement in Sachen Pflege gehe es nicht. „Wir können nie und nimmer alle versorgen“, ist sich Ulrich Lutz bewusst. „Über 80 Prozent pflegebedürftiger Personen werden noch immer zuhause betreut.“

Ulrich Lutz lebt für seinen Beruf und hat sich nach seinem Zivildienst ganz bewusst dafür entschieden, auch wenn der Weg bis zur Heimleitung noch ein paar Jahre dauern sollte. Dennoch stellt er fest, dass er ein psychisch belastendes Feld gewählt hat. „Auf mir lasten sehr viele Pflegeversprechen“, erklärt er die große Verantwortung in seiner Position. „Das verursacht mir manchmal schlaflose Nächte.“

„Hier kann man selig sterben“

Nicht wenige seiner Kollegen hätten auf den Stress und die Belastung mit gesundheitlichen Schäden reagiert. Was ihn seit 30 Jahren antreibt, ist eine Frage: „Wie schaffen wir es, dass die letzte Wegstrecke der Menschen noch Lebensqualität bietet?“ Einem Zitat seiner Mutter zufolge, die bis zu ihrem Tod ebenfalls eine seiner Bewohnerinnen war, hat Ulrich Lutz die Antwort gefunden: „Hier kann man selig sterben.“

Nach wie vor empfindet Ulrich Lutz seine Arbeit als unglaublich wertschöpfend: „Das Schönste ist für mich die Begegnung mit älteren Menschen. Es gibt unheimlich viele interessante Lebensgeschichten, an denen ich teilhaben durfte. Es ist faszinierend, davon noch etwas mitzubekommen. Das ist der größte Reichtum, die größte Bereicherung.“ Für Ulrich Lutz ist ganz klar: „Alte Menschen sind ein großer Schatz für eine Gesellschaft.“

Veranstaltungen rund ums Jubiläum